Wer braucht schon eine Wissensbilanz? liche Wissen regelmäßig und strukturiert gesammelt, aufbewahrt, ausgetauscht und zugänglich gemacht wird, muss einfach mehr Zeit vorsehen. Gibt es bereits Datenbanken, Bibliotheken, regelmäßige (und protokollierte!) Treffen der WissensträgerInnen, Dokumentenmanagement, etc., lässt sich die Wissensbilanz recht zügig erstellen. Das <strong>ZIT</strong> war durchaus gut vorbereitet, es gab bereits eine große Zahl gut integrierter Bestandteile eines Wissensmanagements im Unternehmen. Dennoch war gerade die Vielfalt unserer unterschiedlichen Wissensmanagement-Tools und deren unzureichende Abstimmung auch eine der Ursachen für Verzögerungen im Wissensbilanzierungsprozess. Beim Analysieren unserer Kernkompetenzen bemerkten wir schnell, dass unser properes, wirtschaftswissenschaftlich und politisch gut unterfüttertes Zielsystem doch noch Lücken hatte. Nicht immer ließ sich die bei der Wissensbilanzierung entscheidende Frage ohne Weiteres beantworten: „Welches Team, welche Beziehungen, welche Strukturen und Prozesse haben und brauchen wir, um eine bestimmte Leistung so erbringen zu können, dass sie die größtmögliche Wertschöpfung auslöst - bei unseren KundInnen, innovationsaktiven Wiener Unternehmen, wie auch bei unseren Auftrag geber- Innen, der Stadt Wien und zahlreichen ProjektpartnerInnen?“ Wer sich nach der Wissensbilanzierung zufrieden zurücklehnt, vergibt eine große Chance: Wissensbilanzen sind nämlich auch und vor allem Steuerungsinstrumente. Sie zeigen dem Management durch Indikatoren die Veränderungen im intellektuellen Kapital, bei den damit erbrachten Leistungen und den so erzielten Wirkungen – wenn die Wissensbilanz mit den üblichen Controllingkreisläufen eines Unternehmens verbunden wird. Konkret haben wir den Prozess der jährlichen Wissensbilanzierung mit den vorhandenen Prozessen des Finanzcontrollings, der Personalentwicklung und der Strategie- und Projektplanung verquickt – in den kommenden Monaten muss dieser Controllingkreislauf dann im „real life“ seine Bewährungsprobe bestehen… I ZuvIel salZ In dIe suppe… Die Wissensbilanz nach dem „Modell Prof. Koch“ ist zwar hierzulande ein Quasi-Standard. Doch niemand - außer den österreichischen Universitäten – ist dazu verpflichtet, eine Wissensbilanz zu erstellen 16 <strong>JAHRESBERICHT</strong> <strong>2008</strong> und es gibt in diesem Modell und auch außerhalb davon viele - auch ganz gut geeignete - Möglichkeiten, mehr oder weniger Aufwand zu treiben, um zum Ziel zu kommen. Ob und wie sehr man diesem Modell folgt, hängt also von den vorher gewissenhaft zu analysierenden Zielen und Möglichkeiten ab, für manche Unternehmen werden die hinter den Begriffen „Prozessmanagement“, „Wissensmanagement“ oder „Qualitätsmanagement“ stehenden Konzepte wohl ausreichend oder gar besser geeignet sein als das Instrument der Wissensbilanz (die allerdings eine gute Ergänzung zu all diesen Modellen sein kann!). Wissensbilanz ja oder nein? Suchen Sie Rat bei einer der (noch raren) in Sachen „Wissensbilanzierung“ erfahrenen Beratungsfirmen, aber tun Sie das nicht unvorbereitet. Fragen Sie sich n Wie stark hängt der Erfolg unseres Unternehmens vom intellektuellen Kapital ab - von unserem Team, unseren KundInnen und anderen Netzwerken, von unseren Leistungsprozessen? Wie gefährdet ist unsere Wettbewerbsposition, z.B. bei Ver lust von SchlüsselmitarbeiterInnen, bei Zunahme von Kund- Innen-Beschwerden, etc.? n Wie stark ist der Wettbewerb in unserem Markt, und damit der Druck, kontinuierlich zu innovieren, sich von MitbewerberInnen auch in der Außendarstellung positiv abzuheben, KundInnen zu binden und deren Vertrauen in uns zu festigen? n Wie stark ist unser eigener Anspruch (z.B. in einer bestimmten Firmenkultur) oder der Druck unserer EigentümerInnen und Financiers, die „inneren Werte“ des Unternehmens besser zu kennen und deren Entwicklung aktiv zu steuern? Wir haben uns diese Fragen gestellt, uns gewissenhaft vorbereitet und wir haben einen erfahrenen Berater gefunden. Dennoch erlebten wir unsere Überraschungen, machten unsere Fehler und haben viel daraus gelernt – das Ergebnis dieses Prozesses der Wissensbilanzierung liegt diesem Jahresbericht bei. Dieter Zabrana
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