01-03 2008.p65 16 08.07.2008, 10:30
heitsgründen ihre Zuladung limitiert, d.h. in Kabul im Sommer beim Flug über den Hindukusch auf lediglich 3-4 Tonnen oder auf ca. 20 Passagiere. Nur im Notfall, unter den Bedingungen des operationellen Flugbetriebes, welcher den Triebwerkausfall beim Start nicht berücksichtigt, gehen wir ein höheres Risiko ein. Doch zurück zu den Emotionen. Jede der Transall hat eine Seele, jede sieht anders aus, vor allem die weißen; jeder Pilotensitz ist anders, in der Idealposition noch immer zu hoch oder zu tief, der gewünschte Abstand zum Steuerhorn stimmt nie perfekt, die Anzeige der Seitenrudertrimmung steht immer woanders, vor allem bei der 50+33, die einst nach Ausfall beider Triebwerke auf einer Wiese bei Hohn mit eingefahrenem Fahrwerk notlandete und durch mehrmaliges Auseinander- und Zusammen-schrauben durch die Technik wieder in den Flugbetrieb zurückkehrte. Aber das fliegerische Gefühl säße ohnedies nur im Hintern, wie einst ein älterer Kommandant dem mitfliegenden Reporter der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung plastisch erläuterte. Der Geruch nach afrikanischer Hirse, wenn man morgens den Laderaum betritt, das leise Surren der sich öffnenden GTG-Klappe, gefolgt vom langsam anschwellenden Aufjaulen der Hilfsturbine, das schließlich vom sonoren Dröhnen der beiden über 6.000 PS starken Triebwerke übertönt wird, sind Eindrücke, die all jene, die sie zu fliegen, niemals vergessen werden. An was denkt man: An das Dröhnen der riesigen Propeller in der Luft, aber kreischend und schmerzend für ungeschützte Ohren am Boden, an das Scharren und Schleifen der Ketten, die Fahrgeräusche von Ladetor und Rampe, an das Bericht Blasen der Klimaanlage, vorne zu heiß, hinten zu kalt, an Vibrationen überall, an das Pfeifen der Elektrik, an den Duft frischen Kaffees des Ladungsmeisters oder an seine knackigen Würstchen mit Kartoffelsalat, an das Einwinken des Wartes, Auslaufen der Propeller, Nachfüllen von Öl, Abdecken der Triebwerke, Warten auf das Line-Taxi, After-Landing Bier; an viele Platzrunden in Wunstorf, das Hotel Italia in Deci, abends auf der Via Roma, das Hotel Kydon in Chania auf Kreta, den Lachs aus Bergen, den Seitenwind auf Lajes, die Mücken in Goose Bay, Schneestürme in Gander, Showtänze in St. Johns, vieles in Washington, an die Traumziele Los Angeles und San Fransisco, irische Gesänge bei Durty Nelli’s, an Hungerhilfe in Afrika, die Sorgen in Falconara, den Mut für und in Sarajevo, die Drop-Einsätze über Ost-Bosnien, den Kamelstaub in Belet Huen, das Gold in Bahrein, die Erdbeben in der Ost-Türkei, die AMF-Verlegung nach Thessaloniki, an möglichst kein Durchstarten in Bardufoss, an die Unterkunft in Libreville und die Container in Mazar, und viele Telefonate mit den Lieben zu Hause. Doch vergessen wir bei den beeindruckenden Leistungen, mehr als 900.000 Flugstunden, über 600.000 Tonnen Ladung und fast 4,2 Mio. Passagieren, nicht jene, die bei diesen Einsätzen ihr Leben ließen. Bei tragischen Abstürzen auf Kreta, bei Lohr am Main und auf den Azoren verloren 59 Menschen beim Einsatz für unser Vaterland ihr Leben. Ich bitte Sie, einen Moment innezuhalten, und gemeinsam den Toten bei Einsätzen des Lufttransportkommandos und seiner Verbände zu gedenken. Quo vadis Transportflieger, wie geht es weiter? BRUMMEL 01-06/2008 http://www.brummel-ltg<strong>63</strong>.de Seite 17 01-03 2008.p65 17 08.07.2008, 10:30