Heilbronn GB 05.indd
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LAGEBERICHT<br />
1. GESAMTWIRTSCHAFTLICHE<br />
LAGE<br />
Im Jahr 2005 hat sich in Deutschland der im Vorjahr begonnene<br />
leichte Konjunkturaufschwung in abgeschwächter Form<br />
fortgesetzt. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Jahr 2005<br />
nur um 0,9 %. Im Vorjahr wurde noch eine Wachstumsrate<br />
von + 1,6 % erreicht. Wie in den Vorjahren blieb das deutsche<br />
Wachstum deutlich hinter dem durchschnittlichen<br />
Wachstum im Euroraum (+ 1,3 %) oder den USA (+ 4,2 %)<br />
zurück. Für 2006 wird mit einem positiven Wirtschaftswachstum<br />
in Deutschland von + 1,5 % gerechnet. Auch dieser<br />
Wert liegt unter der, für den Euroraum prognostizierten<br />
Wachstumsrate von + 2,0 %. 2006 würde Deutschland damit<br />
den drittletzten Platz im Euroraum beim Wirtschaftswachstum<br />
einnehmen.<br />
Die Wirtschaft in Baden Württemberg wuchs im Jahr 2005<br />
um + 1,25 %, während 2004 noch + 2 % erreicht wurden.<br />
Dieser Wert wird vom statistischen Landesamt auch wieder<br />
für das Jahr 2006 prognostiziert.<br />
Die wesentliche Stütze für die deutsche Konjunktur 2005<br />
war wiederum die Exportwirtschaft. Die Ausfuhren könnten<br />
erstmals den Wert von 1 Billion Dollar überschreiten (Vorjahr<br />
820 Mrd. Dollar). Weil bei Deutschlands wichtigsten Handelspartnern<br />
– vor allem in der Euro-Zone – die Konjunktur<br />
anziehe, sei mit einem Zuwachs der deutschen Warenexporte<br />
im Jahr 2006 um fast zehn Prozent zu rechnen, schätzen<br />
etwa die Ökonomen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft.<br />
Ende 2004 erreichte der Euro mit einem Kurs von 1,36 Dollar<br />
seinen bisherigen Höchststand. Im Laufe des Jahres 2005 erholte<br />
sich die US-Währung jedoch deutlich, da die US-Notenbank<br />
die Zinsen deutlich anhob und durch Vergrößerung<br />
der Zinsdifferenz den US-Dollar stärkte. Die positive US-<br />
Konjunkturentwicklung und die Zinserhöhungen verhinderten,<br />
dass sich das Doppeldefizit in der US-Leistungsbilanz<br />
und im US-Haushalt negativer auf den Dollarkurs auswirkte.<br />
Mittelfristige Prognosen sehen einen schwächeren Dollarkurs<br />
zur Verminderung dieser Defizite. Diese Entwicklung könnte<br />
die deutschen Exporte negativ beeinflussen.<br />
Auch im Jahr 2005 setzte sich der seit Mitte der neunziger<br />
Jahre anhaltende Negativtrend in der deutschen Bauwirtschaft<br />
fort. Er ist seit über 10 Jahren die größte konjunkturelle<br />
Belastung. Die realen Bauinvestitionen sanken im Jahr<br />
2005 um ca. 4 % gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich<br />
hierfür war neben der negativen konjunkturellen Beeinflussung<br />
des Gewerbebaus auch die anhaltende Investitionsschwäche<br />
der öffentlichen Hand. Während der ersten neun<br />
Monate des Jahres 2005 wurden in Baden Württemberg ca.<br />
26.800 Wohnungen, 8 % weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum,<br />
genehmigt. Der Wegfall der Eigenheimzulage und<br />
der degressiven Gebäudeabschreibung werden der Wohnungsbaukonjunktur<br />
weiter zusetzen. Allerdings wird für<br />
2006 teilweise auch erwartet, dass die realen Bauinvestitio-<br />
