Zabel_ueber_Bloch_plus_Info_dt_engl - Omnia vincit Amor
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Erkenntnistheorie 42<br />
konstruierten Maschinen reagieren auf uns, wir reagieren auf sie.<br />
Wann, so die erkenntnistheoretische Grundfrage, beginnen solche von<br />
uns konstruierten Maschinen zu denken, wann „wissen“ sie, wovon sie<br />
gerade reden, wann entsteht ein „Bewusstsein“ auf Seiten der korrekt<br />
reagierenden Maschinen? Die Frage weckt kommerzielle Interessen:<br />
Suchmaschinen erfassen die Seiten des Internets – es wäre ein<br />
immenser Vorteil, wenn sie „verstehen“ könnten, worum es auf den<br />
ausgewerteten Internetseiten geht. Sprachprogramme, die<br />
Übersetzungen liefern, würden uns das Leben erheblich vereinfachen.<br />
Müssen sie verstehen können, was sie übersetzen? Ein Zweig der<br />
Forschung (ausführlicher der Artikel Maschinelle Übersetzung)<br />
optimiert die schlichte Zuordnung anerkannt gleichbedeutender, bereits<br />
vorliegender Textpassagen: Die Maschine durchsucht einen Vorrat an<br />
parallelem Sprachmaterial, bis sie in ihm eine Passage findet, die sie<br />
Schaltplan des Tandy radio shack 1650 - man<br />
wird sich dem Herz des Gerätes annähern können<br />
und seine Verfahrensprozeduren skizzieren<br />
können – ab wann wird man die Prozesse selbst<br />
als Denken bezeichnen?<br />
als Übersetzung anbieten kann. Der andere Zweig der Forschung simuliert ein Verstehen des Ausgangstextes: Sätze<br />
werden analysiert, ihre Bedeutung wird bis an den Punkt aufgegliedert, an dem die Maschine eine korrekte und<br />
vollständige Kette an Aussagen zum Inhalt bilden kann – sie benötigt dazu Wissen über die Sprache und<br />
„Weltwissen“, Wissen, was da tatsächlich gemeint ist. Im dritten Schritt drückt sie ihr Wissen über die gemachten<br />
Aussagen in der Zielsprache aus. Das scheint Verständnis zu simulieren; und funktioniert bislang schlechter als das<br />
erste Verfahren – weil wirkliches Verständnis dabei noch immer nicht zustande kommt? Alan Turing notierte in<br />
einer erkenntnistheoretischen Wendung bereits in den 1950ern das Problem, auf das die Entwicklung zuschreitet, auf<br />
Seiten des Beobachters: Wissen wir, ob der Mensch, mit dem wir kommunizieren, mit einem Bewusstsein<br />
ausgestattet ist (so wie wir)? Wir denken es uns, um mit ihm angemessen umgehen zu können. In dem Moment, in<br />
dem eine Maschine uns konsistent auf Fragen antworten wird, werden wir (lange bevor wir die Antwort auf die<br />
Frage haben, ob Maschinen denken können oder nicht) schlicht nicht mehr sagen können, ob ein Denken hinter den<br />
Antworten liegt, oder ob hier nur dauernd nur überzeugende Reaktionen auf Fragen geliefert werden – „ohne<br />
Bewusstsein dahinter“. Seit 1990 ist der Loebner-Preis auf den ersten erfolgreichen Turing-Test ausgesetzt. Noch<br />
gelang es keinem Computer, einen Menschen in seinen Antworten erfolgreich auch nur nachzuahmen. Es sieht so<br />
aus, als ob ein bestimmtes Weltwissen nötig ist, wo sinnvoll auf Fragen reagiert werden oder angemessen übersetzt<br />
werden soll. Man kann im Moment noch darüber streiten, inwiefern dieses Wissen mehr ist, als ein Spiel nach<br />
Regeln, in dem Antworten mit möglichen Fragen zu vorab definierten Gegenständen der Erkenntnis verknüpft sind.<br />
Renaissance der Philosophie des Geistes<br />
In der Philosophie des Geistes werden die Strömungen zusammengefasst, die auf die Biologie, die Linguistik oder<br />
die klassische idealistische, den Geist gegenüber der Materie voraussetzende Philosophie rekurrierend der Frage<br />
nachgehen, wie Geist und Körper, Leib und Seele, Sprache und Denken zueinander stehen. Der gesamte hier<br />
bestehende Forschungsbereich verknüpft historische Debatten der Körper-Geist-Debatte mit aktuellen<br />
Fragestellungen aus Naturwissenschaften und Technik, und entwickelte sich in dieser Kooperation in den letzten<br />
Jahren weitgehend unabhängig von der entschieden politischer und ideologiekritischer ausgerichteten<br />
Diskurstheorie.