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Untitled - Schwabenakademie Irsee

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Karl Bayer<br />

Antike Zeitmessung<br />

Die Kalenderreform des Caius Iulius Caesar<br />

Von dem Problem der Zeit müßte man eigentlich mit heißem Herzen sprechen.<br />

Ich kann das hier nur mit dem ‚kalten Blick‘ des Technikers tun. Meine<br />

Frage also: Wie begann das alles und wie kam es zur heute üblichen Zeitmessung,<br />

die das tägliche Leben mit Uhr und Kalender reguliert, um nicht zu sagen:<br />

tyrannisiert. Ich nenne nur Terminkalender und Stechuhr.<br />

Es begann mit dem Kampf ums Überleben, den der Mensch von Anbeginn<br />

zu bestehen hatte. Wer nur so in den Tag hinein lebte, kam um; wer vorsorgte,<br />

hatte eine Chance: Es galt, die Vegetationsphasen zu nutzen, um Vorräte<br />

für den Winter anzulegen. Woran aber konnte man sich dabei orientieren?<br />

Zunächst am Lauf der Sonne und des Mondes, bald auch am Gang der Gestirne.<br />

Für antike Denker macht das Nach-oben-Richten des Blickes den eigentlichen<br />

Unterschied zum Tier aus, das mit zum Boden gesenktem Blick sorglos<br />

dahinlebt: „Alle Menschen, die höherstehen möchten als die übrigen Geschöpfe,<br />

sollten mit aller Kraft danach streben, nicht in Stille durchs Leben zu<br />

gehen wie das Vieh, das die Natur so gemacht hat, daß es gebeugt geht und<br />

nur dem Bauch gehorcht.“ 1<br />

Indes: Wann blicken wir heute, namentlich als Großstadtmenschen, zum<br />

Himmel auf, und wenn wir es tun: Was können wir damit anfangen? Der ‚gestirnte<br />

Himmel über uns‘, von dem Immanuel Kant noch voller Ehrfurcht<br />

sprechen konnte: ästhetischer Genuß; der Mond: etwas für Träumer; die Sonne:<br />

Haben wir schon gebucht! Kurz: All das bedeutet heute nur noch wenig.<br />

An die schwierigen Anfänge der Zeitrechnung denken nur wenige. In aller<br />

Regel fällt uns nur das Kuriose daran auf; man schüttelt den Kopf und zieht<br />

falsche Schlüsse auf diejenigen, deren kühner Intelligenz die ersten Schritte<br />

zu verdanken sind.<br />

1. Die Anfänge der Zeitrechnung<br />

Versetzen wir uns einmal zurück in diese Anfänge. Daß die Sonne auf- und<br />

untergeht, also Tag und Nacht bewirkt, ist unübersehbar. Was ihr Lauf mit<br />

dem Phänomen der Jahreszeiten zu tun hat, ist schon nicht mehr ganz so<br />

1 Omnis homines, qui sese student praestare ceteris animalibus, summa ope niti decet, ne<br />

vitam silentio transeant veluti pecora, quae natura prona atque ventri oboedientia finxit.<br />

– SALLUST, Coniuratio Catilinae 1,1 (Übers. W. Eisenhut / J. Lindauer).

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