Zabel_ueber_Bloch_plus_Info_dt_engl - Omnia vincit Amor
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Eschatologie 52<br />
Erläuterung<br />
„Das Reich Gottes gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis er<br />
ganz durchsäuert war [7] .“<br />
Das „Durchsäuern“ des Teiges, der Erde mit ihren Bewohnern, brauche also Zeit und sei noch nicht vollendet, habe<br />
jedoch bereits begonnen: Die alte, „undurchsäuerte“ Welt werde erneuert in eine „durchsäuerte“ Welt. Dies steht zwar<br />
in gewisser Spannung zu der Offenbarung des Johannes, die besagt, dass die alte Erde und der alte Himmel<br />
vergangen sein werden und eine neue Erde und ein neuer Himmel entstünden. [8] Doch geht es auch hier nicht um die<br />
völlige Vernichtung des Alten, nur um die Abfolge einer Umwandlung, bei der diejenigen in den Feuersee gelangen,<br />
die sich diesem Prozess widersetzten. [9]<br />
Die Vollendung beschreibt die Offenbarung des Johannes u. a. so, dass alle Tränen am Ende der Geschichte<br />
abgewischt würden und der Tod nicht mehr existieren werde. [10] Dies teilte auch Paulus den Christen Korinths<br />
mit. [11] Er erläutert dies so, dass sie eine Auferstehung erhoffen dürften, sodass sie einen unverweslichen und<br />
unzerstörbaren Geistleib erhielten. [12] Ferner spricht er (wohl nur bzgl. des Schicksales von Christen) davon, dass<br />
alles, was im Laufe des Lebens nicht auf Christus aufgebaut worden sei, vernichtet, doch dass die Seele gerettet<br />
werde wie durch Feuer hindurch [13] (vgl. auch Fegefeuer-Theorien). Matthäus [14] schließlich behauptet, dass der<br />
Menschensohn – Markus zufolge komme dieser einst wieder [15] (Parusie) – Jesus sei. Er werde die Menschen nach<br />
ihren Liebestaten richten. Diejenigen, die gesellschaftlichen Randgruppen wie Armen, Kranken, Gefängnisinsassen<br />
etc. Liebe hätten widerfahren lassen, gingen ins Ewige Leben ein, die anderen aber ins ewige Feuer (vgl. Hölle). [16]<br />
Nach Paulus' Rechtfertigungslehre dürfe aber jeder, der auf Jesu Kreuzestod und Jesus vertraue – da kein Mensch<br />
gut sei [17] –, auf die Gnade hoffen, die Jesus am Kreuz (Kreuzestod) allen persönlich erwirkt habe. [18]<br />
Systematisch-theologische Interpretation<br />
Theorie der idealen Gesellschaft<br />
Für Matthäus ist die Bergpredigt ein wichtiger Bestan<strong>dt</strong>eil christlicher Eschatologie. Letztlich lässt sich die<br />
Bergpredigt mit ihrer Zukunftsvision in eschatologischer Hinsicht wieder auf das „schon und noch nicht“ des<br />
Sauerteigsgleichnisses reduzieren. Hier gilt der Gnaden-Indikativ des Paulus. Die unbedingte Annahme des<br />
fehlbaren, bedürftigen Menschen durch Gott auch nach der Bergpredigt [19] befähige den Menschen, die ideale<br />
Gesellschaft mitzugestalten. [20] Obgleich die Arbeit an ihr „schon“ (präsentische Eschatologie) begonnen wurde, ist<br />
sie doch „noch nicht“ (futurische Eschatologie) vollendet. Der ebenfalls in der Bergpredigt zu findende christliche<br />
„Imperativ“ ist die zentrale Aufforderung Gottes an den Menschen. Er besagt, dass der Mensch versuchen solle, Jesu<br />
Botschaft zu gehorchen und diesem in seiner Lebensweise nachzufolgen (am deutlichsten in der imitatio Christi).<br />
Jesus habe diesen Imperativ in der Goldenen Regel zusammengefasst. [21] Das Ziel bzw. der finalistische Endpunkt<br />
der Eschatologie, die ideale reine Gesellschaft in Gottes Herrschaft, kann nach christlicher Theologie letztlich nicht<br />
von den Menschen selbst hergestellt (Unterschied zur Utopie), sondern nur durch Gottes Gnade empfangen werden.<br />
Dieser christliche „Indikativ“ besagt also, dass die Menschen in ihrem Versuch, sich dem Reiche Gottes anzunähern,<br />
also selbst eine ideale Gesellschaft zu errichten, letztlich doch auf Gottes Handeln angewiesen seien. [22]<br />
Eschatologie in der nordischen Mythologie<br />
Den Weltuntergang nennt die nordische Mythologie Ragnarök (altnord. „Schicksal der Götter“). Nach drei Jahren<br />
Kampf und drei Jahren Winterzeit beginnen die zerstörerischen Kräfte der Welt Überhand zu nehmen. Sonne und<br />
Mond werden von gewaltigen Wölfen verschlungen; Ungeheuer, wie der Fenriswolf und die Midgardschlange,<br />
kommen frei und verwüsten die Erde. Sie verbünden sich mit den Feuerriesen und ziehen gegen die Götter in die<br />
Schlacht. Die während der vergangenen Zeitalter gefallenen menschlichen Krieger, die Einherjer, verstärken das<br />
göttliche Heer der Asen. In der Schlacht sterben zahlreiche Ungeheuer und Götter, schließlich setzt Surt, der stärkste<br />
der Feuerriesen, die Welt in Brand, die so völlig zerstört wird. Durch den Weltenbrand werden Ordnung und Chaos<br />
ins Gleichgewicht gebracht. Der Allvater Odin schafft die Welt neu, die verbliebenen Asen treffen sich in den Resten