Imagixx Ausgabe Nr. 02-2009
Imagixx Ausgabe Nr. 02-2009
Imagixx Ausgabe Nr. 02-2009
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Weg aus der Schmerzfalle<br />
Ein Bandscheibenvorfall muss individuell<br />
therapiert werden. Ist das<br />
Ausmaß des Vorfalls nicht zu groß,<br />
wird der Arzt in der Regel mit der<br />
konservativen Therapie fortfahren.<br />
Dazu gehören Hitze- oder Kältebehandlungen,<br />
Schmerzmittel und<br />
Bewegungstherapie. Denn wer rastet,<br />
der rostet und baut noch mehr<br />
Muskeln ab, was die Wirbelsäule<br />
zusätzlich belastet.<br />
Bei stärkeren Schmerzen kommt<br />
zunehmend die Mikrotherapie<br />
zum Tragen, die periradikuläre<br />
Therapie (PRT). Hier werden die<br />
Wirkstoffe unter computer- oder<br />
magnetresonanztomographischer<br />
Kontrolle millimetergenau an die<br />
schmerzende Nervenwurzel gespritzt.<br />
Angewendet werden Kortikosteroide,<br />
die die gereizte Nervenwurzel<br />
abschwellen lassen,<br />
und langwirksame Lokalanästhetika,<br />
die die Schmerzen verringern.<br />
Beide Medikamente wirken<br />
zusätzlich entzündungshemmend.<br />
Der große Vorteil dieser Methode<br />
ist, dass die Medikamente gezielt<br />
an Ort und Stelle wirken und der<br />
restliche Organismus kaum belastet<br />
wird.<br />
Trend zum Minimaleingriff<br />
Auch bei Operationen rückt die<br />
Mikrotherapie zunehmend in<br />
den Fokus. Während bei der<br />
offenen Bandscheibenoperation<br />
durch einen bis zu zwei Zentimeter<br />
langen Haut- und Muskelschnitt<br />
das vorstehende Bandscheibengewebe<br />
abgetrennt wird,<br />
beseitigt der Operateur bei der<br />
operativen Mikrotherapie das<br />
überschüssige Gewebe durch einen<br />
maximal einen Millimeter<br />
langen Hautschnitt. Dazu geht er<br />
mit einer Laserstrahl- oder Thermosonde<br />
an das Bandscheibengewebe<br />
heran und lässt es verdampfen.<br />
Der große Nachteil einer Operation<br />
trifft aber beide Varianten: Es<br />
entstehen immer Narben, die wiederum<br />
Auslöser für Schmerzen<br />
sein können.<br />
Foto: Juriah Mosin/Shutterstock<br />
Der Weg zum gesunden Rücken<br />
Warum leiden so viele Menschen an Rückenbeschwerden?<br />
Eckhardt Böhle: Das Hauptproblem<br />
ist die Bewegungsarmut. Wir sitzen zu<br />
viel am Arbeitsplatz, vor dem Fernseher<br />
oder Computer, im Auto. Dazu<br />
kommen Fehlbelastungen der Wirbelsäule<br />
und Muskeln durch falsche Haltung,<br />
außerdem Übergewicht und ungesunde<br />
Ernährung.<br />
Also sind Rückenbeschwerden ein hausgemachtes<br />
Problem?<br />
Eckhardt Böhle: In der Tat. Es helfen<br />
aber viele dabei mit, dass der Rücken<br />
Schaden nimmt. Das fängt schon im<br />
Kindesalter an, wenn die Schulmöbel<br />
nicht zur Körpergröße des Kindes<br />
passen. Zwar gäbe es mitwachsende<br />
Stühle und Tische, aber sie sind teurer<br />
in der Anschaffung und das Geld hat<br />
der Staat anscheinend nicht. Außerdem<br />
bewegen sich die Kinder viel zu<br />
wenig. In Großbritannien zum Beispiel<br />
steht jeden Tag eine Stunde<br />
Sport auf dem Lehrplan, in Deutschland<br />
sind es zwei Stunden pro Woche<br />
und die fallen häufig aus. Auch im Arbeitsleben<br />
sind ergonomisch gestalte-<br />
Tai Chi eignet sich hervorragend,<br />
um Rückenproblemenvorzubeugen.<br />
Es mobilisiert<br />
Gelenke und Muskeln<br />
durch Spannung und<br />
Entspannung.<br />
Rückenbeschwerden sind vermeidbar, sagt Physiotherapeut Eckhardt<br />
Böhle vom Deutschen Verband für Physiotherapie.<br />
te Arbeitsplätze nicht die Regel. Aber<br />
selbst wenn sie da sind, werden sie<br />
häufig falsch genutzt. Der beste<br />
Schreibtischstuhl hilft nichts, wenn<br />
man ihn nicht passend für sich einstellt<br />
oder nur krumm draufsitzt.<br />
Das Hauptproblem aber, die Bewegungsarmut,<br />
beseitigen auch ergonomisch gestaltete<br />
Arbeitsplätze nicht?<br />
Eckhardt Böhle: Wir hatten vor etwa<br />
20 Jahren schon mal den Gedanken<br />
der Bewegungspause propagiert. Also<br />
nach jeder Stunde für fünf Minuten<br />
aufstehen, sich strecken, dehnen und<br />
bewegen. Das hat sich nicht durchgesetzt.<br />
Leider, wie ich heute sagen muss.<br />
Denn volkswirtschaftlich verursachen<br />
Rückenprobleme enorme Kosten – jedes<br />
Jahr 25 Milliarden Euro.<br />
Was empfehlen Sie Ihren Patienten?<br />
Eckhart Böhle: Sie sollen so viele Bewegungen<br />
in ihren Alltag einbauen<br />
wie möglich. Telefonieren und Lesen<br />
im Stehen zum Beispiel. Erinnern Sie<br />
sich noch an die alten Kontore? Da<br />
gab es Stehpulte. Diese Möbel dienen<br />
sehr der Rückengesundheit.<br />
Spezial 9