ZIT JAHRESBERICHT 2008

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Populär, forsch, sterblich. Das sind Neue Medien Logbuch eines Jahres. „Beim Bundespresseball feiert man trotzig gegen die Krise an“, titelten deutsche Medien Ende 2008 und sprachen damit die gebeutelte Medienbranche an, deren Wanken nicht nur auf die Finanzkrise zurückzuführen ist. Im Gegenteil: Dass klas sische Medien mit ihren Finanzierungsmodellen zunehmend in Sackgassen geraten, ist für Zeitungen, Fernsehen und Film eine große Herausforderung, deren Kunde bereits seit einiger Zeit in der Medienbranche umgeht. Und wer gewinnt? Neue Medien. Immer mehr KMU machen mit neuen Marktsegmenten wie Online Gaming, Musikplattformen oder Mobile TV immer mehr Geld. Im Laufe des letzten Jahres haben wir uns einigen dieser neuen Marktsegmente genähert. I neujahr, Wien. MedIen? prInT, rundfunk, WerBunG. Um die Unwahrheit dieser Dreifaltigkeit gleich zu Beginn eines neuen Jahres zu beseitigen, gibt das ZIT eine Mediennutzungsstudie bei Karoline Simonitsch, Expertin für New Media, in Auftrag. Wir bemerken, dass Web 2.0 nicht das letzte Schlagwort ist, wenn es um Medien geht. Wesentlich ist, dass sich mit zunehmender Digitalisierung das NutzerInnenverhalten, und auch die ökonomischen Rahmenbedingungen, ändern - sehr anschaulich anhand der US-Präsidentschaftskampagne von Barack Obama zu beobachten. Der Kontakt potenzieller WählerInnen erfolgte per SMS vor wichtigen Bekanntgaben, per bahnbrechendem Internetauftritt, per täglicher E-Mail mit persönlicher Note, per Infomercials im Fernsehen - die Antwort oft per YouTube Videoclip. I märz, Berlin. Make love, noT WarCrafT. Schicke eine Nicht-Spielerin auf eine der größten deutschen Games- Konferenzen und warte auf das Ende des Experimentes. Die Quo Vadis in Berlin ermöglicht einen gelungenen Einstieg in die Themen des heute größten Segmentes am Unterhaltungsmarkt. Denn es ist mittlerweile zum Gemeinplatz geworden, dass Grand Theft Auto IV bei seiner Veröffentlichung 2008 in der ersten Verkaufswoche mit 500 Millionen Dollar mehr eingespielt hat als der erfolgreichste Hollywood Blockbuster aller Zeiten, Batman - The Dark Knight. Man glaube nur den Zahlen: Mittlerweile spielen 65% der amerikanischen Haushalte, die Hälfte der GamerInnen ist zwischen 18 und 49 Jahren 32 JAHRESBERICHT 2008 alt. Auch das Vorurteil, dass nur männliche Jugendliche spielen, ist hinfällig: 2008 waren 40% aller SpielerInnen Frauen. Die Zahlen verraten auch etwas über die Zukunft: Während früher Computerspiele führend waren, ist das wichtigste Marktsegment heute das Online- Game auf einer Konsole des Vertrauens: 59% aller SpielerInnen spielen bereits mit einer weiteren Person gemeinsam – und diese sitzt selten neben ihnen. Die Kreativität von Games-EntwicklerInnen bei Workshoptiteln auf Konferenzen („Make Love, not Warcraft“ war der Titel eines Panels) sollte angesichts dieser neuen Vielfalt auch in den Spielen selbst Eingang finden: auf dass für Mädchen nicht nur „Auf dem Ponyhof“ bleibt. I auguSt, Wieder Berlin. neue MedIen koMMen IM reTro-GeWand. Die Medienwoche Berlin Brandenburg dieses Jahr erstmals gemeinsam mit der IFA (Internationale Funk Ausstellung) im ICC – einem Messegelände, das in den 60er Jahren in Gestalt eines wahrhaftigen UFOs in Westberlin gelandet ist – zu veranstalten, erweist sich als gute Idee. Auf diese Weise wird der Beweis erbracht, dass nicht immer