07.02.2013 Aufrufe

Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer

Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer

Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Da Krokodilen und Schlangen ebenfalls göttliche Verehrung zuteilwurde, befanden<br />

sich unter den Tiermumien auch solche Reptilien.<br />

Herodot und Diodor, die uns von dem ägyptischen Tierkult berichten, stehen ihm<br />

skeptisch gegenüber. Da die Griechen ja keine Tierverehrung kannten, erscheint ihnen diese<br />

Praxis als sehr fremdartig. Doch ist zu bemerken, dass die griechischen Herrscher, die seit<br />

332 v. Chr. in Ägypten regierten, nachdem Alexan<strong>der</strong> d. Gr. das Land am Nil unterworfen<br />

hatte, gerade den Tierkult beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ten. Da sie seine Akzeptanz in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

erkannten, begünstigten sie diesen, um ihre Herrschaft im Volk zu festigen.<br />

Eindeutiger als die Griechen verhielten sich die Römer <strong>der</strong> Tierverehrung gegenüber.<br />

Als sie sich zu den neuen Herren am Nil aufschwangen (ab 30 v. Chr.), machten die<br />

römischen Kaiser aus ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den Tierkulten keinen Hehl.<br />

Nachdem Octavian, <strong>der</strong> spätere Kaiser Augustus, das Land erobert und als Provinz dem<br />

römischen Reich eingeglie<strong>der</strong>t hatte, weigerte er sich, <strong>der</strong> feierlichen Inthronisation des<br />

Apisstieres persönlich beizuwohnen, weil er, wie er sagte, keine Tiere als Götter verehre. Als<br />

sich später im Römischen Reich das Christentum ausbreitete, nahmen sich auch die<br />

christlichen Schriftsteller den ägyptischen Tierkult als beson<strong>der</strong>s verwerflichen Auswuchs <strong>der</strong><br />

heidnischen Religion vor, kritisierten ihn als religiöse Verirrung und machten ihn lächerlich. 181<br />

3.11 Sarkophagformen und Mumienausstattung<br />

Die Bestattung erfolgte nach <strong>der</strong> Mumifizierung des Leichnams in einem Sarg. 182<br />

Dessen Form än<strong>der</strong>te sich zwar im Laufe <strong>der</strong> Zeit, doch blieb seine Funktion<br />

dieselbe. Er galt als „Haus <strong>der</strong> Ewigkeit“ und als „Herr des Lebens“ und sollte den Leib des<br />

Verstorbenen vor jeglicher Verletzung bewahren.<br />

Hieroglyphe: Sarg<br />

In <strong>der</strong> Frühzeit (4. Jt. v. Chr.) war es üblich gewesen, den Toten in eine Matte o<strong>der</strong><br />

ein Fell zu betten und ihn zusammen mit Grabbeigaben im Wüstensand beizusetzen.Durch<br />

den unmittelbaren Kontakt mit dem heißen Wüstensand wurde <strong>der</strong> Leichnam auf natürliche<br />

Weise konserviert. Aber dafür war <strong>der</strong> Körper ungeschützt z.B. Tierfraß ausgesetzt.<br />

Deshalb wollte man bald den Leib des Toten noch besser schützen, und so ging man<br />

bereits ab ca. 3000 v. Chr. dazu über, den Leichnam in einem Sarkophag zu bestatten. Das<br />

waren zunächst einfache Holz- o<strong>der</strong> Tonsärge.<br />

Je dichter aber <strong>der</strong> Sarg war, umso leichter verwesten die Körper ohne den Kontakt<br />

zum heißen Wüstensand, so dass sich letztlich die Maßnahmen zum Schutz <strong>der</strong> Toten als<br />

eher kontraproduktiv erwiesen. So ist bald zu beobachten, dass man die Toten üblicherweise<br />

mit in Harz getränkten Leinenbinden umwickelte und somit die ersten Versuche zu einer<br />

Mumifizierung unternahm.<br />

Im Alten Reich (2682-2145 v. Chr.) waren dann die Särge aus Holz o<strong>der</strong> Stein<br />

gefertigt und hatten eine Kastenform. Anfänglich war die äußere Dekoration <strong>der</strong> Särge<br />

spärlich und entsprach in Form fortlaufen<strong>der</strong> Nischenfassaden einer<br />

Hausfassadengestaltung. Ein solcher Holzsarg aus dem Alten Reich (ca. 2680-2470 v. Chr.)<br />

wird in <strong>der</strong> Ausstellung gezeigt. Dass <strong>der</strong> Sarg ziemlich klein ist, aber trotzdem für die<br />

Bestattung eines Erwachsenen gedacht war, erklärt sich daraus, dass man die Toten in fötal<br />

zusammengekrümmter Lage bestattete. Der Tote sollte also wie im Mutterschoß geborgen<br />

im Sarg ruhen und aus ihm neu geboren werden. Ein Beispiel dafür, dass man im Alten<br />

Reich die Verstorbenen auch in an<strong>der</strong>en Behältnissen bestattete als in viereckigen Särgen,<br />

181 Der lateinische christliche Schriftsteller Minucius Felix prangert in seiner Verteidigungsschrift des Christentums<br />

(Octavius 28,8) die heidnische Religion an: „Betet ihr nicht mit den Ägyptern den Apisstier an und füttert ihn<br />

dann? Auch ihre übrigen Kulte, eingerichtet für Schlangen, Krokodile und an<strong>der</strong>e Ungeheuer, für Fische und<br />

Vögel, missbilligt ihr durchaus nicht“ (übers. B. Kytzler 1965). Minucius Felix übersieht bei seinem Angriff auf die<br />

römische Religion, dass die Römer selbst den ägyptischen Tierkult angefeindet hatten. Denn in dieselbe Kerbe<br />

wie <strong>der</strong> christliche Autor Minucius Felix haut <strong>der</strong> römische Satiriker Iuvenal gleich zu Beginn seiner 15. Satire.<br />

182 Grundlegend: J. Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten; R. Brech, Särge und Sarkophage, in:<br />

Begleitbuch zur Ausstellung; E. Kruck, „Mein Körper besteht“, in: Begleitbuch zur Ausstellung<br />

© <strong>Historisches</strong> <strong>Museum</strong> <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> <strong>Speyer</strong><br />

48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!