Loch an Loch - Verpackungs-Rundschau
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PACKSTOFFE/PACKMITTEL<br />
Direkt vor indirekt (Teil II)<br />
Die Autoren betrachteten bereits in<br />
Teil I dieses Artikels (VR 5/99, S. 36)<br />
die Stapelfähigkeit von Schachteln aus<br />
Wellpappe, Karton oder Vollpappe.<br />
Die Aussagen des Box Compression<br />
Test (= BCT) für die Perform<strong>an</strong>ce solcher<br />
Schachteln wurden bejaht.<br />
Den BCT als Maß zu nehmen, lohne<br />
nachzufragen, warum die Schw<strong>an</strong>kungsbreite<br />
der Messungen so<br />
groß ist und ob die Daten der Wellpappe<br />
auf Karton bzw. Vollpappe übertragen werden<br />
können. In Teil I wurden die Ursachen<br />
für die Ungenauigkeiten aufgeführt, der<br />
Artikel endet mit dem Hinweis, daß nach<br />
innen einbeulende Schachtelwände wegen<br />
des in der Praxis vorh<strong>an</strong>denen Füllgutes<br />
nicht berücksichtigt werden brauchen.<br />
Meßergebnisse <strong>an</strong> Schachteln, die<br />
dieses Verhalten während des Versuches<br />
zeigen, müssen verworfen werden.<br />
Neue Methode<br />
Wenn, wie in VR 5/99 gezeigt wurde, das<br />
Beulverhalten der Schachteln Einfluß auf<br />
den BCT-Wert nimmt, d<strong>an</strong>n sollten nur<br />
die Meßwerte verwendet werden, die <strong>an</strong><br />
Schachteln mit dem korrekten Beulverhalten<br />
(alle 4 Wände nach außen) gewonnen<br />
wurden. Nun ist es natürlich sehr unökonomisch,<br />
wenn Messungen durchgeführt<br />
und <strong>an</strong>schließend die falschen Werte<br />
eliminiert werden. Besser ist es, von vornherein<br />
das Beulen von Wänden nach innen<br />
zu verhindern, also gewissermaßen<br />
das Packgut zu simulieren. Hierzu leistet<br />
Abb. 3: Unterscheidung zwischen dem Beulverhalten der Wellpappeschachteln<br />
während der BCT-Messung. Die BCT-Werte sind hoch, wenn alle<br />
vier Schachtelwände nach außen beulen, sie sind niedrig, wenn wenigstens<br />
eine W<strong>an</strong>d nach innen beult.<br />
ein „Dummy“ gute Dienste, wie er in [3]<br />
vorgeschlagen wird. Der Dummy ist ein<br />
höhenverstellbares Metallkreuz, dessen<br />
Arme auf die Schachtel-Innenabmessungen<br />
eingestellt werden können. Vor der<br />
Prüfung wird der Dummy in die Schachtel<br />
eingesetzt und so justiert, daß die Enden<br />
der Arme <strong>an</strong> den Mittelpunkten der<br />
Schachtelwände <strong>an</strong>liegen. Im Versuch verhindert<br />
diese Anordnung das Beulen nach<br />
innen. Da nach dem Einsetzen des Beulens<br />
kein Kontakt mehr zwischen Dummy<br />
und Schachtelw<strong>an</strong>d besteht, beeinflußt<br />
der Dummy die weitere BCT-Messung<br />
nicht. Seine Verwendung ist somit einfacher<br />
und sinnvoller, als die Verwendung<br />
von Füllgutsimul<strong>an</strong>tien aus beispielsweise<br />
schüttfähigen Kunststoffgr<strong>an</strong>ulaten<br />
oder <strong>an</strong>deren Materialien.<br />
Unter Verwendung des Dummys wurden<br />
nun weitere 45 Wellpappeschachteln<br />
vermessen. Diese Schachteln stammten<br />
aus der gleichen Produktion, der auch die<br />
oben erwähnten 43 Schachteln entnommen<br />
worden waren. Die Ergebnisse der<br />
BCT-Messungen zeigt Abbildung 4. Die<br />
viel geringere Streuung der Einzelwerte im<br />
Vergleich zur denen, die nach der konventionellen<br />
Methode erzielt wurden (vgl.<br />
Abb. 2), ist offensichtlich.<br />
Die Tabelle oben rechts zeigt die statistischen<br />
Kennwerte: Bemerkenswert ist<br />
die starke Verringerung der Streuung,<br />
ausgedrückt durch die St<strong>an</strong>dardabweichung<br />
bzw. den Variationskoeffizienten.<br />
Sie bewegen sich nun in einem durchaus<br />
akzeptablen Bereich. Die geschilderte<br />
Vorgehensweise erlaubt somit wesentlich<br />
präzisere BCT-Messungen, als es zuvor<br />
möglich war. Mit einem Variations-<br />
Mittelwert, kN 2,55<br />
St<strong>an</strong>dardabweichung, kN 0,068<br />
Variationskoeffizient, % 2,69<br />
Minimalwert, kN 2,37<br />
Maximalwert, kN 2,69<br />
koeffizienten von etwa 3 Prozent ist der<br />
BCT nun sehr gut geeignet, die Perform<strong>an</strong>ce<br />
von Wellpappeschachteln zu kennzeichnen.<br />
Bei Faltschachteln aus Karton spielt<br />
das Beulverhalten der Seitenwände eine<br />
deutlich geringere Rolle, wenngleich auch<br />
hier die BCT-Meßwerte verworfen werden<br />
sollten, wenn ausgeprägtes <strong>an</strong>ormales<br />
Beulverhalten beobachtet worden ist. Wie<br />
bei Wellpappeschachteln können auch bei<br />
kleinformatigen Faltschachteln aus Karton<br />
die BCT-Werte berechnet werden, wobei<br />
in die Berechnungsalgorithmen die<br />
Biegesteifigkeit und der SCT-Wert des Kartons<br />
eingeht, nicht jedoch der Schachtelumf<strong>an</strong>g.<br />
R. Wilken, M. Angerhöfer und W. Tieltjes*<br />
*Dr. R. Wilken u. Dr.-Ing. M. Angerhöfer, PTS, W. Tieltjes,<br />
Kappa Packaging, NL<br />
[3] Tieltjes, W. – Ein neues Verfahren zur BCT-Messung<br />
Vortrag gehalten auf dem 19. PTS-Symposium für Wellpappentechnik,<br />
München (1998). [4] DIN 54518 (06.1987)<br />
– Prüfung von Papier und Pappe: Streifenstauchwiderst<strong>an</strong>d.<br />
[5] Angerhöfer M. – Ist der BCT doch geeignet, die<br />
Perform<strong>an</strong>ce von Faltschachteln und Wellkisten zu beschreiben?<br />
Vortrag gehalten auf den PTS F&E-Tagen,<br />
München (1999).<br />
Abb. 4: BCT-Messungen <strong>an</strong> 45 Wellpappeschachteln ohne Füllgut, aber<br />
unter Verwendung eines Dummys, der das unkontrollierte Einbeulen von<br />
Seitenwänden nach innen verhindert [3].<br />
36 <strong>Verpackungs</strong>-<strong>Rundschau</strong> 8/1999