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Tanabata. Das sommerliche Sternenfest im Bild moderner japanischer

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14. Schlussbemerkungen<br />

Während meiner Recherche stellte es sich als besonders schwierig und problematisch<br />

dar, die Entstehung von <strong>Tanabata</strong> nachzuvollziehen und diese <strong>im</strong> synthetischen<br />

Gesamttext in logische und historisch korrekte Kategorien zu unterteilen. Durch die<br />

alleinige Verwendung der modernen Ratgeberliteratur wäre es nicht möglich gewesen<br />

dies zu rekonstruieren. Insbesondere die Kulthandlungen um die japanische<br />

„Weberin“ <strong>Tanabata</strong> tsu me 棚機つ女 oder Ototanabata 乙棚機 und ihre Beziehung<br />

zum Totengedenkfest beziehungsweise *Bon お盆 (o-Bon) war nicht eindeutig. Die<br />

Fragen waren also ob <strong>Tanabata</strong> tsu me separat entstand, ein Teil des *Bon war 152 oder<br />

sie einfach irgendwann miteinander verschmolzen, wann sie sich trennten und sich die<br />

Bräuche von <strong>Tanabata</strong> tsu me mit dem „Fest der Wünsche um Fertig-<br />

keiten“ vermischten.<br />

Es wäre falsch, sich diesen Prozess anhand einer eindeutigen Zeitabfolge vorzustellen.<br />

Vielmehr hat man es mit einer Vielschichtigkeit zu tun, der auch die wissenschaftliche<br />

Literatur oft mit Widersprüchen begegnet. In europäischen Werken wurde das Ritual<br />

um die Weberin beispielsweise völlig ausgelassen, während japanische dies zum<br />

Ursprung erklärten. Im Folgenden werde ich die Entstehung des <strong>Tanabata</strong>, welches wir<br />

heute kennen, zu rekonstruieren versuchen. Es sei erwähnt, dass es sich bei den nun<br />

kommenden Aussagen um eine kurze Zusammenfassung handelt. Durchaus ist<br />

anzunehmen, dass es sich in ähnlicher Weise, wenn auch von Region zu Region<br />

unterschiedlich, zugetragen haben könnte.<br />

Es gibt Überlieferungen, dass in der Bevölkerung Altjapans einst die bereits öfter in<br />

dieser Arbeit erwähnte Reinigungszeremonie 祓え (harae) der <strong>Tanabata</strong> tsu me<br />

existierte, bei der man die Göttern empfing und diesen Kleidung webte. 153 Jenes Ritual<br />

kann, laut verschiedener Theorien, darin sind sich die meisten japanischen Quellen einig,<br />

als Ursprung des Festes betrachtet werden. Aus diesem Teil seiner Vergangenheit wird<br />

152<br />

In NAGATA 1996: 122. und KANZAKI 2006: 160-161 wird zum Beispiel erläutert, dass jenes Ritual<br />

der Weberin, ein fester Bestandteil der rituellen Reinigungszeremonie an *Bon war.<br />

153<br />

Zur Herkunft jenes Glaubens erwähnt MEIßNER 1923: 10 die „göttliche Prinzessin h<strong>im</strong>mlische<br />

Weberin“ 天之棚機姫命 (Ama no <strong>Tanabata</strong> H<strong>im</strong>e no Mikoto) von deren Namen das Wort<br />

‚<strong>Tanabata</strong>‘ herrühren soll. In NAGATA 1996: 122 wird erläutert, dass die in den „Aufzeichnungen<br />

alter Begebenheiten“ 古事記 (Kojiki) erscheinende wunderschöne „Weberin“ 棚機女 (<strong>Tanabata</strong> tsu<br />

me), welche der „göttliche Ninigi“ 瓊瓊杵尊 (Ninigi no Mikoto) be<strong>im</strong> Spazieren gehen am Strand<br />

trifft und heiratet, einen Bezug zu dem Ritual um die japanische Weberin besitzt. <strong>Tanabata</strong> tsu me<br />

webte Kleidung für die Götter, welche heilig war. Jedoch kann man diese Aussagen wohl lediglich<br />

als Theorien betrachten. Aus Platzgründen konnte eine Einbindung der ausführlichen Erläuterung<br />

zur „Weberin“ aus Nelly Naumanns höchst wichtigem Aufsatz „Die webende Göttin“ in diesen<br />

Zusammenhang nicht mehr berücksichtigt werden.<br />

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