Imagixx Ausgabe Nr. 02-2009
Imagixx Ausgabe Nr. 02-2009
Imagixx Ausgabe Nr. 02-2009
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aber nie aus den Linkskurven. Bei<br />
Life Kinetik lernt man, die Augen<br />
gleichwertig zu trainieren.<br />
Ein anderer Ansatz ist der, dass man<br />
nicht erst mit der Übung, zum Beispiel<br />
einer Jonglierübung, aufhört,<br />
wenn man sie kann, sondern schon<br />
vorher. Was bringt das?<br />
Neureuther: Es geht ja nicht darum,<br />
die Übungen bis zur Perfektion<br />
zu automatisieren, sondern<br />
darum, neue Verbindungen im<br />
Gehirn zu bilden. Zum Beispiel<br />
die folgende Übung: Du hast in<br />
jeder Hand einen Ball, wirfst sie<br />
hoch, überkreuzt während ihrer<br />
Flugphase die Hände und fängst<br />
sie mit gekreuzten Armen wieder<br />
auf. Das ist für Anfänger sehr<br />
schwer, stimuliert aber verschiedene<br />
Areale des Gehirns. Wenn<br />
man die Übung zum Beispiel<br />
fünfmal macht, bis man sie halbwegs<br />
kann, hat man schon neue<br />
Vernetzungen im Gehirn entwickelt.<br />
Und darum geht es, und<br />
nicht darum, dass man die Übung<br />
perfekt beherrscht.<br />
Wie oft trainieren Sie?<br />
Neureuther: Das Wichtigste daran<br />
ist – man muss konstant dabeibleiben.<br />
Als ich dank dieses Trainings<br />
besser geworden bin, habe<br />
ich damit aufgehört, weil ich<br />
dachte, ich brauche das nicht<br />
mehr. Prompt bin ich aus den ersten<br />
vier Rennen wieder ausgeschieden.<br />
Ich fing also wieder an<br />
mit Horst Lutz zu trainieren, und<br />
am Ende der Saison bin ich kein<br />
einziges Mal mehr aus den Kurven<br />
geflogen. Seither trainiere ich<br />
etwa drei- bis viermal die Woche<br />
eine Dreiviertelstunde mit Life<br />
Kinetik. Das ist natürlich nicht alles,<br />
was ich mache. Auch mein<br />
Körper muss trainiert werden –<br />
fünfmal fünfeinhalb Stunden die<br />
Woche, dazu noch eine Einheit<br />
am Wochenende.<br />
Sie hatten gesundheitlich relativ viele<br />
Probleme, mit erst 25 Jahren zwei<br />
Bandscheibenvorfälle. Im Sommer<br />
2004 kam eine Herzbeutelentzündung<br />
dazu. Wie konnte das alles passieren?<br />
Neureuther: Der Grund für die<br />
Herzbeutelentzündung war, dass<br />
ich trotz einer Erkältung einfach<br />
weitertrainiert habe. Das passiert<br />
mir nicht mehr. Und Rückenschmerzen<br />
plagen mich schon immer,<br />
weil ich eine leichte Fehlstellung<br />
der Hüfte habe. Der Bereich,<br />
wo ich die Bandscheibenvorfälle<br />
hatte, in den Lendenwirbeln, ist<br />
aber ganz klassisch für Skifahrer,<br />
weil hier die Erschütterungen gedämpft<br />
werden. Beim Skifahren<br />
ist man eben extremen Schlägen<br />
und Kräften ausgesetzt.<br />
Man könnte meinen, dass es da eher<br />
die Knie trifft.<br />
Neureuther: Ja, die auch. Ich wurde<br />
auch schon an beiden Knien<br />
wegen Knorpelschäden operiert.<br />
Die Knorpel unter der Kniescheibe<br />
wurden endoskopisch abgeschliffen<br />
und angebohrt, damit<br />
sich neuer Knorpel bildet. Zweimal<br />
wurde ich auch schon an den<br />
Schultern operiert.<br />
Vielleicht ist Skifahren doch nicht die<br />
richtige Sportart für Sie?<br />
Neureuther: Rücken- und Knieprobleme<br />
haben fast alle Skifahrer.<br />
Und man nimmt sie in Kauf,<br />
weil Skifahren einfach so extrem<br />
viel Spaß macht. Mein Problem<br />
war eher, dass ich zu wenig für<br />
meinen Rücken getan habe. Man<br />
muss vor allem die unteren<br />
Bauchmuskeln aufbauen, die stützen<br />
nämlich die Lendenwirbel.<br />
Dieses Areal kräftigt man nicht<br />
mit normalen Sit-ups.<br />
Haben Ihre Eltern Sie zu früh auf<br />
die Skier gestellt? Sie waren zweieinhalb<br />
Jahre alt.<br />
Neureuther: Schon, es war früh,<br />
aber ich wollte es ja so, ich wollte<br />
unbedingt Ski fahren. Und ich<br />
konnte mir nichts Schöneres vor-<br />
Buchtipp<br />
stellen, als Profi-Skifahrer zu<br />
werden. Als ich drei war, ist meine<br />
Mama mit mir an den Babylift.<br />
Nach einiger Zeit hat sie gefroren<br />
und wollte nach Hause, aber ich<br />
wollte nicht und habe wahnsinnig<br />
geweint. Nebenan hat eine Frau<br />
gesagt: „Mei, jetzt schau dir die<br />
Rosi Mittermaier an, jetzt zwingt<br />
sie ihren Sohn schon so jung zum<br />
Skifahren.“ Dabei war es genau<br />
andersherum. Meine Schwester<br />
Ameli ist ja auch keine Skifahrerin<br />
geworden, sie ist Designerin<br />
bei Joop, hat viel Talent zum<br />
Zeichnen und durfte auch das<br />
machen, was sie wollte. Meine Eltern<br />
haben keinen von uns zu irgendwas<br />
gezwungen.<br />
Ist Ihr berühmter Name eher ein<br />
Segen oder eher ein Fluch?<br />
Neureuther: Beides. Manchmal<br />
denke ich, es wäre leichter gewesen,<br />
wenn ich Müller heißen würde.<br />
Auf mir lasten hohe Erwartungen,<br />
und wenn ich mal Mist<br />
baue, heißt es: „Der darf auch nur<br />
mitfahren, weil er Neureuther<br />
heißt.“ Andererseits hatte ich in<br />
meinen Eltern tolle Lehrer.<br />
Titelstory 11<br />
Sinn und Zweck von<br />
Life Kinetik und viele<br />
Übungen dazu enthält<br />
das Buch „Mein Training<br />
mit Life Kinetik“ von<br />
Horst Lutz und Felix Neureuther.<br />
Erschienen im<br />
Nymphenburger-Verlag,<br />
ISBN-10: 3485011878,<br />
16,95 Euro<br />
Felix Neureuther bei seiner<br />
Lieblingsbeschäftigung Foto: dpa