Technologien Inhalte überholen – zuweilen ist es auch umgekehrt. Während in riesigen Hallen immer größere Flachbildschirme als Neuerungen gepriesen werden, hört man nebenan über wahre Innovationen: Fernsehen ist schon jetzt nicht mehr so, wie es war. Film wird folgen, Radio auch. Während deutsche Fernseh-Granden – öffentlich-rechtliche und private - wie Markus Schächter, Intendant des ZDF, oder Marcus Englert, ProSiebenSat1, predigen, dass „Fernsehprogramm allein fürs Fernsehen zu machen, gestern war“, hat Achim Berg, CEO Microsoft Deutschland, eine klare Vorstellung von der Fernsehzukunft: „Aus reinen ZuschauerInnen werden AkteurInnen, die sich ihr Programm gestalten und durch zahlreiche Angebote des Webs ergänzen können.“ I SeptemBer, dieSmal Wien. MedIenMesse, TreffpunkT WoHnZIMMer. Das ZIT nimmt die Medienmesse Wien zum Anlass, einige Themen zur Diskussion zu stellen. Sieht man Zahlen über die Unterhaltungs-
anche, so wird schnell klar, dass der rasant wachsende Markt Games wohl verstärkt Arbeitskräfte braucht. Nachwuchs, der in Österreich nicht genügend Ausbildungsmöglichkeiten vorfindet. Dieses Themas hat sich eine Gruppe um Harald Riegler, CEO Sproing, und Hans Solar, Leiter des Games College Wien, angenommen. Nach dem Gespräch auf der Medienmesse Wien wurde auf der Gamecity Vienna eifrig für den Beruf „Games-EntwicklerIn“ geworben. I OktOBer, Wien. kleInsTer GeMeInsaMer nenner. Der Mobile Content Day findet nach jahrelangen erfolgreichen Veranstaltungsreihen in München und Hamburg erstmals in Wien statt. 4 Milliarden Menschen weltweit sind mobil, schon 2005 überholten Handys PCs. Es liegt auf der Hand, dass es – aus Sicht der WerberInnen und MedienproduzentInnen - keine bessere Plattform für Information und Werbung gibt als die mobile, schließlich „legt niemand das Ding weg“, wie sich Maks Giordano, verantwortlich für den Bereich Mobile bei ProSiebenSat1, ausdrückt. Warum sich der Markt für mobile Internet-Anwendungen trotzdem so langsam entwickelt hat, hängt mit vielen Faktoren zusammen, allen voran den Tarifstrukturen. Noch heute wird in diesem Bereich am meisten experimentiert: Sind Mobisodes besser als lange Episodes? Muss neuer Content her, um der kurzen Aufmerksamkeitsspanne der Handy-BesitzerInnen gerecht zu werden? Vielleicht weist uns Japan die Zukunft: Die mobile Gemeinde der Social Network Platform Mixi hat die Internet-Gemeinde bereits überholt. Aber man muss nicht so weit blicken, um Trends zu erkennen: der von den Salzburger Nachrichten betriebene Blog mein.salzburg.com – der von Nutzung durch mobile UserInnen lebt - übertrifft die LeserInnenschaft der klassischen Zeitung um 100%. Zum Abschluss einige Schritte zurück: Der Wiener Medienphilosoph Frank Hartmann beschloss einen seiner Vorträge über Identität in der Cybermoderne mit der Einschätzung, dass wir trotz allem erst im Biedermeier des Medienzeitalters leben. So gesehen sind weder Massive Multiplayer Online Games noch Mobisodes besonders aufregend. Vielmehr bleibt abzuwarten, was kommt – und was das für uns bedeutet. DI in Kristina Wrohlich „Denn es ist mittlerweile zum Gemeinplatz geworden, dass Grand Theft Auto IV bei seiner Ver öffentlichung 2008 in der ersten Verkaufs- woche mit 500 Millionen Dollar mehr eingespielt hat als der erfolgreichste Hollywood Blockbuster aller Zeiten, Batman – The Dark Knight.“ JAHRESBERICHT 2008 33
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