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FORTSCHREIBUNG TOURISMUSKONZEPTION LAND BRANDENBURG • Ein weiterer Aspekt betrifft die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den touristischen Arbeitsmarkt. Laut einer aktuellen Studie zur Entwicklung der Fachkräftesituation und zum zusätzlichen Fachkräftebedarf 22 ist bis zum Jahr 2010 allein im Hotel- und Gaststättengewerbe (bei derzeit ermittelten 22.200 Beschäftigten in diesem Sektor) mit einem Neurekrutierungsbedarf von 4.600 Beschäftigten (Ersatzbedarf: 1.600 Beschäftigte; Erweiterungsbedarf: 3.000 Beschäftigte) auszugehen. Dabei wird der Fachkräftebedarf in den einzelnen Regionen des Landes sehr unterschiedlich ausfallen (z.B. Wachstumspotenzial im Spreewald, Rückgänge in der Uckermark). Zunehmend wird es eine Gleichzeitigkeit von Arbeitslosigkeit und Fachkräfteknappheit geben. Die Themen Fachkräftegewinnung, -sicherung und Mitarbeiterentwicklung werden an Bedeutung gewinnen. Die zukunftsfähige Ausrichtung von Freizeit- und Tourismusimmobilien ist schon heute ein wichtiges Thema. • Die Landesregierung hat die Bedeutung des Themas erkannt und ihm eine hohe Priorität zugeordnet. Unter anderem soll die kommende Förderperiode der EU-Strukturfonds und des ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) maßgeblich unter Beachtung des demografischen Aspekts gestaltet werden. 23 Der Beschluss der Landesregierung zum Masterplan Stadtumbau, insbesondere der integrierte Ansatz zur Verzahnung von Wirtschafts- und Städtebauförderung, soll untersetzt werden, um entsprechend den demografischen Aspekten zu reagieren. 22 MASGF 2005. 23 SÖSTRA, REGIONOMICA, SLS 2005. Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg , Februar 2006 27
FORTSCHREIBUNG TOURISMUSKONZEPTION LAND BRANDENBURG 3. Nachfragetrends Erkenntnis: Qualität, Service und vielfältige Auswahlmöglichkeiten in allen Bereichen entlang der Wertschöpfungskette bei stetig steigender Preissensibilität sowie ein immer ausdifferenzierteres Informations- und Buchungsverhalten kennzeichnen das Nachfrageverhalten in den nächsten Jahren vor dem Hintergrund eines zunehmenden Wettbewerbes. Die inländischen Gäste werden auch zukünftig die Hauptklientel auf dem deutschen Markt bleiben, so dass das Reiseverhalten der Deutschen den Brandenburg-Tourismus, ebenso wie den Deutschland-Tourismus insgesamt, weiterhin stark prägen wird. Folgende langfristige Trends lassen zwar keine radikalen Veränderungen für den deutschen Reisemarkt erwarten, fordern jedoch allmähliche Anpassungen und ein flexibles Agieren der Tourismuswirtschaft (vgl. F.U.R 2005, OSV 2005): • Hohe Reiseintensität, jedoch kein generelles Wachstum: Die Reiseintensität der Deutschen (Anteil der Deutschen, die jährlich eine Urlaubsreise ab fünf Tagen Dauer unternehmen) liegt mit derzeit rd. 75% in den letzten Jahren auf einem gleich bleibend hohen Niveau. Der (Haupt-) Urlaub gehört somit zum unerlässlichen Bestandteil des Konsums. Aufgrund einer hohen Preissensibilität sind Einschränkungen aber durch die Wahl des Reiseziels (z.B. durch Einsparungen bei Fernreisen) sowie die Häufigkeit und Zielwahl bei Zweit- und Dritt- bzw. Kurzreisen erkennbar. Es ist kaum generelles Wachstum im Tourismus zu erwarten; stattdessen deuten sich ein umfassender Strukturwandel an sowie Wachstum und Rückgänge in unterschiedlichen Teilsegmenten, wie z.B. der boomende Rad-, der Städte-/Kultur- und der Gesundheits-/Wellnesstourismus zeigen. • Klassische Urlaubsmotive, aber Wunsch nach Optionen: Bleiben die grundsätzlichen Urlaubsmotive (Erholung, kein Stress, frei über sich selbst verfügen) auch gleich, so haben Urlauber immer stärker den Wunsch nach Optionen und Individualisierung. Vielfältige, frei wähl- und kombinierbare Angebote für individuelle, spezifische Reisebedürfnisse und Anlässe ganz bestimmter Zielgruppen (Bausteinprinzip) werden immer stärker nachgefragt. Der Verbraucher ist dabei oft multioptional: Pro Aufenthalt werden unterschiedlichste Aktivitäten wahrgenommen, d.h. der Urlauber will nicht nur wandern, sondern auch ausruhen, Wellnessangebote nutzen, sich amüsieren usw. Die Herausforderung besteht darin, diesem Wunsch nach Optionen insbesondere im Rahmen der wachsenden touristischen Teilsegmente nachzukommen. Auch Reiseveranstalter haben dieses Potenzial längst erkannt und bieten neben klassischen Pauschalreisen verstärkt individuelle Formen an, die jedoch wiederum aus standardisierten Modulen zusammengesetzt sein können. • Demografischer Wandel – ältere Zielgruppen mit individuelleren Bedürfnissen: Waren es 1992 noch die 14-29-jährigen, die den größten Anteil der Urlaubsreisenden ausmachten, so ist heute aufgrund des demografischen Wandels nahezu jeder 4. Urlauber 60 Jahre oder älter - Tendenz steigend. Die Zahl der Familien bleibt relativ stabil, allerdings gibt es immer mehr Alleinerziehende mit Kindern und neue Reisekombinationen wie Großeltern mit Enkeln. Die Tourismuswirtschaft muss sich in Zukunft auf eine ältere, vor allem aber vielfältigere Gesellschaft mit individuelleren Bedürfnisstrukturen einstellen. Die Nachfrage wird noch mehr von Aspekten wie Qualität, Sicherheit, umfassender Service, perfekte Transportmöglichkeiten bestimmt werden. Ebenso werden die Hotels als beliebteste Unterkunftsart wichtiger werden. • Verkürzung der Reisedauer verlangsamt bei abnehmender Saisonalität: Der Trend zu spontan gebuchten Kurzreisen verstärkt sich zwar weiterhin und Last-Minute-Angebote sowie kurzfristige Informations- und Buchungsmöglichkeiten kommen diesem Bedürfnis entgegen. Der Trend der Verkürzung der Reisedauer verlangsamt sich jedoch. Hauptgrund hierfür ist der demografische Wandel. Die älteren Reisenden sind in Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg , Februar 2006 28
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