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Ägyptens Schätze entdecken - Historisches Museum der Pfalz Speyer

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Abbild des Gottes galt, morgens geweckt wurde, aus dem Sanktuar herausgenommen,<br />

gereinigt, gesalbt, wie<strong>der</strong> neu eingekleidet und geschmückt wurde. Nahrungsmittel wurden<br />

ihr als Opfergaben dargebracht und Weihrauch gespendet. Danach wurde die Statue wie<strong>der</strong><br />

ins Sanktuar gestellt. Nach dem Glauben <strong>der</strong> Ägypter war es notwendig, die Götter auf diese<br />

Weise zufriedenzustellen, um zu verhin<strong>der</strong>n, dass das Chaos ausbrach. Das bedeutete<br />

natürlich auch, dass <strong>der</strong> Tempelkult für die Inganghaltung <strong>der</strong> Welt als unabdingbar<br />

angesehen wurde. Ein Aussetzen <strong>der</strong> Götterverehrung hätte die Welt nach <strong>der</strong> Überzeugung<br />

<strong>der</strong> Ägypter ins Ver<strong>der</strong>ben gestürzt. Um das Böse vom heiligen Ort fernzuhalten, gehörte<br />

zum bildlichen Standardrepertoire auf den großen Tempeltoren, den Pylonen, die<br />

Darstellung des Königs beim Erschlagen <strong>der</strong> Feinde. 133<br />

3.8.1 Osiris - Isis - Horus<br />

Der bekannteste Mythos, den wir aus dem Alten Ägypten kennen, ist <strong>der</strong><br />

Osirismythos. Er ist auch einer <strong>der</strong> wenigen ägyptischen Mythen, die uns überliefert sind.<br />

Diesen Mythos erfahren wir allerdings erst in aller Ausführlichkeit von dem griechischen<br />

Schriftsteller Plutarch im 1./2.Jh. n. Chr. Von den Ägyptern haben wir ihn nur<br />

bruchstückweise überliefert.<br />

In Kürze zusammengefasst berichtet uns <strong>der</strong> Mythos, dass Osiris ein guter und<br />

gerechter König in <strong>der</strong> Vorzeit gewesen ist. Er hatte einen Bru<strong>der</strong> namens Seth, <strong>der</strong> ihm sein<br />

Amt neidete. Das ging so weit, dass er Osiris töten und seinen Leichnam zerstückeln ließ. Im<br />

Grunde ist es eine Kain und Abel-Geschichte. Doch ist die Fortsetzung eine an<strong>der</strong>e. Osiris´<br />

Gemahlin Isis macht sich nämlich auf, die zerstreuten Leichenteile des Osiris zu suchen und<br />

wie<strong>der</strong> zusammenzufügen. Isis, die sich durch ihre Liebe zu Osiris und ihre Fürsorge für den<br />

toten Gatten auszeichnet 134 , stellt den Körper des Osiris wie<strong>der</strong> her, belebt ihn neu und zeugt<br />

mit ihm einen Sohn, dessen Name Horus ist. Der übernimmt nun das Königsamt in <strong>der</strong><br />

Nachfolge des Vaters auf Erden, während Osiris Herrscher <strong>der</strong> Unterwelt wird. Durch den<br />

Osirsimythos wird <strong>der</strong> Pharao in seinem Königsamt als Nachfolger des Horus legitimiert, als<br />

Verkörperung des Horus auf Erden. 135<br />

Eine Osirisstatuette (712-332 v. Chr.) aus grünem Stein wird in <strong>der</strong> Ausstellung<br />

präsentiert. Die Farbe Grün weist auf die Vegetation, die Fruchtbarkeit und neues Leben hin.<br />

Osiris ist in seiner typischen Gestalt als Mumie wie<strong>der</strong>gegeben. Seine Hände schauen aus<br />

den Mumienbinden heraus und halten die Herrschaftszeichen Fliegenwedel und Krummstab.<br />

Letzterer, vielleicht ursprünglich ein Hirtenstab, symbolisiert „Herrschaft“ und lebt in unserem<br />

Bischofsstab weiter.<br />

Hieroglyphe: Hirtenstab, Zepter Hieroglyphe: Geißel, Fliegenwedel<br />

An <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Statue sind zwei Schutzamulette in Form von Udjat-Augen eingraviert und<br />

die Hieroglyphe für „gut“ und „schön“:<br />

Hieroglyphe: Herz und Luftröhre, steht für: „gut und schön“<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Inschrift dürfte dann sein: „Schöner/guter Schutz“. Interessant ist, dass<br />

Osiris auf einem Sockel steht, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Hieroglyphe Ma ´at entspricht. Ma ´at<br />

bedeutet „Gerechtigkeit“. Sie ist <strong>der</strong> Maßstab, mit dem im Totengericht gemessen wird, ob<br />

<strong>der</strong> Verstorbene ein moralisch einwandfreies Leben geführt hat. 136<br />

Der Gott Horus wird falkengestaltig o<strong>der</strong> als Mensch mit Falkenkopf gedacht und<br />

dargestellt.<br />

Hieroglyphe: Falke<br />

133 M. v. Falck, Horus und Heiland. Die Religion im Alten Ägypten, in: M. v. Falck u.a.,S.11ff.<br />

134 Diese treusorgende Haltung zeigt sie nach dem Glauben <strong>der</strong> Ägypter allen Toten gegenüber. Dies erklärt auch<br />

den Siegeszug des Isiskultes im Römischen Reich, da die römische Religion als Jenseits nur eine düstere Region<br />

<strong>der</strong> Schatten anzubieten hatte, die den Menschen wenig attraktiv erschien.<br />

135 s. Kap. 3.7 (Der Pharao)<br />

136 s. Kap. 3.13 (Totengericht)<br />

© <strong>Historisches</strong> <strong>Museum</strong> <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> <strong>Speyer</strong><br />

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