Loch an Loch - Verpackungs-Rundschau

den heute bekannten Schlauchbeutel für
die bunten Bären; noch bestand er aus relativ
schwerem Cellophan.
Im Laufe der Zeit glichen sich Verpackung
und Logo den Zeitströmungen
an. In den „unruhigen 68ern“ wurde der
Marktauftritt „entstaubt“: Der Schlauchbeutel
erschien erstmals im charakteristischen
Goldton. 1978 hatte sich das Produkt
als Marke bei den Verbrauchern positioniert,
so daß aufgrund der vielen
Nachahmer der Aufdruck „Die Echten“ auf
der Packung ergänzt wurde.
An gleicher Stelle prangt elf Jahre
später „Ohne Farbstoff“. Seitdem werden
die süßen Naschereien lediglich mit Auszügen
aus Früchten und Pflanzen gefärbt.
Fruchtgummi- und Lakritzprodukte kommen
nicht nur in den Schlauchbeutel,
sondern werden auch in 1-kg-Runddosen
gefüllt, aus denen die Süßigkeiten einzeln
als Stückartikel verkauft werden. Diese
Dosen aus PVC mit einem Klebestreifen
als Originalitätsverschluß werden vor
Ort in Bonn geformt. In der firmeneigenen
Druckerei stellt das Unternehmen die Etiketten
her, die später in der Dose liegen.
„Süßholzraspler“
Firmengründer Hans Riegel erkannte früh
die heilsame Wirkung der Süßholzwurzel.
Bereits 1925 produzierte er in Bonn Lakritzprodukte,
die im Laufe der Jahre
verfeinert wurden. Seit Jahren ein Dauerbrenner
ist die Kokos-Lakritz-Mischung
„Konfekt“.
Für diese Mischung präsentierte Haribo
Ende Januar auf der ISM einen wiederverschließbaren
Schlauchbeutel. Diese
400-g-Beutel sind mit einem Zip-Grip-Ver-
So fing alles an
Bonbonkocher Hans Riegel gründete
1920 eine eigene Firma in Bonn Kessenich.
Für den Namen wählte er die
ersten beiden Buchstaben seines Vorund
seines Nachnamens sowie die
seiner Heimatstadt. Zwei Jahre später
entwarf er den ersten „Tanzbären“ aus
Fruchtgummi, inzwischen als Goldbär
„in aller Munde“. Heute leiten Dr.
Hans Riegel und sein Bruder Paul Riegel
gemeinsam das Familienunternehmen.
Im Fruchtgummibereich hatte
das Unternehmen in Deutschland
1998 nach eigenen Angaben einen
Marktanteil von 58 Prozent;
Schätzungen zufolge lag der
Umsatz im vergangenen Jahr
bei etwa zwei Milliarden DM.
Verpackungs-Rundschau
Für die kleinen Frucht Snacks-
Tüten wurde als Verkaufsverpackung
erstmals eine Faltschachtel gewählt
schluß ausgestattet. „Mit der Packungsgröße
und der Verschlußart zielen wir auf
verstärkte Vorratshaltung beim Verbraucher“,
sagt Dr. Franz-J. Weihrauch, Haribo.
Die Zunahme der Packungsgrößen
sieht er als generellen Trend – trotz
Anstiegs der Ein-Personen-Haushalte.
„Inzwischen hat sich als Standard der
300-g-Beutel durchgesetzt“. In den 60er
Jahren hatten die Beutel nur 1/3 des heutigen
Gewichts.
„Minis“ sind gefragt
Die Ausnahme bilden die kleinen Probierbeutel,
die sog. Minibeutel, die oft
in Hotels auf den Kopfkissen liegen.
Weihrauch: „Eltern lieben diese Packungsgrößen,
mit denen sie die Süßigkeiten für
ihre Kleinen besser portionieren können.“
In Zeiten der DSD-Gebühren denkt
auch der Fruchtgummiproduzent ständig
über Materialreduzierung nach. Seit 1995
verzichtet Haribo auf Verbundfolien und
setzt für die Schlauchbeutel statt dessen
dünnere Monofolien ein.
Keine Abfallgebühren fallen bei den
ebenfalls auf der letzten ISM vorgestellten
Dosen der „Mexicana“-Mischung an.
Denn: Diese PP-Dosen können als Vorratsdosen
wiederverwendet werden.
Trends in der Verpackung? Weihrauch:
„Gerade bei unseren Produkten ist es ‘in’,
daß Verpackungen den Spielcharakter unserer
Produkte unterstreichen“. Neu im
Sortiment ist eine Twist-Verpackung, die
Sonoco für das Familienunternehmen
herstellt (siehe Kasten).
Convenience etabliert sich auch bei
den Süßwaren, Fruchtgummi speziell für
Autofahrer: Sieben unterschiedliche Produkte
gibt es jetzt in 200-g-Dosen (PVC),
LEBENSMITTEL
die in die Halterung für Getränkedosen
passen.
Kommen die Goldbären inzwischen
ohne künstliche Farbstoffe aus, haben die
Gummi-Schlümpfe noch chemische Zusätze.
Weihrauch: „Es gibt leider keine
blaue Farbe in der Natur“. Parallel zu dieser
Entwicklung – Reduzierung des Einsatzes
von Farbstoffen – werden vielen
Produkten inzwischen Vitamine zugegeben.
So auch bei einem Produkt, für
das der Fruchtgummihersteller erstmals
eine Kartonverpackung einsetzt: „Frucht
Snacks“ sind Gummidrops mit Erdbeergeschmack,
die als Beigabe zu Cornflakes,
Müsli, Quark oder Joghurt gedacht sind.
Die Wahl fiel auf die Kartonverpackung,
damit das Produkt in den SB-Märkten im
Cerealienbereich plaziert werden kann.
Wohin werden sich die Verpackungen
in Zukunft entwickeln? Weihrauch: „Sie
werden noch intelligenter, service- und
verbraucherfreundlicher. Der wiederverschließbare
Beutel ist erst der Anfang!“
mo
Die süßen Nachereien werden aus den 1 kg-
Dosen einzeln verkauft Fotos: Haribo