Untitled - Willkommen beim Pfaelzischen Verein für Soziale ...
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Den ganzen Vormittagbeschäftigen<br />
wir uns mit<br />
der deutschen Sprache.<br />
Jeder hat zu tun. Thomas<br />
z.B. schreibt einen Aufsatz<br />
über den Aufenthalt im<br />
Ferienpark, Nadja hilft Viktor<br />
bei grammatischen<br />
Übungen, Tammy muss<br />
immer wieder eine Frage an<br />
Sergej und Alexander wiederholen,<br />
bis sie endlich<br />
eine korrekte Antwort von<br />
beiden bekommt.<br />
Regina ist in ein Märchen<br />
vertieft, das sie später den<br />
anderen nacherzählen soll,<br />
Tanja interviewt Anton zum<br />
Thema „dein Traumberuf“<br />
und Elena schlägt im Wörterbuch<br />
die Bedeutung der<br />
Stichwörter nach, mit deren<br />
Hilfe eine kleine Erzählung<br />
entstehen soll. Die anderen<br />
prägen sich den Wortschatz<br />
„rund um den Körper“ ein, da<br />
ihnen ein Rollenspiel „<strong>beim</strong><br />
Arzt“ bevorsteht.<br />
Solch eine Differenzierung<br />
ist nötig, da alle unsere<br />
Jugendlichen (Aussiedler<br />
und Einheimische) gemäß<br />
des FIT–Programms am<br />
Integration, wie wir sie sehen.<br />
Zelt- und Kanufreizeit<br />
in Runkel an<br />
der<br />
und Berufsausbildung<br />
<strong>für</strong> sie ist, ist auch al- Lahn<br />
len durch-aus klar. Nur<br />
Es ist neun Uhr. Wie jeden Morgen um diese Uhrzeit<br />
betrete ich den Unterrichtsraum und begrüße meine<br />
Schützlinge. Der Unterricht beginnt.<br />
Deutschunterricht teilnehmen<br />
und die Vorkenntnisse<br />
auf unterschiedlichem Niveau<br />
sind – von 0 bei Aussiedlern,<br />
die vor Beginn der<br />
Maßnahme erst zwei Wochen<br />
in Deutschland waren,<br />
bis zum Realschulabschluss<br />
bei zwei Einheimischen.<br />
Ich gehe von einer Gruppe<br />
zur anderen, erkläre, korrigiere,<br />
stelle zusätzliche<br />
Fragen, übersetze kurz ein<br />
Wörtchen und komme mir<br />
wie die Dirigentin eines großen<br />
Orchesters vor.<br />
Die fleißig arbeitenden<br />
Teilnehmer beobachtend,<br />
ertappe ich mich bei dem<br />
Gedanken, dass wir eine<br />
gute Zusammenarbeit erreicht<br />
haben. 12 von 15 Teilnehmern<br />
sind Aussiedler,<br />
drei sind Einheimische. Wo<br />
liegt denn der Unterschied,<br />
die Sprachkenntnisse einmal<br />
ausgenommen? Ich persönlich<br />
sehe ihn nicht. Bei<br />
allen unseren „Kids“ ist die<br />
Angst vor der Arbeitslosigkeit<br />
die Zukunftsangst Nr. 1.<br />
Und von welch hoher<br />
Bedeutung eine gute Schul-<br />
24<br />
Du bist willkommen oder<br />
die jugendlichen Aussiedler<br />
sind im doppelten<br />
Sinne sprachlos,<br />
weil sie zusätzlich<br />
zur neuen Sprache<br />
mit neuen Werten<br />
konfrontiert werden.<br />
Gerade ihnen muss<br />
daher durch intensive<br />
Jugendarbeit geholfen<br />
werden, damit sie<br />
am gesellschaftlichen<br />
und beruflichen Leben<br />
in Deutschland teilnehmen<br />
können.<br />
Dies ist auch das Ziel<br />
des Projektes FIT, dessen<br />
Teilnehmer sich nicht nur<br />
am vormittaglichen<br />
Deutschunterricht beteiligen,<br />
sondern auch gemeinsam<br />
alle anderen Bestandteile<br />
des Programms meistern,<br />
sei es die Berufswahl<br />
und das Bewerbertraining,<br />
dem Computerkurs und die<br />
gemeinnützige Arbeit auf<br />
der Gartenschau, wo sie auf<br />
Hilfe und Unterstützung der<br />
anderen angewiesen sind,<br />
oder der Küchendienst und<br />
das Brötchen holen im<br />
Ferienpark.<br />
Der Schwerpunkt unserer<br />
Arbeit liegt nicht nur in der<br />
beruflichen Integration der<br />
Jugendlichen. Integration ist<br />
meiner Meinung nach eine<br />
Anstrengung von beiden<br />
Seiten, zu der es keine Alternative<br />
gibt. Die empfundene<br />
soziale Ausgrenzung<br />
aus der Gesellschaft provoziert<br />
ein mangelndes<br />
Selbstbewusstsein und<br />
Perspektivlosigkeit. Und<br />
das nicht nur bei Aussied-<br />
lern. Deshalb sind wir<br />
bemüht, unseren<br />
Schützlingen das Gefühl zu<br />
vermitteln, dass sie als Person<br />
ernst genommen werden<br />
und immer willkommen<br />
sind.<br />
Wir leben in einer Gesellschaft,<br />
in der eine Vielzahl<br />
von Lebensstilen und Lebensentwürfennebeneinander<br />
existieren. Integration<br />
ist daher ein Prozess der<br />
Verständigung über die gemeinsamen<br />
Grundlagen und<br />
Regeln des Zusammenlebens<br />
in einem Gemeinwesen.<br />
In diesem Sinn ist Integration<br />
ein gesellschaftlicher<br />
Prozess, der nicht mit<br />
dem Ende einer Maßnahme<br />
abgeschlossen ist, sondern<br />
immer wieder neu aufgegriffen<br />
werden muss. Sie bezieht<br />
sich letztlich auf jeden<br />
einzelnen unserer Gesellschaft.<br />
NAW, Katharina Jackel<br />
Projektleiterin