Vladimir Kantor _Zwei Erzahlungrn.pdf - Высшая школа экономики

Tod eines Pensionärs
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und wiederholte: „Mein Alter, wir müssen standhaft
bleiben. Das Leben dauert schließlich noch ein Weilchen.
Hör mal, was sie hier schreiben: ‚Wenn ein Mann
viermal nach links abbiegt, kehrt er nach den Gesetzen
der Geometrie nach Hause zurück’. Und? Ha, ha!
Wir sind noch zu jung für die Altstoffsammlung. Hast
du von David Dubrowski gehört, von euch aus den
Geisteswissenschaften? Er ist vierundsiebzig und seine
Frau vierundzwanzig, sie haben noch ein Kind zustande
gebracht. Wir Alten müssen standhaft bleiben. Die
Hauptsache ist, dass man sich nicht gehen lässt! Wenn
du willst, mache ich dir ein Album mit Fotos von Dascha.
Vielleicht geht’s dir dann besser?“ Er brauchte
keine andere Frau als Dascha. Er war Ljona dankbar,
dass er anrief. Sein Vater hatte ihn in den letzten Jahren
nie angerufen, er wartete immer auf seine Anrufe
und warf ihm vor: „Du bist noch jung. Ich habe nicht
mehr viel Zeit. Mich muss man bemitleiden, nicht
dich.“ Aber was wollte er denn, er hatte seins doch bekommen.
Als er gerade begann mit Dascha zusammen
zu leben, hatte er gebrummt: „Ich sterbe doch eher als
du“. „Niemand weiß, wer wann stirbt“, hatte sie sehr
ernst geantwortet.
Und dann war sie weggefahren, und dieses Gespräch
hatte seinen Sinn verloren. Nur eins war geblieben:
das Gefühl des Verlustes, und dass er niemanden
mehr zum Reden hatte. Es war lange her, da hatte er,
um überhaupt in Kontakt zu kommen, unter dem Vorwand
der Arbeit ehemalige Kollegen angerufen und