Rauchgasreinigung - Axpo-Holz
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Trockensorptionsverfahren<br />
6.2 Verfahren mit Natriumhydrogencarbonat<br />
Der Einsatz von Kalkhydrat setzt eine ausreichend hohe Rauchgasfeuchte voraus. Mit der<br />
Verwendung von Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) als Sorptionsmittel lässt sich ein<br />
Trockensorptionsverfahren realisieren, das von der Rauchgasfeuchte unabhängig ist. Denn<br />
Natriumhydrogencarbonat zersetzt sich bei Temperaturen von mehr als 140°C zu<br />
Natriumcarbonat (Na2CO3), Kohlendioxid (CO2) und Wasserdampf (H2O).<br />
Die Reaktivität des Natriumhydrogencarbonats entsteht erst durch die Abspaltung von<br />
Kohlendioxid und Wasser. Daher muss sichergestellt werden, dass die Zerfallsreaktion zum<br />
Natriumcarbonat mit hohem Umsatz stattfindet. Das Gewebefilter wird daher üblicherweise<br />
bei 180°C betrieben und die Dosierstelle wird mit ausreichendem Abstand davor angeordnet,<br />
so dass die Verweilzeit im Rauchgasstrom mindestens 2 Sekunden beträgt. Die CO2- und<br />
H2O-Moleküle hinterlassen Lücken bzw. Löcher im Natriumcarbonat, so dass hierdurch ein<br />
Partikelkorn mit einer hohen spezifischen Oberfläche entsteht. Das frisch erzeugte<br />
Natriumcarbonat ist deshalb reaktiver als das normale Kalkhydrat. Trotzdem wird für eine<br />
effektive Schadgasabscheidung das körnige Natriumhydrogencarbonat vor der Dosierung in<br />
Sichtermühlen fein aufgemahlen, um über eine grosse Oberfläche die Reaktivität<br />
herbeizuführen.<br />
Schwefeldioxid, Chlor- und Fluorwasserstoff reagieren mit Natriumcarbonat gemäss den<br />
folgenden Reaktionsgleichungen zu Natriumsulfit, Natriumsulfat, Natriumchlorid und<br />
Natriumfluorid. Bei der Reaktion von Natriumcarbonat mit SO2 entsteht etwa ein Drittel<br />
Natriumsulfit und zwei Drittel Natriumsulfat.<br />
Die Reaktivität der betreffenden Schadgaskomponenten gegenüber Natriumcarbonat lässt<br />
sich wie folgt einteilen:<br />
SO3 > HCl > SO2 >> HF > CO2<br />
Aus den Reaktionsgleichungen ist ersichtlich, dass Natriumhydrogencarbonat im Gegensatz<br />
zu Kalkhydrat nur mit einem Chloridion reagiert. Ebenso werden bei der Reaktion mit SO2<br />
zwei Teile Natriumhydrogencarbonat benötigt aber nur ein Teil Kalkhydrat. Aus den<br />
Stoffmengenbilanzen können die Massen berechnet werden. Dementsprechend beträgt der<br />
Absorbensverbrauch zur Abscheidung von 1 kg Chlorid bei stöchiometrischer Umsetzung<br />
nur 1.04 kg Calciumhydroxid, aber 2.37 kg Natriumhydrogencarbonat. Für die Reaktion mit 1<br />
kg SO2 sind 1.16 kg Calciumhydroxid, aber 2.63 kg Natriumhydrogencarbonat erforderlich.<br />
Dr.-Ing. Markus Franz | <strong>Rauchgasreinigung</strong> 32