Vladimir Kantor _Zwei Erzahlungrn.pdf - Высшая школа экономики

Tod eines Pensionärs
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durch eine Zusatzversicherung zustanden. Er rutschte
auf den Gehsteigen entlang, und immer, wenn er vor
den an einer roten Ampel wartenden Autos die Straße
überquerte und den Fuß auf die vereiste Bordsteinkante
auf der anderen Seite setzte, dachte er, dass er
ausrutschen, auf den Rücken fallen und ihn ein anfahrendes
Auto überrollen würde. Am Übergang vor dem
Gebäude des Pensionsfonds gab es überhaupt keine
Ampel. Wer es auf die andere Seite schafft, bekommt
Pension, dachte er. Wer es nicht schafft, ist kein
Mensch und damit auch kein Pensionsproblem.
Das erste Mal war er vor sieben Jahren Ende März
dorthin gegangen, drei Tage vor seinem Geburtstag,
neun Uhr morgens. Er hatte alle notwendigen Dokumente
dabei und war sicher, dass das Ganze eine halbe
Stunde dauern würde, maximal eine Stunde. Die
Tür war schon geöffnet, aber als er in der ersten Etage
anlangte, erblickte er eine endlose, lange russische
Schlange aus alten Menschen. Alle drängten zu einer
mit Leder bezogenen Tür, aber die Reihenfolge wurde
eingehalten. Da saß eine Frau mit einer Liste, auf der
die Namen und die dazugehörigen Nummern in der
Schlange eingetragen wurden. Pawel ging zu ihr hin
und bat sie, ihn aufzuschreiben. „Sie sind die einhundertachtundvierzig“,
sagte die Frau, die eine Strickmütze
trug. Eine große, breitschultrige Frau in einem
Wattemantel, die daneben stand, zuckte mit den
Schultern: „Heute kommen Sie nicht mehr dran, vielleicht
in zwei Tagen, wenn es nach dieser Liste geht.