6 Spezial Rückenmuskeln zu schwach: Diese Diagnose ist für 80 Prozent der chronischen Rückenschmerzen verantwortlich.
Foto: rollover/iStockphoto Völlig aus der Form Ohne Bandscheiben wäre unser Körper steif wie ein Stock. Einige der 23 elastischen Puffer sind besonders anfällig für Deformationen, die stark schmerzen können. Dank individueller Therapien sind die Aussichten gut, das Leiden loszuwerden. Ein Beitrag von Dr. Stefan Braitinger. Autsch, das tut weh! Ein A plötzlicher Bandscheibenvorfall kann einem die Tränen in die Augen treiben. Mit verkrümmtem Oberkörper zwängt man sich ins Auto und ist froh, einen Chauffeur zum Arzt gefunden zu haben. Mit gequältem Ausdruck im Gesicht wartet der Patient auf den Arzt und die Erlösung von den Schmerzen. Diese Szene spielt sich oft ab in Deutschland, dem Land der Rückenschmerzgeplagten. Unsere Wirbelsäule ist ein ausgeklügeltes System, das uns den aufrechten Gang ermöglicht und unglaublich flexibel ist. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die Bandscheiben. Die elastischen Puffer verbinden die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule und ermöglichen unserer zentralen Stütze erstaunliche Beweglichkeit: Der Körper kann gebeugt werden, gestreckt, gedreht und zur Seite geneigt. Diesen Druckpolstern bekommt aber unsere moderne Lebensweise nicht. Die einseitige Belastung durch Sitzen oder Stehen, die Bewegungsarmut und auch die ungesunde Ernährung bleiben nicht ohne Folgen. So haben schon 35 Prozent der jüngeren Bevölkerung vorgefallene oder degenerierte Bandscheiben. Dabei sind Beschwerden an den Wirbelpuffern eigentlich eine Sache für Ältere. Das hängt mit dem Aufbau der Bandscheiben zusammen: Im Inneren befindet sich der Gallertkern, den ein Faserring aus Faserknorpel umschließt. Der Gallertkern besteht im Wesentlichen aus Wasser, das für die Pufferwirkung verantwortlich ist: zu 90 Prozent bei einem Baby, aber eben nur noch zu 70 Prozent bei einem Siebzigjährigen. Die Pufferwirkung nimmt also mit dem Alter ab, zusätzlich nagt der Zahn der Zeit an der Stabilität des Faserrings. So hält die Bandscheibe bei jungen Menschen 800 Kilogramm Druck stand, bei älteren sind es noch 450 Kilogramm. Kein Schmerz trotz Vorfall Rückenschmerzen haben sich zwar längst zum Volksleiden entwickelt, doch nicht jeder Schmerz lässt sich auf die Bandscheiben zurückführen. Es gibt sogar viele Menschen, die zwar einen Bandscheibenvorfall haben, aber keine Schmerzen spüren und auch sonst in keiner Weise beeinträchtigt sind. Gerät die Bandscheibe nämlich allmählich außer Form, passt sich das umliegende Gewebe, auch die Nerven, an die veränderte Situation an. Verursacht hingegen eine plötzliche Druckbelastung einen Vorfall, dann führt dies meist zu heftigen Schmerzen. Dr. Stefan Braitinger, Arzt für Radiologie und Neuroradiologie Probleme mit Bandscheiben treten fast überwiegend im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, am häufigsten zwischen dem vierten und dem fünften Lendenwirbel sowie zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem Kreuzbein. In seltenen Fällen kann es auch den Halswirbelbereich treffen. Ein klassischer Vorfall Ist die Bandscheibe tatsächlich Auslöser von Rückenschmerzen, dann kommen zwei Ursachen infrage: einmal der typische Bandscheibenvorfall und zum anderen eine verformte Bandscheibe. Beim Bandscheibenvorfall reißt der Faserring, der den Gallertkern umgibt. Die Gallertmasse quillt durch den Riss und drängt gegen die seitlich abgehenden Wurzeln Ohne Bewegung verhungert die Bandscheibe In der Bandscheibe befinden sich weder Nerven noch Blutgefäße. Und trotzdem benötigt sie Nähr- und Sauerstoff zum Leben. Wie geschieht das? Die Bandscheibe ernährt sich über einen osmotischen Prozess. Bei Belastung wird ein Teil ihrer Flüssigkeit aus der Bandscheibe gepresst und damit auch Abfallstoffe. Bei Ruhe, also im Liegen, saugt sie sich voll mit Aminosäuren, Glukose und Sauerstoff. Weil die Bandscheibe im Laufe des Tages um etwa 10 Prozent schrumpft, ist man abends etwas kleiner als morgens nach dem Aufstehen. Der Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe sorgt also für ihre optimale Ernährung. Bewegen heißt aber nicht sitzen und stehen, weil dies die Bandscheiben einseitig belastet, sondern gehen, laufen, springen, schwimmen, Rad fahren, turnen, tanzen und vieles mehr, was Spaß macht. Spezial 7