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Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer

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obwohl man bei <strong>der</strong> Einbalsamierung diese Organe klar anatomisch unterscheiden konnte<br />

und auch getrennt beisetzte. Ebenso erkannte die ägyptische Medizin nicht, dass<br />

Blutgefäße, Sehnen und Muskeln verschiedene Dinge waren, und so wird nur allgemein von<br />

Gefäßen gesprochen. Bemerkenswert ist auch, dass für die Hieroglyphen, die innere Organe<br />

bezeichnen, die Tiere als Muster dienten, die Hieroglyphen für die äußeren Körperteile<br />

dagegen nahmen den Menschen zum Vorbild. Offenbar galt es auch als Tabu die inneren<br />

Organe des Menschen zur Schau zu stellen. 174<br />

Bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Mumifizierung war Magie als Hilfsmittel ebenfalls<br />

unentbehrlich. Denn bei <strong>der</strong> Balsamierung wurde <strong>der</strong> Körper ja aufgeschnitten, also zerstört,<br />

und die Organe, die die Verwesung hätten beschleunigen können, wurden getrennt<br />

beigesetzt. Die Unversehrtheit des Körpers konnte nur auf magischem Weg durch Rezitation<br />

bestimmter Texte wie<strong>der</strong>hergestellt werden.<br />

Da die Mumifizierung offenbar tabuisiert wurde, finden wir auch Darstellungen des<br />

Mumifizierungsrituals sehr selten, wenn doch, dann nur dezente Andeutungen und keine<br />

drastischen Bil<strong>der</strong>.<br />

3.10 Tiermumien<br />

Bei den Berichten des Diodor und des Herodot geht es um die Mumifizierung von<br />

verstorbenen Menschen. In Ägypten wurden aber auch Tiere mumifiziert, entwe<strong>der</strong> weil sie<br />

als treue Haustiere den Toten ins Jenseits begleiten sollten o<strong>der</strong> als Inkarnation einer<br />

bestimmten Gottheit galten. Dies wirft natürlich die Frage auf, ob die Mumifizierung bei<br />

Tieren genauso vollzogen wurde wie bei Menschen. Ein Papyrus, <strong>der</strong> uns von <strong>der</strong><br />

Mumifizierung des in Ägypten als heilig verehrten Apisstiers (3./2. Jh. v. Chr.) erzählt, verrät<br />

uns aber nichts Genaueres über diese Praxis. Wir hören nur davon, dass <strong>der</strong> Körper des<br />

Stiers geöffnet, die Eingeweide herausgenommen und die Körperhöhlungen gesalbt wurden.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung von Tiermumien konnte man aber feststellen, dass im Prinzip das<br />

Vorgehen bei Mensch und Tier dasselbe war. 175 Die Tiere wurden in Balsamierungshallen<br />

präpariert, gewaschen und gereinigt. Auch die Eingeweide, vor allem bei Säugetieren,<br />

wurden entnommen. Allerdings wurde den Tieren nicht wie den Menschen das Gehirn<br />

entfernt. Die Beisetzung <strong>der</strong> Eingeweide in separaten Krügen konnte bisher einzig bei hl.<br />

Stieren nachgewiesen werden.<br />

Nach Abschluss des Trocknungsprozesses wurde das Tier kunstvoll mit<br />

Leinenbinden umwickelt, in die wie beim Menschen auch Amulette eingebunden waren. Die<br />

Tiermumien wurden in Keramikgefäßen o<strong>der</strong> Särgen aus Holz, Stein und Bronze bestattet<br />

und anschließend in unterirdischen Grabkammern beigesetzt. Für manche Tiere schuf man<br />

eigens Stuckmasken.<br />

Herodot spricht in seinen Historien auch über den Tierkult:<br />

„Sämtliche Tiere gelten aber als heilig, Haustiere so gut wie wilde. … jedes Tier hat seinen<br />

Wärter, …, und dieses Amt erbt sich vom Vater auf den Sohn fort…. Tötet jemand eines dieser Tiere<br />

absichtlich, so trifft ihn die Todesstrafe, wenn unabsichtlich, so zahlt er die ihm von den Priestern<br />

zugemessene Strafe. Wer aber einen Ibis o<strong>der</strong> Habicht tötet, muss in jedem Falle sterben.“ 176<br />

Millionen von Tiermumien sind gefunden worden, etwa 100 Tiernekropolen lassen<br />

sich im ganzen Land nachweisen. Dass gerade in <strong>der</strong> Spätzeit ein Anstieg in <strong>der</strong><br />

Tierverehrung zu beobachten ist, lässt sich vielleicht aus <strong>der</strong> Sehnsucht <strong>der</strong> Menschen nach<br />

einem nahen Kontakt zur Gottheit begründen. Waren die Götter im Alten Ägypten<br />

ursprünglich als ferne Wesen betrachtet worden, die als Mittler zwischen sich und den<br />

Menschen auf <strong>der</strong> Erde einzig den Pharao eingesetzt hatten, <strong>der</strong> zu ihnen Verbindung<br />

aufnehmen konnte, än<strong>der</strong>te sich das schon im Neuen Reich, als es nun jedem Menschen<br />

möglich wurde, durch Gebete und Opfer direkt in Beziehung zu Gott zu treten (sog.<br />

Persönliche Frömmigkeit). Nun suchte man an<strong>der</strong>e Mittler und in den Tieren offenbarte sich<br />

den Gläubigen die Gottheit unmittelbar. Deshalb können wir im Neuen Reich auch Anfänge<br />

174 K. S. Kolta/D. Schwarzmann-Schafhauser, S.173; W. Westendorf, S.40; 42<br />

175 Zur Mumifizierung von Tieren grundlegend: S. Ikram, Tiermumien im Alten Ägypten, in: Ägyptische Mumien, S.<br />

281ff.<br />

176 Herodot , II,65 (übers. v. A. Horneffer 1971)<br />

© <strong>Historisches</strong> <strong>Museum</strong> <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> <strong>Speyer</strong><br />

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