Untitled - Willkommen beim Pfaelzischen Verein für Soziale ...
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Auf Dauer untergrub es mein Selbstbewusstsein<br />
Erfahrungsbericht einer Arbeitslosen<br />
Sicher ist es so, dass Ar<br />
beitslosigkeit verschieden<br />
belastend empfunden wird,<br />
je nachdem, in welcher Lebenssituation<br />
man steckt und wie lange<br />
sie dauert. In meinem Fall war es so<br />
dass ich nach meiner mit guten Noten<br />
abgeschlossenen Ausbildung<br />
zunächst einmal in eine ganz neue<br />
(ländliche) Gegend umzog. Ich hatte<br />
zu dieser Zeit 2 Kinder im Alter von 9<br />
und 7 Jahren. Mein Mann steckte noch<br />
einige Monate in seiner Meisterausbildung<br />
und war nur am Wochenende<br />
zu Hause. Eine denkbar schwierige<br />
Situation, sich um einen Arbeitsplatz<br />
zu bemühen. Also bot mir die<br />
Arbeitslosmeldung zunächst einmal<br />
die Möglichkeit, mich in meiner neuen<br />
Lebenssituation zurechtzufinden.<br />
Nach der Ausbildung hatte ich jetzt<br />
wieder mehr Zeit <strong>für</strong> meine Kinder.<br />
Doch war ich bald ungeduldig, denn<br />
ich wollte in meinem Beruf arbeiten<br />
und hatte Angst, die Routine aus der<br />
Ausbildung zu verlieren. Nachdem<br />
mein Mann seine Meisterprüfung abgeschlossen<br />
hatte, bemühte ich mich<br />
vermehrt um eine Arbeit. Die morgendlichen<br />
Gänge zum Arbeitsamt,<br />
das Durchforschen der Fachzeitschriften<br />
nach Stellenanzeigen, Bewerbungen<br />
schreiben, sich umhören,<br />
Kontakte knüpfen, Absagen einkassieren,<br />
überlegen, welche Entfernung<br />
zum künftigen Arbeitsplatz zumutbar<br />
ist, wie die Kinder unterbringen, wenn<br />
ich Schichtdienst habe und mitten auf<br />
dem Land wohne und kein Hort in Sicht<br />
ist – all das kostet viel Zeit. Daneben<br />
noch die alltäglichen Erledigungen und<br />
Arbeiten, wenn Kinder, Haus und Garten<br />
versorgt werden sollen. Schwierig<br />
an der Arbeitslosigkeit war einfach,<br />
dass ich nicht wusste, wann sie zu<br />
Ende sein würde. Allmählich ging mir<br />
auch die Sicherheit verloren, dass ich<br />
noch in der Lage war, meine Arbeit gut<br />
und qualifiziert zu erledigen, denn es<br />
fehlte mir die tägliche Bestätigung.<br />
Obwohl man als Frau und Mutter oft<br />
einiges mehr an einem Arbeitstag zu<br />
Hause leistet als so mancher an seinem<br />
hochdotierten Arbeitsplatz, gibt es<br />
<strong>für</strong> diese Arbeit wenig Anerkennung von<br />
außen und so ist mit dem Besitz oder<br />
Nichtbesitz eines Arbeitsplatzes auch<br />
das Ansehen verbunden.Verunsichernd<br />
war auch,<br />
warum die anderen<br />
eine Arbeit hatten<br />
und ich selbst es<br />
nicht schaffte, eine<br />
zu bekommen.<br />
Denn auch wenn ich<br />
wusste, dass es einfach<br />
an der wirtschaftlichenSituation<br />
lag, dass ich auf<br />
Neuer Service der NAW<br />
Die Neue Arbeit Westpfalz (NAW) hat mit Unterstützung<br />
des Referats <strong>Soziale</strong>s der Stadt Kaiserslautern eine neues<br />
Angebot <strong>für</strong> alleinerziehende Sozialhilfeempfängerinnen geschaffen.<br />
Bis zu zwölf Frauen werden in Teilzeit qualifiziert<br />
und führen Aufträge aus. Sie erhalten nach einer Probezeit<br />
einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag und somit<br />
die Chance, wieder unabhängig von der Sozialhilfe zu<br />
werden. Gemeinnützige Einrichtungen, aber auch Privatleute<br />
können haushaltnahe Dienstleistungen bei der NAW abrufen.<br />
Gabi Schellhammer, Geschäftsführerin der NAW ist der<br />
Meinung, „dass von unserem Angebot viele profitieren können:<br />
die Teilnehmerinnen, die eine Zukunftsperspektive entwickeln<br />
und die Kunden, die die Dienstleistung erhalten.“<br />
13<br />
der Straße stand, untergrub es auf<br />
Dauer mein Selbstbewusstsein und ich<br />
suchte die Ursachen bei mir selbst.<br />
Mir fehlte auch die Einbindung in die<br />
soziale Umgebung eines Arbeitsplatzes,<br />
die Kontakte, die Anerkennung,<br />
der Zoff, die Schwierigkeiten, eben<br />
alles, was einen Arbeitsplatz ausmacht.<br />
Nicht zuletzt natürlich war es<br />
eine Frage, wie lange man ohne Arbeit<br />
seinen normalen Verbrauch bezahlen<br />
kann. Spätestens mit Bezug von<br />
Arbeitslosenhilfe wurde es mehr als<br />
eng. Jetzt tauchte die Frage auf, ob<br />
es nicht nötig war, eine Arbeit unter<br />
der eigenen Qualifikation anzunehmen<br />
– der Anfang vom sozialen Abstieg?<br />
Meine Arbeitslosigkeit endete nach einem<br />
Jahr, ich erhielt eine auf 2 Jahre<br />
befristete Stelle. Auch <strong>beim</strong> größten<br />
Stress bei der Arbeit war ich immer<br />
froh, dass ich sie hatte.<br />
Julia Spelling-Steinkampf