nen leicht anziehen und damit der untere Wendepunkt der<br />
Baukonjunktur erreicht wird.<br />
Ein Schwachpunkt der Konjunktur blieb auch 2005 der private<br />
Konsum. Insbesondere die verhaltenen Tariflohnsteigerungen,<br />
die erneute Nullrunde bei den Renten und die Verschärfung<br />
einzelner Arbeitslosengeld-II-Regelungen lassen vielen<br />
Haushalten kaum Spielraum für höhere Ausgaben. Diese Entwicklungen<br />
werden langfristig auch die Wohnkaufkraft weiter<br />
schmälern.<br />
Anfang des Jahres 2005 wurde im Rahmen der statistischen<br />
Umstellungen bei der Einführung weiterer Hartz-Gesetze das<br />
reale Ausmaß der Arbeitslosigkeit deutlich, als die Zahl von 5<br />
Mio. Beschäftigungslosen überschritten wurde. Die Tendenz<br />
zum „jobless growth“ prägt den Arbeitsmarkt nachhaltig, da<br />
der internationale Wettbewerbsdruck dazu geführt hat, dass<br />
die deutsche Wirtschaft in vielen Bereichen ihre Wertschöpfungstiefe<br />
in den letzten Jahren dramatisch verringert hat.<br />
Im Jahresdurchschnitt waren ca. 4,9 Mio. Menschen in<br />
Deutschland arbeitslos, ca. 500 Tsd. mehr als im Jahr 2004. In<br />
Baden-Württemberg waren durchschnittlich 380 Tsd. Arbeitslose,<br />
40 Tsd. mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Der<br />
Rückgang bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
dürfte sich 2006 zwar verlangsamen, allerdings wird die Industrie<br />
– trotz guter Auftragslage – auf Grund des Globalisierungsdrucks<br />
weitere Stellen, auch im hoch qualifizierten<br />
Bereich abbauen oder verlagern. Beschäftigungsgewinne<br />
werden im Bereich der geringfügig Beschäftigten erwartet<br />
oder im Rahmen sonstiger Arbeitsgelegenheiten („1-Euro-<br />
Jobs“), vor allem im Dienstleistungsbereich, realisiert.<br />
Die Entwicklung der verfügbaren Realeinkommen folgte im<br />
Jahr 2005 der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Daran<br />
hat erwartungsgemäß die Steuerreform am Jahresanfang<br />
2005 nichts geändert. Auch die aktuellen Auseinandersetzungen<br />
in der Tarifrunde 2006 werden die negative Entwicklung<br />
für die Arbeitnehmerhaushalte in der Summe nicht ändern.<br />
Eine zunehmende Belastung für die Budgets der Privathaushalte,<br />
mittelfristig auch für die Produktionskosten, stellen die<br />
dynamisch steigenden Energiepreise dar, die die Teuerungsrate<br />
treiben. So stiegen die Verbraucherpreise 2005 um 2 %.<br />
Für das laufende Jahr werden + 1,3 % erwartet. Die tatsächliche<br />
Entwicklung dürfte zunehmend von der Lage im Nahen<br />
Osten, dem Wirtschaftswachstum in Asien, aber auch von der<br />
Bereitschaft und Fähigkeit der Ölindustrie zu Erweiterungsinvestitionen<br />
abhängen.<br />
Erwartungsgemäß wurden vom deutschen Staat die Stabilitätskriterien<br />
der europäischen Währungsunion mit einem<br />
Staatsdefizit in Höhe von 3,6 % des Bruttoinlandsproduktes<br />
klar verfehlt, für 2006 wird mit 3,2 % ebenfalls der Grenzwert<br />
von 3 % überschritten.<br />
Zur Verbesserung der Staatseinnahmen und zur Stabilisierung<br />
der wankenden Sozialsysteme wurden von der neuen,<br />
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