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Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer

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Seit <strong>der</strong> 9./10. Dynastie (ab ca. 2100 v. Chr.) tritt als üblicher Titel für den Pharao<br />

auch „Sohn des Re“ auf, <strong>der</strong> dem Eigennamen vorangestellt wurde. Die Gottessohnschaft ist<br />

kein Ersatz für den Horustitel, son<strong>der</strong>n kommt ergänzend hinzu. Der Name „Sohn des Re“<br />

wird in eine Kartusche bzw. einen Königsring eingeschrieben, ebenso wie <strong>der</strong> Titel „König<br />

von Ober- und Unterägypten“. Von den fünf Thronnamen des Pharao sind dies die einzigen<br />

beiden Namen, die von einer Kartusche umschlossen werden, die offenbar dazu dient, den<br />

Namen des Königs mit beson<strong>der</strong>em Schutz zu umgeben.<br />

Hieroglyphe: Kartusche<br />

Auf <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ausstellung gezeigten Stele mit König Sethos I. (Neues Reich, 19.<br />

Dyn.,1290-1279 v. Chr.), <strong>der</strong> mit einem Wesir vor dem vergöttlichten König Amenhotep I.<br />

und dessen Mutter Ahmes Nefertari opfert, erkennt man allein an den in Kartuschen<br />

eingeschriebenen Namen, dass es sich bei dreien <strong>der</strong> Beteiligten um Könige handeln muss.<br />

Der Titel „König von Ober- und Unterägypten“ 126 kann auch als „Herr <strong>der</strong> beiden<br />

Län<strong>der</strong>“ erscheinen. Letzter Titel beweist, dass die Vorstellung, die Einheit <strong>Ägyptens</strong><br />

verdanke sich dem Zusammenschluss <strong>der</strong> beiden Landesteile Ober- und Unterägypten, ihre<br />

Spuren bis in die Königstitulatur hinterlässt.<br />

Auch in den Kronen, die <strong>der</strong> König trägt, spiegelt sich die Zweiheit des Landes wi<strong>der</strong>.<br />

Es gibt eine rote Krone Unterägyptens und eine weiße Krone Oberägyptens, die getrennt<br />

o<strong>der</strong> aber auch als Doppelkrone getragen werden können.<br />

Rote Krone weiße Krone Doppelkrone<br />

Statt <strong>der</strong> Kronen kann den Pharao auch ein Königskopftuch schmücken. Dieses ist<br />

durch ein Muster von einan<strong>der</strong> abwechselnden blauen und goldenen Streifen strukturiert. Die<br />

blaue Farbe steht für den Himmel, die goldene für die Sonne. Die Farben des<br />

Königskopftuchs sind sehr schön zu erkennen an einer Sitzstatue des Königs Amenhotep<br />

I. (gräzisiert: Amenophis) aus dem Neuen Reich (19. Dyn., 1292-1186 v. Chr.), die aus weiß<br />

bemaltem Kalkstein gefertigt ist, <strong>der</strong> vermutlich den kostbaren Alabaster nachahmen sollte.<br />

Der König trägt einen geraden Königsbart im Unterschied zu dem kunstvoll geflochtenen und<br />

unten eingerollten Götterbart. Dass <strong>der</strong> Bart nicht natürlich gewachsen war, son<strong>der</strong>n es sich<br />

um einen Zeremonialbart handelte, <strong>der</strong> umgebunden wurde, kann man an den aufgemalten<br />

Bän<strong>der</strong>n erkennen. Die Namenskartuschen des Königs, die neben seinen Beinen am Thron<br />

angebracht sind, sind mit gelber Farbe unterlegt, wobei Gelb natürlich für Gold steht. Die<br />

Statue stammt aus <strong>der</strong> Arbeitersiedlung Deir el-Medineh. Dort wurde Amenhotep I.<br />

beson<strong>der</strong>e göttliche Verehrung als Schutzherr <strong>der</strong> Arbeiter <strong>der</strong> Nekropole zuteil, vermutlich<br />

weil er die Siedlung angelegt hatte. Bei <strong>der</strong> Statue in <strong>der</strong> Ausstellung könnte es sich um ein<br />

Kultbild des Herrschers handeln, das bei Prozessionen an Festtagen feierlich umhergetragen<br />

wurde. Aus den Bewegungen <strong>der</strong> Statue beim Umzug deuteten die Priester Orakelsprüche<br />

des vergöttlichten Königs.<br />

An allen königlichen Kopfbedeckungen bäumt sich zum Schutz des Königs die<br />

Königskobra auf. Diese Kobraart greift nicht durch Biss an, son<strong>der</strong>n sprüht dem Gegenüber<br />

ihr Gift in die Augen. Obwohl man die Königskobra seit jeher als Uräusschlange bezeichnet,<br />

handelt es sich eher um eine Schwarzhalskobra. Denn die Uräusschlange ist keine<br />

Speikobra im Gegensatz zur Letztgenannten. Doch werden die Ägypter die einzelnen<br />

Kobraarten nicht so genau unterschieden haben.<br />

Sowohl die Kobra wie das Königskopftuch zeichnet die monumentale Sitzstatue<br />

eines thutmosidischen Herrschers (wahrscheinlich Thutmosis I., Neues Reich, 18.<br />

Dyn.,1483-1470 v. Chr.) aus Dioritgestein in <strong>der</strong> Ausstellung aus. Diese Sitzstatue<br />

verdeutlicht auch die Macht und Stärke des Pharao, indem er auf einem Thron sitzend die<br />

126 Zur Schreibung des Titels in Hieroglyphen s. Kap. 3.1.5.3 Nutztiere, s.v. Biene<br />

© <strong>Historisches</strong> <strong>Museum</strong> <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> <strong>Speyer</strong><br />

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