Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg
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Akzente 29<br />
seitigkeit, Ihre Motivationsgabe, Ihre Energie, Ihr<br />
Begriff von Qualität, Ihr Ausgleichsvermögen, Ihre<br />
Liebe zur Jugend, Ihre klangsensible Gestaltungskraft,<br />
Ihre Hellhörigkeit <strong>für</strong> das Wesentliche und Ihr<br />
berühmtes Organisationstalent auch.<br />
Beim Schreiben dieser Zeilen denke ich an vieles,<br />
was mit Ihrem Tun eng verbunden ist. Zum Beispiel<br />
an das unvergessliche 44. Deutsche Bachfest von<br />
1969, an „Ihr“ Fest, das durchdrungen war von<br />
erlebter Bachscher Spiritualität und ihrer Spiegelung<br />
in der Musik unserer Zeit. Ich denke an die<br />
<strong>Heidelberg</strong>er Bachwochen, die Ihre Handschrift<br />
tragen und die in oft aufregendster Weise die Aktualität<br />
Bachs propagiert haben. Und ich denke an<br />
die <strong>Heidelberg</strong>er <strong>Kirchenmusik</strong>tage, mit denen Sie<br />
das kirchenmusikalische Potential dieser Stadt in<br />
einer ökumenischen Gesinnung zusammengefasst<br />
und zusammen mit Ihren Kollegen zu einer Manifestation<br />
zeitgemäßer Verkündigung werden ließen.<br />
Oder daran, wie kontinuierlich Sie mit Musikern aus<br />
dem anderen Teil Deutschlands Verbindung halten<br />
und sie nach Möglichkeit zu Konzerten nach <strong>Heidelberg</strong><br />
holen. Durch Sie hat die <strong>Kirchenmusik</strong> in<br />
<strong>Heidelberg</strong> eine kleine, aber nicht hoch genug zu<br />
veranschlagende gesamtdeutsche Perspektive<br />
erhalten. Oder ich denke daran, wie oft Sie jungen<br />
Künstlern eine Chance gegeben haben. Und ich<br />
entsinne mich der ein oder anderen Aufführung<br />
unter Ihrer Leitung: der atmenden Reinheit und der<br />
engen Sprachbindung einer Schütz-Passion, der<br />
gleißenden und ganz schlank dahinschwingenden<br />
Pracht des „Sanctus“ aus einer h-moll-Messe, der<br />
Glut der Glagolitischen Messe, der bestürzenden,<br />
erschütternden Friedensfeier des War Requiem.“<br />
Mein Vater war nicht frei von Ängsten. Unsicherheit,<br />
Geltungsbedürfnis, Verletzlichkeit, auch das waren<br />
Anteile seiner Persönlichkeit. Er verstand es, sie mit<br />
der ihm eigenen Energie in Gestaltungswillen und<br />
Ausdruckskraft zu transformieren. Sein Freund, der<br />
Bassbariton Hans-Olaf Hudemann, schrieb ihm:<br />
„Deine musikalische Gestaltung wird überhöht<br />
durch Dein inneres Erleben. Der Ausdruck stellt<br />
sich fast von selbst ein, und der Hörer wird von der<br />
Gestaltung angerührt.“<br />
Einer großen Ernsthaftigkeit stand eine Losgelöstheit<br />
gegenüber, eine manchmal kindliche Freude<br />
und Begeisterungsfähigkeit. In der Arbeit galt <strong>für</strong><br />
ihn höchste Konzentration gemäß seinem Motto<br />
„res severa verum gaudium“, nach getaner Arbeit<br />
Ausgelassenheit in geselliger Runde und am Klavier<br />
als Interpret von Sketchen und Schlagern. Von<br />
Prof. Poppen brachte ihm dies den Ordnungsruf<br />
ein: „Lieber Hübner, Sie studieren hier <strong>Kirchenmusik</strong>!“,<br />
wohingegen Wolfgang Fortner meinte: „Sie<br />
sollten lieber doch nicht <strong>Kirchenmusik</strong> studieren“.<br />
Erich Hübner im Februar 1980 unter dem Glockenspiel-Turm<br />
Ich möchte schließen mit einem Auszug aus der<br />
Ansprache von Pfr. Bender bei der Trauerfeier am<br />
28.2.1985:<br />
„Die Gottesdienste in Handschuhsheim haben ihren<br />
guten Ruf nicht nur durch ihre Prediger bekommen,<br />
sondern vor allem auch durch ihren Kantor.<br />
Durch die Chöre und durch die regulierte <strong>Kirchenmusik</strong>,<br />
die ihm, wie Johann Sebastian Bach,<br />
ein Anliegen gewesen ist. In den letzten Jahren