Vladimir Kantor _Zwei Erzahlungrn.pdf - Высшая школа экономики

Tod eines Pensionärs
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flimmerte der Bildschirm des nicht ausgeschalteten
Computers. Vielleicht sollte er sofort an einige Adressen
einen Brief schicken: „Hilfe! Mir geht es schlecht!“
Aber was hieß schlecht — dass der Rücken wehtat?
Das musste er durchstehen, schließlich hatte er bisher
alles durchgestanden. Neben dem Tisch türmte sich ein
Stapel Bücher, die Dascha für die Übersetzung eines
Buches benutzt hatte, bevor sie ins Krankenhaus ging.
Er hatte den Stapel so gelassen, ein Jahr war vergangen,
er kam einfach nicht zur Ruhe. Das einzige, was er
sich damals streng verboten hatte, war der Alkohol. Er
erinnerte sich, wie einer seiner Freunde nach dem Tod
seiner Frau angefangen hatte zu trinken, nach einem
Jahr war er völlig am Ende, und dann starb er auch.
Gut dass Dascha nicht gestorben war, sondern einen
reichen Mann gefunden hatte, der sie von hier wegbrachte.
Nein, Galachow fürchtete den Tod nicht, er
fürchtete sich davor wie ein Trinker zu sterben. Dann
kamen von der Straße die obdachlosen Flaschensammler,
wühlten in den Taschen des Toten und schauten
auf dem Tisch nach, ob nicht etwas zum Trinken übrig
geblieben war.
Ohne Dascha herrschte im Zimmer die reinste Unordnung.
Am unordentlichsten war die Kommode.
Außer der Teetasse, einem Wecker, verschiedenen Zetteln,
Kugelschreibern und der Hundeleine für Auguste
stand da noch ein Telefon im Retrostil, das ihm seine
Kollegen geschenkt hatten, als er in Pension ging. Warum
hatte er das getan? Er wusste doch, dass das biss-