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Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer

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Es gab in Ägypten den blauen und den weißen Lotus, wobei <strong>der</strong> blaue aufgrund<br />

seines narzissenartigen Duftes beliebter war. Da die Blüte des Lotus sich abends schloss<br />

und morgens wie<strong>der</strong> öffnete, sah man in ihr ein Symbol für die Sonne, die abends am<br />

Horizont unterging und sich morgens wie<strong>der</strong> am Himmel erhob. Damit war die Lotusblüte<br />

auch ein Sinnbild für die Regeneration. Altägyptisch hieß Lotus seschen. Im Mittleren Reich<br />

lässt sich seschen als Frauen- und Männername nachweisen. Bis heute lebt die ägyptische<br />

Bezeichnung für Lotus im Namen Susanne fort. Eine weitere Bezeichnung für den Lotus war<br />

„das Schöne“ nanefer. Auch dieses Wort hat über den Umweg des Arabischen bis ins<br />

Französische gefunden, wo die Seerose Nénuphar heißt. Beliebt waren in Ägypten Gefäße<br />

in Lotusform bzw. Schalen, die mit Lotusblüten dekoriert waren, o<strong>der</strong> Kopfstützen, die von<br />

Lotussäulen getragen wurden und damit die Hoffnung auf Wie<strong>der</strong>geburt zum Ausdruck<br />

brachten.<br />

Da <strong>der</strong> Lotus vor allem in Oberägypten wuchs, galt er als Wappenpflanze des<br />

südlichen Landesteils. Papyrus wurde für das Delta als charakteristisch angesehen und galt<br />

deshalb als Landespflanze Unterägyptens, also des nördlichen Landesteils. 17 Nun gibt es<br />

zahlreiche Darstellungen aus dem Alten Ägypten, wo zum Zeichen <strong>der</strong> Vereinigung Ober-<br />

und Unterägyptens zu einem Land Lotus und Papyrus miteinan<strong>der</strong> verschlungen werden.<br />

Dies geschieht entwe<strong>der</strong> durch zwei androgyne Nilgötter o<strong>der</strong> durch die Götter <strong>der</strong> beiden<br />

Landeshälften: Horus für den Norden und Seth für den Süden. Später wird Seth bei diesem<br />

Akt durch den Gott Thot abgelöst. Seth galt als Gott <strong>der</strong> Wüste und als Gott <strong>der</strong><br />

Fremdlän<strong>der</strong>, weil das ausländische Territorium ja von den Ägyptern mit Wüste gleichgesetzt<br />

wurde 18 . Deshalb fiel Seth als für die Feinde zuständiger Gott in seiner Heimat immer mehr<br />

in Ungnade und wurde verfemt. Da zudem <strong>der</strong> Ibisschnabel des Thot sehr dem spitzen Kopf<br />

des Seth 19 ähnelte, scheint es, als habe hier problemlos ein Austausch <strong>der</strong> Götter vollzogen<br />

werden können.<br />

Gott Seth Gott Thot<br />

Das Nilland war ausgesprochen arm an Bäumen. Häufiger finden sich nur die Akazie<br />

und die Sykomore. Aber auch Palmen wie die Dumpalme und die Dattelpalme gediehen im<br />

Fruchtland des Nils, vor allem in Oberägypten und in den Oasen. Die Früchte <strong>der</strong> Dumpalme<br />

schmeckten honigsüß, was <strong>der</strong> Pflanze auch den Namen Pfefferkuchenbaum einbrachte.<br />

Palmfasern konnten zu Stricken verarbeitet werden und Palmblattrippen verwendete<br />

man zum Flechten von Körben und Sieben. 20<br />

Die Dattelpalme hieß ägyptisch bnr, was auch so viel wie „süß“ bedeutet. Die ärmere<br />

Bevölkerung griff auf Datteln als Süßungsmittel zurück. Honig war nur für die gehobenen<br />

Schichten <strong>der</strong> bevorzugte Süßstoff.<br />

Die Mittelrippe des Blattes <strong>der</strong> Dattelpalme lieferte wohl die Hieroglyphenschreibung<br />

für das Wort „Jahr“.<br />

Hieroglyphe: Palmrippe<br />

Man nimmt an, dass man ursprünglich die Lebensjahre zählte o<strong>der</strong> die<br />

Regierungsjahre eines Herrschers festhielt, indem man für jedes Jahr eine Kerbe in die<br />

Blattrippe ritzte.<br />

Der bekannteste Baum <strong>Ägyptens</strong> ist wohl die Sykomore, auch Maulbeerfeigenbaum<br />

genannt. Sie wurde an Dorfplätzen und Brunnen gepflanzt. Sie konnte bis zu 20 m hoch<br />

17 Ägypten wurde immer als Einheit begriffen, die sich aus den beiden Landesteilen Ober- und Unterägypten<br />

zusammensetzte. Die Vereinigung <strong>der</strong> beiden Landesteile dürfen wir uns nicht als einmaliges Ereignis, son<strong>der</strong>n<br />

nur als langandauernden Prozess vorstellen (J. Assmann, Ägypten. Eine Sinngeschichte, S.43ff.; M. Bommas,<br />

Das Alte Ägypten, S.11).<br />

18 s. Kap. 3.1.1 (Ägypten-ein Geschenk des Nils)<br />

19 Der Kopf des Seth mit spitzer Schnauze und langen Ohren scheint ein Phantasietier wie<strong>der</strong>zugeben. Seit <strong>der</strong><br />

verhassten Herrschaft <strong>der</strong> Perser über Ägypten wird Seth, <strong>der</strong> für die Auslän<strong>der</strong> zuständige Gott mit einem Esel<br />

gleichgesetzt (J. Assmann, Ägypten. Eine Sinngeschichte, S.431ff.).<br />

20 A. Bongioanni, Matten und Körbe aus Flechtwerk, in: A. M. Donadoni Roveri u.a., Das Alte Ägypten, Bd.I,<br />

S.117;128<br />

© <strong>Historisches</strong> <strong>Museum</strong> <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> <strong>Speyer</strong><br />

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