Vladimir Kantor _Zwei Erzahlungrn.pdf - Высшая школа экономики

Tod eines Pensionärs
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Namen hatte ihm der Vater gegeben) hatte drei Wohnungen
in Moskau, ganz zu schweigen von den Londoner
Appartements. Dazu würde er noch die väterliche
Wohnung erben.
Es stimmte, er hatte noch etwas auf dem Konto,
auf das sein letztes Gehalt gezahlt worden war. Aber
das Geld rührte er ungern an, er wollte es für sein Begräbnis
aufsparen. Den Pin-Code der Karte (mit einer
Erklärung, wofür das Geld bestimmt war) hatte er
auf ein Stück Papier geschrieben und es in die oberste
Schreibtischschublage gelegt, in der Hoffnung, dass
nach seinem Tod zuerst sein Sohn oder sein Bruder
kommen würden. Nur die Dollars von Dascha waren
nicht dort. Als er an die Dollars dachte, übermannte
ihn der Schmerz. Wie es Dascha wohl in Amerika
ging? ... Er hatte einmal geträumt, Dascha habe ihm
eine SMS geschickt, so als ob sie nicht nach Amerika,
sondern auf eine Dienstreise gegangen wäre: „Wie geht
es dir, mein Herz? Hast du den Vortrag geschrieben?
Ich langweile mich und möchte so sehr zu dir“. Sie war
schon lange nicht mehr bei ihm. Dascha hatte oft gesagt,
dass es ihnen gut ginge. Und sie lebten lange Zeit
nicht schlecht. Aber dann hatte sie ihn doch verlassen.
Wie in alten Romanen über die Macht des Goldes — so
war es auch ihnen ergangen. Nein, vielleicht nicht ganz
so, immerhin hatten sie zehn Jahre zusammen gelebt.
Sie liebte ihn nicht nur, sondern achtete ihn auch, war
stolz auf seine Bekanntheit, seine Bücher. Weder dass
er bekannt war noch seine Professur brachten Geld ein.