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Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg

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36 Interview<br />

schallschluckend. Es ist nicht leicht, die Kirche mit<br />

Klang zu füllen, v.a. von einem Ort aus. Es gibt einen<br />

akustisch sehr guten Ort, nämlich die Langhauswand,<br />

an der das Schwalbennest hängt. Wie in<br />

vielen französischen Kathedralen ist dieser Platz gut,<br />

weil er in der Mitte des Kirchenschiffes liegt und in<br />

alle Richtungen abstrahlt. Aus optischen und statischen<br />

Gründen kann man dort aber kein beliebig<br />

großes Instrument bauen. Dieser Platz war seit 1444<br />

von Orgeln besetzt. Es gab aber auch schon vor<br />

1500 eine zweite Orgel auf der gegenüberliegenden<br />

Seite, und zeitweise eine weitere vorne unten in der<br />

Nähe der Chorschwelle. Im 19. Jahrhundert hat man<br />

dann die Westempore mit einer Orgel besetzt, was<br />

klanglich nicht ausreichend war <strong>für</strong> den ganzen<br />

Raum. Als man 1937 im Westen die große Orgel<br />

gebaut hat, bezog man sich auf das mittelalterliche<br />

Vorbild und hat die Kirche mit drei Orgeln und elektrischer<br />

Traktur bespielt.<br />

Mit der Zerstörung der Kirche sind die beiden vorderen<br />

Orgeln kaputtgegangen, nur die Hauptorgel<br />

blieb im Wesentlichen erhalten. Man hat dann 1962<br />

eine neue Schwalbennestorgel gebaut. Das war die<br />

Situation, die ich 1996 vorgefunden habe. Es war<br />

klar, dass diese Anlage auf Dauer nicht so bleiben<br />

kann, schon aus technischen Gründen. Es gab damals<br />

noch baumwollumwickelte Kabel, und die Setzeranlage<br />

aus den 70er Jahren war sehr anfällig.<br />

Aber die Orgeln waren damals schon alle<br />

verbunden?<br />

Ja, 1937 waren sie alle verbunden, und als ich hierher<br />

kam, waren die neue Schwalbennestorgel und<br />

die Hauptorgel verbunden. Es stellte sich nun die<br />

Frage, wie man vorgehen soll. Viele waren der Meinung,<br />

man sollte die Hauptorgel aus den 30er-<br />

Jahren abreißen. Ich war davon nicht überzeugt, bin<br />

es auch nach wie vor nicht, ich glaube, es war richtig,<br />

sie zu erhalten. Wenn man 100 Register zur<br />

Auswahl hat, muss einem nicht jedes gefallen. Für<br />

die technische Beurteilung haben wir dann verschiedenste<br />

Sachverständige kommen lassen. Das<br />

von der Firma Klais letztlich realisierte Projekt sah<br />

die Renovierung der Hauptorgel und deren Erweiterung<br />

um ein Hochdruckwerk nach historischem<br />

Vorbild, den Wiederaufbau unserer übernommenen<br />

und in Kisten eingelagerten romantischen Orgel<br />

sowie den Neubau des Schwalbennestes vor, weil<br />

die Orgel von 1962 mit dem, was entstehen sollte,<br />

klanglich nicht harmoniert hätte. Außerdem wollten<br />

wir eine mechanische Spielbarkeit der Schwalbennestorgel,<br />

damit man an einer Stelle ein auch <strong>für</strong><br />

Barockmusik gut geeignetes Instrument hat. Die<br />

Realisierung hat dann viele Jahre gedauert, einmal<br />

aus bautechnischen Gründen – keiner hätte das am<br />

Stück bauen können, unsere Kirche ist im Winter ja<br />

auch bitterkalt. Außerdem mussten wir die 2,75 Mio.<br />

Euro finanzieren. Wir haben bei Null angefangen,<br />

also mussten Spenden akquiriert werden. Das Projekt<br />

wurde daher in drei Bauabschnitte gegliedert.<br />

Hierzu gleich die nächste Frage: Wie haben<br />

Sie es geschafft, fast 3 Mio. Euro<br />

aufzubringen? Wenn ich richtig gelesen<br />

habe, wurden keine Kirchensteuermittel<br />

verwendet.<br />

Ja, weil man in Bayern <strong>für</strong> solche Projekte keine<br />

Steuermittel einsetzen darf. Der Bischof hat die Orgeln<br />

zwar eingeweiht, aber es gab keine Zuschüsse<br />

der Landeskirche. Natürlich hat die Gemeinde durch<br />

den Verkauf einer Wohnung und durch eine Erbschaft<br />

Geld beigesteuert. Wir haben öffentliche Gelder<br />

durch die Bayrische Landesstiftung und durch<br />

die Zukunftsstiftung der Stadtsparkasse bekommen,

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