Mit Bibel und Spaten? - Theologisches Studienjahr Jerusalem
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Ai, Tell el-Ful, Beth Schemesch, Jericho,<br />
Tell Beit Mirsim <strong>und</strong> Lachisch.<br />
Damit entwickelte sich in Palästina<br />
ein archäologischer Forschungsvorsprung<br />
gegenüber anderen Regionen<br />
des Nahen Ostens. In der Mandatsperiode<br />
wurden die F<strong>und</strong>amente der<br />
archäologischen Chronologie, der<br />
Keramiktypologie <strong>und</strong> der historischen<br />
Topographie ausgebaut. Für<br />
eine Randregion des Nahen Ostens<br />
war damit ein Forschungsstand erreicht,<br />
der sich damals nur mit den<br />
Ländern Europas vergleichen ließ.<br />
Neuere archäologische Forschungen<br />
Eine der Haupttendenzen der<br />
Archäologie in Palästina nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg ist die „Säkularisierung“<br />
der Disziplin. Dies gilt<br />
besonders für die israelische <strong>und</strong><br />
britische Archäologie: Ihre Fachleute<br />
sind ausgebildete Archäologen. In<br />
den USA <strong>und</strong> in Deutschland waren<br />
die Fachleute für Biblische Archäologie<br />
um 1948 fast ausschließlich<br />
Theologen. Spätestens seit den siebziger<br />
Jahren <strong>und</strong> als Folge der Theorie-<br />
<strong>und</strong> Methoden-Diskussionen<br />
in der Archäologie in den sechziger<br />
Jahren verselbständigte sich die<br />
Archäologie in Palästina von einer<br />
Hilfswissenschaft der Theologie<br />
zu einer eigenständigen Palästina-<br />
Archäologie. Damit ist eine regional<br />
ausgerichtete Wissenschaft der<br />
materiellen Kulturen Palästinas gemeint,<br />
die nicht in erster Linie der<br />
Illustration der <strong>Bibel</strong> dient, sondern<br />
den Anschluss an die Theorie, die<br />
Methoden <strong>und</strong> die Forschungen der<br />
Cardo 11<br />
übrigen archäologischen Fächer wie<br />
z.B. die vorderasiatische-, klassische-<br />
oder prähistorische-Archäologie<br />
sucht.<br />
Nach 1948 wurden zum einen<br />
ältere Grabungen nach längerer Unterbrechung<br />
neu aufgenommen, um<br />
mit verbesserten Grabungsmethoden<br />
Probleme zu lösen, die die älteren<br />
Untersuchungen aufgeworfen<br />
hatten. Zum anderen wurden neue<br />
Grabungen begonnen. Die israelischen<br />
Grabungen in Hazor (1955-<br />
1958) unter Y. Yadin wurden zur<br />
„Schule“ der israelischen Archäologie.<br />
Aber nicht nur Ausgrabungen,<br />
sondern auch systematische archäologischeOberflächenuntersuchungen<br />
(Surveys) wurden im ganzen<br />
Land durch den Archaeological<br />
Survey of Israel durchgeführt. Diese<br />
Untersuchungen, die zu Studien<br />
wie Israel Finkelsteins „Archaeology<br />
of the Israelite Settlement“ (erschien<br />
1988) führten, machten die<br />
Bedeutung der Archäologie für das<br />
Verständnis der ideologischen Konstruktion<br />
deutlich, die in der Theologie<br />
die „israelitische Frühzeit“ genannt<br />
wird.<br />
Archäologie wird heute an vier<br />
Universitäten in Israel unterrichtet.<br />
In den besetzten Gebieten wird Archäologie<br />
an der al-Quds University<br />
in <strong>Jerusalem</strong> <strong>und</strong> an der Bir Zeit<br />
University gelehrt. Daneben bestehen<br />
die internationalen Institute in<br />
<strong>Jerusalem</strong> weiter fort. Die Stadt hat<br />
damit eine im Nahen Osten einmalige<br />
Konzentration von nationalen<br />
<strong>und</strong> internationalen archäologischen