Artheon Nr. 26 bis Seite 27.indd
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Moser, die Missachtung der Künste<br />
mit den Worten „Schri. Kunst. Schri.<br />
Und. Klag. Dich. Sehr. Din. Begert.<br />
Jecz. Niemen. Mer. So. O. We. 1431“.<br />
Im Verständnis von Klaus Niehr geht<br />
es bei dieser Klage weniger um die<br />
persönliche Befindlichkeit Mosers als<br />
um den Epochenbruch, der mit neuen<br />
Tendenzen in der Kunst u.a. in Italien<br />
und in den Niederlanden neue Anforderungen<br />
an die alten Auffassungen<br />
mit sich bringt. So einen verstärkten<br />
Konkurrenzdruck durch nicht mehr an<br />
einen Ort gebundenen Künstler und die<br />
Notwendigkeit, einen eigenen Stil zu<br />
entwickeln. Andere müssen schlicht in<br />
verschiedenen Berufen arbeiten. Und<br />
aufs Ganze gesehen sind die Künstler<br />
zunehmend gezwungen, bildmagische<br />
Vorstellungen durch überzeugende<br />
Bildrhetorik zu ersetzen. Der Betrachter<br />
kommt stärker in den Blick und Genuss<br />
tritt an die Stelle von Bilderkult.<br />
Schließlich müssen die Künstler auch<br />
lernen, in verschiedenen Sprachen, also<br />
in „deutsch“ und in „welsch“ zu arbeiten.<br />
Im Kapitel über die Bildkünste nach<br />
1530 befasst sich Esther Maier mit der<br />
länderübergreifenden Mobilität der<br />
Künstler und untersucht die Rolle von<br />
Zentren wie Frankenthal, Frankfurt am<br />
Main, Nürnberg, Augsburg und Prag.<br />
Susanne Netzer widmet sich der Glaskunst<br />
und Brigitte Borkopp-Restle den<br />
textilen Künsten.<br />
Der gewichtige Band belegt eindrücklich,<br />
dass das Neue Zeit braucht und in<br />
aller Regel nicht einfach vom Himmel<br />
fällt.<br />
(ham)<br />
Uwe C. Steiner<br />
Verhüllungsgeschichten<br />
Die Dichtung des Schleiers<br />
Wilhelm Fink Verlag, München, 2006,<br />
ISBN 3-7705-3909-5, 362 S., Broschur,<br />
Format 23,3 x 15,6 cm, € 49,--<br />
Steiners Untersuchung erhellt die<br />
wichtigsten Stationen der Geschichte<br />
der Metapher Schleier literatur-, kulturwissenschaftlich<br />
und metaphorologisch.<br />
Der Arbeit liegt Uwe C. Steiners Habilitationsschrift<br />
zugrunde. Steiner hat<br />
42<br />
die Grundzüge seiner Argumentation in<br />
seinem Aufsatz „Die Dichtung des Schleiers“<br />
für die <strong>Artheon</strong> Mitteilungen <strong>Nr</strong>. 19<br />
vom März 2004 zusammengefasst.<br />
(ham)<br />
Kunstjahr 2007<br />
Die Zeitschrift, die Bilanz zieht. <strong>Nr</strong>. 7<br />
Hrsg. von Wolfgang Henze, Ingeborg<br />
Henze-Ketterer, Gabriele Lindinger,<br />
Karlheinz Schmid<br />
Verlag Lindinger + Schmid, Regensburg,<br />
2007, ISBN 978-3-929970-70-8,<br />
320 <strong>Seite</strong>n, zahlreiche s/w- und Farbabbildungen,<br />
Broschur mit Fadenheftung,<br />
Format 34 x 24 cm, € 50,--/SFr. 79,--<br />
Mit der Impressionisten-Schau in Berlin,<br />
der 52. Biennale in Venedig, der<br />
documenta 12 in Kassel, dem „Skulptur<br />
Projekte 2007“ in Münster, „Made in Germany.<br />
Mit aktueller Kunst aus Deutschland“<br />
in Hannover, „Irdische Macht und<br />
himmlische Mächte“ in Paderborn und<br />
Kunstmessen u.a. in Frankfurt, Basel<br />
und Berlin war das Jahr 2007 so voll von<br />
Kunst, dass auch gutwillige Kunstfans<br />
beim besten Willen nicht überall dabei<br />
sein konnten. Das Überangebot zeitigt<br />
eine gewisse Ratlosigkeit. Letztlich hat<br />
