Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer
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heißt auf Ägyptisch „Leben“ und auch „Blumenstrauß“. Blütengirlanden, Blumenkränze,<br />
Blütenkragen gehörten zu den Festen, zu den Opfergaben für die Götter und zum Totenkult.<br />
Obwohl im trockenen Klima <strong>Ägyptens</strong> auch Pflanzen als Grabbeigaben überdauerten, fand<br />
man bei Ausgrabungen nur wenige solcher Blütenkragen, die man den Toten mit ins Grab<br />
gegeben hatte. Statt den Toten mit einem Blütenhalskragen auszustatten, umwickelte man<br />
die Mumie auch gerne mit Blütengirlanden.<br />
3.1.5 Tierwelt<br />
Über den Artenreichtum <strong>der</strong> altägyptischen Tierwelt sind wir nicht zuletzt deshalb so<br />
gut informiert, weil die Ägypter die ihnen bekannten Spezies in <strong>der</strong> Kunst verewigt haben. 39<br />
In Wandmalereien und –reliefs sowie Tierplastiken haben sie uns so detailgenaue<br />
Darstellungen hinterlassen, dass oft eine exakte Bestimmung <strong>der</strong> Tierarten möglich ist.<br />
Bei Naturdarstellungen fällt allgemein auf, dass die Ägypter mehr Interesse für die Tier- als<br />
für die Pflanzenwelt zeigten. Auch in den bildlichen Ausdrücken des Ägyptischen überwiegen<br />
die Redewendungen, die sich auf Tiere beziehen.<br />
Zu den Tieren, die man sowohl im Delta als auch im Niltal und <strong>der</strong> Wüste antraf,<br />
gehörten natürlich die Schlangen. Die Einstellung <strong>der</strong> Ägypter den Schlangen gegenüber war<br />
eine ambivalente. Einerseits fürchtete man zu Recht ihren Biss, an<strong>der</strong>erseits verehrte man<br />
sie als göttlich. War doch das Häuten <strong>der</strong> Schlange ein Symbol für Regeneration,<br />
Wie<strong>der</strong>geburt und neues Leben. 40 Dass die Ägypter nicht nur den Zauber gegen<br />
Schlangenbisse mangels wirksamer Arzneien einsetzten, wie man lange annahm, wird durch<br />
einen Papyrus <strong>der</strong> Spätzeit beglaubigt, in dem 38 Reptilienarten beschrieben werden. Neben<br />
einer genauen Beschreibung ihres Aussehens und <strong>der</strong> Art ihres Bisses gibt es auch in<br />
einigen Fällen Prognosen <strong>der</strong> Bissfolgen und manchmal eine Angabe von Heilmitteln. 41<br />
Hieroglyphen für Schlangen:<br />
Unter den in Ägypten heimischen Käferarten ist sicherlich als herausragendes<br />
Exemplar <strong>der</strong> Skarabäus o<strong>der</strong> Mistkäfer zu nennen. Der Käfer dreht Kugeln aus Dung, um<br />
seine Eier dort hineinzulegen. Aus dieser Dungkugel kriechen dann die Larven. Diese<br />
vermeintliche Entstehung aus sich selbst heraus ohne fremde Hilfe war es, die die Ägypter<br />
an die Sonne erinnerte, die jeden Morgen wie aus dem Nichts am Himmel erschien. Die<br />
Sonne war, weil sie immer wie<strong>der</strong> von Neuem aufging, gleichermaßen ein Symbol <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>geburt und Auferstehung. Ein Pektoral, ein Brustamulett, in <strong>der</strong> Ausstellung zeigt den<br />
Skarabäus in <strong>der</strong> Sonnenbarke, weil die Ägypter glaubten, die Sonne führe mit einer Barke<br />
über den Himmel. Mit dem Skarabäus wird auch das ägyptische Wort für „entstehen“<br />
(cheper) geschrieben. Der Skarabäus galt als beliebtes Amulett. 42<br />
Fliegen traten als Plagegeister in großer Zahl in Ägypten auf, wie dies Herodot<br />
bezeugt (Hist. II,95):<br />
Hieroglyphe: Fliege<br />
„Gegen die Mücken, die es in großer Zahl gibt, schützt man sich in Oberägypten, indem man<br />
auf dem Dach schläft…. Bei den Bewohnern des Sumpflandes (Delta) besitzt je<strong>der</strong> ja ein Fischernetz,<br />
das er tagsüber zum Fischen braucht. Nachts befestigt er es rings um das Bett und legt sich zum<br />
Schlafen darunter.“<br />
Der Pharao und die vornehmen Ägypter trugen Fliegenwedel in <strong>der</strong> Hand, mit denen<br />
sie die lästigen Fliegen abwehren konnten. Aber die Ägypter wussten auch die Stech- und<br />
Angriffslust <strong>der</strong> Fliegen zu würdigen, indem sie tapferen Kriegern goldene Fliegen als Orden<br />
verliehen. 43<br />
Die gefräßigen Heuschrecken waren ebenfalls in Ägypten bekannt und gefürchtet.<br />
Das Alte Testament erzählt davon, wie Gott den Ägyptern eine Heuschreckenplage schickte,<br />
39<br />
Grundlegend: J. Boessneck, Die Tierwelt, in: A. Eggebrecht, S.21ff.; J. Boessneck, S.47ff.<br />
40<br />
J. Boessneck, S.114ff.<br />
41<br />
M.C. Betrò, S.113; W. Westendorf, S.150<br />
42<br />
J. Boessneck, S.150ff.; zur Hieroglyphe „Skarabäus“ s. Kap. 4.9 (Wichtige Hieroglyphen zur Ausstellung)<br />
43 D. Arnold, Falken, Katzen, Krokodile, S.84f.<br />
© <strong>Historisches</strong> <strong>Museum</strong> <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> <strong>Speyer</strong><br />
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