Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg
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Interview 35<br />
Kann man also<br />
sagen, dass der<br />
künstlerische<br />
Raum der Lorenzkirche<br />
mit<br />
seiner Atmosphäre<br />
und seinen<br />
Kunstschätzen<br />
Sie auch inspiriert?<br />
Durchaus, das spielt<br />
schon eine Rolle. Der<br />
Raum selbst und<br />
dann natürlich auch<br />
das, was mit dem<br />
Raum immer wieder<br />
passiert. Er ist ja selten<br />
stabil, wir haben immer irgendeine Baustelle.<br />
Durch den Orgelbau waren über Jahre immer wieder<br />
Gerüste aufgestellt. Auf einmal war die Kirche zehn<br />
Meter kürzer oder in der Mitte viel schmaler. Da<br />
haben wir z.B. mal ein sogenanntes „Klingendes<br />
Gerüst“ gemacht, bei dem ein Kammerensemble<br />
wie eine lebende Klanginstallation auf den verschiedensten<br />
Etagen verteilt war.<br />
Stichwort Nürnberg und Umgebung – wie<br />
ist Ihre Arbeit im kulturellen Leben der<br />
Stadt und der Region verankert?<br />
Im Bewusstsein, glaube ich, sehr stark. Die Nürnberger<br />
haben ein sehr gutes Verhältnis zur Lorenzkirche,<br />
ob sie zur Gemeinde gehören oder nicht. Die<br />
Kirche ist ein zentraler Ort inmitten der Stadt. Um sie<br />
herum findet alles statt, auch jede politische Kundgebung<br />
oder Demonstration. Die Menschen mögen<br />
die Lorenzkirche. Das heißt aber nicht, dass sie<br />
immer auch kommen würden. Es könnte vieles viel<br />
besser besucht sein. Aber als kulturelle Institution ist<br />
die Lorenzkirche schon etabliert.<br />
Wie sehen Sie Ihre Arbeit im Kontext des<br />
kirchlichen Auftrages? Es ist sicher auch<br />
<strong>für</strong> die hier tätigen Geistlichen eine<br />
schwierige Balance zwischen Touristenkirche,<br />
Denkmal sozusagen, auch „musikalischem“<br />
Denkmal, Konzertkirche und<br />
dem dann tatsächlichen kirchlichen Auftrag.<br />
Das könnte spannungsreich sein, ist es aber nicht.<br />
Wir, die Pfarrer und alle, die hier hauptamtlich arbeiten,<br />
ziehen gemeinsam an einem Strang und sind<br />
uns der Situation bewusst, dass wir auf der einen<br />
Seite die Gemeinde haben, aber auf der anderen<br />
Seite ganz viele weitere Menschen, die aus irgendwelchen<br />
Gründen zu uns kommen. Es gibt hier die<br />
besondere Stelle eines Touristenpfarrers. Seine<br />
Aufgabe ist, den Gästen nicht wie bei den Stadtführungen<br />
nur zu erzählen, wann Adam Kraft oder Veit<br />
Stoß gelebt haben, sondern anhand der bedeutenden<br />
Kunstwerke auch theologische Inhalte zu transportieren,<br />
Impulse zu geben, umgekehrt auch als<br />
seelsorgerischer Gesprächspartner zur Verfügung<br />
zu stehen. Die Arbeit des Touristenpfarrers steht in<br />
engem Kontakt zu der des <strong>Kirchenmusik</strong>ers, da<br />
diese Angebote oft auch musikalischer Natur sind.<br />
Es gibt Kirchenführungen, aber es gibt auch Orgelführungen.<br />
Irgendwo ergänzt sich das und ist ein<br />
wichtiger Teil des kirchlichen Lebens hier. Die <strong>Kirchenmusik</strong><br />
wird nicht als eine Konkurrenz zum gottesdienstlichen<br />
Leben verstanden, sondern als eine<br />
zweite Schiene, als Ergänzung. Ich habe hier nie<br />
erlebt, dass ein Pfarrer neidisch darauf gewesen<br />
wäre, dass ein Konzert gut besucht war und ein<br />
Gottesdienst schlecht.<br />
Nun zum „Lorenzer Orgelprojekt“. Soweit<br />
ich verstanden habe, hängt da vieles<br />
auch mit den akustischen Verhältnissen<br />
in St. Lorenz zusammen. Können Sie in<br />
kurzen Worten dieses Projekt schildern?<br />
Was war der eigentliche Auslöser, und<br />
wie hat sich vor allen Dingen das akustische<br />
Problem lösen lassen?<br />
Ausgangspunkt war in der Tat die Akustik der Lorenzkirche.<br />
Sie ist aus Sandstein gebaut, dieser<br />
Sandstein ist sehr porös und von daher sehr stark