man bei dem, was einem als wichtig erschien,<br />
auf persönliche Vorlieben zurückgegriffen.<br />
Deshalb ist es verdienstvoll,<br />
dass „Kunstjahr 2007“ zumindest so etwas<br />
wie eine vorläufige Zusammenschau<br />
versucht. Einig ist sich „Kunstjahr 2007“<br />
bei der Ernennung von Erwin Wurm zum<br />
Künstler des Jahres. Bei den Haupt- und<br />
Nebenereignissen werden Varianten<br />
deutlich. So macht Jörg Restorff 2007<br />
eine Sehnsucht nach dem Imaginären<br />
Museum aus, weiter einen versuchten<br />
Schulterschluss mit den „Alten Meistern“.<br />
Den Besuchererfolg der documenta 12<br />
rechnet er weniger der Ausstellung als<br />
dem Popularitätszuwachs der zeitgenössischen<br />
Kunst zu, die sich für ihn „zum<br />
Lifestylephänomen gemausert hat… Die<br />
documenta gewinnt die Abstimmung mit<br />
den Füßen, ohne als Ausstellung überzeugen<br />
zu können… Als größter Bluff der<br />
documenta 12 in Erinnerung bleiben wird<br />
die Alibi-Präsenz von Ferran Adrià“ (Jörg<br />
Restorff). Nicolaus Schafhausen wird<br />
ein weiterer Karrieresprung zugetraut,<br />
<strong>Artheon</strong>-Mitteilungen <strong>Nr</strong>. <strong>26</strong><br />
so u.a. die Leitung der Dokumenta 13<br />
im Jahr 2012. Dass Kunstsammler wie<br />
Karlheinz Essl, Klosterneuburg, Museumsverantwortliche<br />
wie Ulrike Groos,<br />
Düsseldorf und Eckhard Schneider,<br />
Bregenz, Galeristen wie Michael Neff,<br />
Frankfurt, Michael Schultz, Berlin und<br />
Michael Zink, München und Berlin und<br />
einflussreiche Kuratoren wie Christoph<br />
Tannert und Peter Weibel das Kunstjahr<br />
2007 anders akzentuieren, ist zu erwarten<br />
gewesen.. Aus dem Rahmen der <strong>bis</strong>her<br />
bei der Kunstzeitung überwiegend euphorischen<br />
Jonathan Meese-Rezeption<br />
schert die leise Kritik an seinem Stück<br />
„De Frau“ an der Berliner Volksbühne<br />
aus. Sein Umgang mit Adolf Hitler wird<br />
abgemahnt. Die Kunstjahr-Redaktion<br />
spricht von einem gefährlichen Spiel.<br />
„Wie schon Brecht wusste: ‚Der Schoß<br />
ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch’“.<br />
An neuen Namen werden u.a. Phoebe<br />
Washborn, David Schnell und Christiane<br />
Baumgartner gehandelt. Und schließlich<br />
erscheint es der Zeitschrift, die Bilanz<br />
zieht, interessant, dass die Übergänge<br />
zwischen Kunst und Naturwissenschaft,<br />
Kunst und Mode und Kunst und Design<br />
fließender werden.<br />
(ham)<br />
Jürgen Brodwolf<br />
Figurenkosmos<br />
75 Arbeiten mit einem Text von<br />
Beat Wyss sowie Notaten von<br />
Jürgen Brodwolf<br />
Radius-Verlag, Stuttgart, 2007,<br />
ISBN 978-3-87173-367-3, 172 <strong>Seite</strong>n,<br />
75 Farbabbildungen, 16 Schwarz-Weiß-<br />
Fotografien, fester Leineneinband mit<br />
Schutzumschlag, € 38,--<br />
Der Radius-Verlag Stuttgart gratuliert<br />
dem 75 Jahre alt gewordenen Erfinder<br />
der Tubenfigur mit dem bestens ausgestatteten<br />
und hervorragend gedruckten<br />
und gestalteten Prachtband zum 75.<br />
Geburtstag. Jürgen Brodwolf hofft, dass<br />
ihn seine Erfindung überleben wird. „Mit<br />
ihr fing alles an, mit ihr fand ich meinen<br />
Weg. Die Biografie dieser Urfigur ist<br />
mit der meinigen für immer verknüpft.“<br />
(Jürgen Brodwolf). Zugleich legte er<br />
Wert darauf, dass die Tubenfigur mehr<br />
archetypische, idolhafte Kunstfigur als