Gemeindereport August 2012 - Gemeinde Piding
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<strong>Gemeinde</strong>-Report <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />
38<br />
<strong>Piding</strong> früher und heute<br />
Meist waren fünf Barren zu einem Bündel verschnürt.<br />
Solche Barrenlagerstätten lassen sich<br />
im südostbayerischen, salzburgischen und<br />
westlichen oberösterreichischen Raum häufiger<br />
nachweisen. Die hohe Dichte an Depots<br />
auf sehr engem Raum hierorts erklärt sich<br />
wohl hauptsächlich durch die Lage im Vorfeld<br />
der ostalpinen Kupferlagerstätten Tirols und<br />
Salzburgs. Durch metallurgische Untersuchungen<br />
der Mauthausener Ringbarren konnte als<br />
Ursprungsregion des Kupfers unter anderem<br />
der Mitterberg bei Bischofshofen ermittelt<br />
werden. Ein anderer Teil des verwendeten<br />
Kupfers stammte aus dem osteuropäischen<br />
Raum. Die Hauptarme des bronzezeitlichen<br />
Kupferhandels führten nicht nur nach<br />
Böhmen und an den Rhein, sondern sogar bis<br />
an die Ostsee. Die Hortfunde von Nonn,<br />
Mauthausen und am Högl, die alle auf ungefähr<br />
gleicher Höhenlinie liegen, wie auch der<br />
Fund einer bronzenen Randleistenaxt, die um<br />
des Jahr 1900 bei Kellerausschachtungsarbeiten<br />
der Mauthausener Kelterei gefunden<br />
wurde, legen ein eindrucksvolles Zeugnis für<br />
den regen Handel vom inneralpinen Raum in<br />
das weite Voralpenland während der Frühen<br />
und Mittleren Bronzezeit ab.<br />
Funde römischer Münzen bei Umbauarbeiten<br />
des Mauthauses und weitere Streufunde entlang<br />
der Straße nach Aufham deuten an, dass<br />
wohl ein Verkehrsweg durch dieses Gebiet<br />
führte. Römische Gebäude kennt man in der<br />
näheren Umgebung nur auf erhöht gelegenen<br />
Geländeterrassen, wie beispielsweise in Aufham<br />
und Anger. Am Högl wurde in den ersten<br />
nachchristlichen Jahrhunderten Sandstein<br />
abgebaut und für Hausbau oder als Straßenbelag<br />
verwendet. Die Funde der Bronze- und<br />
Römerzeit legen ein Zeugnis dafür ab, dass<br />
<strong>Piding</strong> schon früh ein überregional bedeutender<br />
Verkehrsknotenpunkt für den Fernhandel<br />
ins Voralpenland gewesen sein muss.<br />
Nicht zuletzt die Endung auf -ing im Ortsnamen<br />
verweist auf eine eigentliche Siedlungsentstehung<br />
<strong>Piding</strong>s zur Zeit der bajuwarischen<br />
Stammesbildung. Die ersten Siedler ließen eindeutige<br />
Spuren zurück: Im Jahre 1945 entdeckte<br />
man beim Neubau des „Lexenbauern“<br />
gegenüber dem „Altwirt“ frühmittelalterliche<br />
Gräber mit Beigabenausstattung, zu der unter<br />
anderem die typisch bajuwarischen, 50 bis 60<br />
cm langen Schwerter (Spathae) zählen. Beim<br />
Umbau des „Erberbauern unweit des Mauthausener<br />
Kircherls fand man 1965 sechs beiga-<br />
Ringbarren - Handelsform von Bronze und begehrtes<br />
Handelsprodukt<br />
benlose Bestattungen mit der für das Frühmittelalter<br />
typischen Ostausrichtung des<br />
Leichnams. Der Salzburger Archäologe Martin<br />
Hell datierte dieses Gräberfeld in das<br />
7. Jahrhundert n. Chr. Und schätzte seine Ausdehnung<br />
auf eine Länge von ca. 70 Metern.<br />
Außerdem vermutete er weitere Bestattungen<br />
unter der modernen Bebauung und dem<br />
angrenzenden Friedhof. ■<br />
Auszug aus: „Kelten, Römer und Bajuwaren - Führer<br />
zu den vor- und frühgeschichtlichen Stätten im<br />
Reichenhaller Raum“.<br />
Die Reichenhaller Archäologin Andrea Krammer<br />
M.A. hat im Auftrag des Heimatkundevereins Bad<br />
Reichenhall diesen Führer verfasst. Es handelt sich<br />
um eine kurz gehaltene Broschüre, mit deren Hilfe<br />
jeder Laie an Ort und Stelle die wichtigsten Fundstellen<br />
im Reichenhaller<br />
Tal auffinden und den<br />
jeweiligen aktuellen<br />
wissenschaftlichen Forschungsstand<br />
erfahren<br />
kann.<br />
Das Büchlein ist im<br />
<strong>Piding</strong>er Buchhandel<br />
erhältlich.