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Mit Bibel und Spaten? - Theologisches Studienjahr Jerusalem

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6<br />

chen der Geschichte oft weit über<br />

ihre eng definierten Grenzen hinweg.<br />

Die Kulturgeschichte hat an unseren<br />

modernen Grenzen nie haltgemacht,<br />

<strong>und</strong> die Kultur Palästinas ist<br />

in den vergangenen Jahrtausenden<br />

von Ägypten <strong>und</strong> Vorderasien stark<br />

beeinflusst worden. Zwischen Syrien<br />

<strong>und</strong> Mesopotamien einerseits <strong>und</strong><br />

Ägypten andererseits gelegen, ist Palästina<br />

eigentlich immer ein Randbereich<br />

gewesen, der geographisch in<br />

sich stark differenziert ist <strong>und</strong> stets<br />

gleichzeitig Heimat mehrerer Völker,<br />

Sprachen <strong>und</strong> Religionen war.<br />

Seit dem Paläolithikum besiedelt,<br />

entwickelt sich Palästina vor allem ab<br />

der Bronzezeit im Austausch mit den<br />

umliegenden Kulturen <strong>und</strong> Gesellschaften.<br />

Die Integration Palästinas<br />

in die <strong>Mit</strong>telmeerwelt seit der späten<br />

Eisenzeit schafft in römischer Zeit<br />

den Hintergr<strong>und</strong> für die Verbreitung<br />

des Judentums <strong>und</strong> des Christentums<br />

weit über die Grenzen Palästinas hinaus.<br />

Damit ist der Ausgangspunkt<br />

gesetzt für das besondere Interesse<br />

der westlichen christlichen Kulturen<br />

an der Geschichte <strong>und</strong> der Archäologie<br />

Palästinas. Dieses Interesse<br />

westlicher Kulturen hat Palästina einen<br />

geschichtlichen Rang zugewiesen,<br />

den dieses Randgebiet eigentlich<br />

nicht verdient. Die Archäologie, d.h.<br />

die materielle Kultur Palästinas, wirkt<br />

im Vergleich zu Ägypten, Mesopotamien<br />

<strong>und</strong> Syrien eher ärmlich <strong>und</strong><br />

bescheiden. Die besondere Bedeutung,<br />

die die biblische Tradition als<br />

eine der zentralen Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

westlichen Gesellschaft hat, führte zu<br />

der disproportionalen Betonung ar-<br />

Cardo<br />

chäologisch-historischer Forschung<br />

in Palästina, die in keinem Verhältnis<br />

zu den materiellen Überresten steht.<br />

Der Begriff Archäologie geht auf<br />

das griechische Wort aörxaiologißa<br />

zurück <strong>und</strong> bedeutet eigentlich Altertumsk<strong>und</strong>e.<br />

Im modernen Sprachgebrauch<br />

bezeichnet Archäologie<br />

heute die Wissenschaft, die sich mit<br />

den materiellen Überresten vergangener<br />

Kulturen beschäftigt. Die Geschichtswissenschaft,<br />

die Historie,<br />

beschäftigt sich demgegenüber mit<br />

der Überlieferung des geschriebenen<br />

Wortes. Sie rekonstruiert die Geschichte<br />

<strong>und</strong> die antike Kultur aus<br />

überlieferten Texten oder epigraphischen<br />

F<strong>und</strong>en. Als Altertumsk<strong>und</strong>e<br />

wird im deutschen Sprachgebiet heute<br />

die Gesamtheit der Geschichtswissenschaft<br />

<strong>und</strong> der Archäologie<br />

bezeichnet. Damit hat sich die Bedeutung<br />

des Begriffs Archäologie<br />

verändert. Flavius Josephus nannte<br />

seine Geschichte des jüdischen Volkes<br />

öIoudaikoßw aörxaiologißaw.ααααα<br />

ααααααααα<br />

Noch bis in das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde<br />

der Begriff Archäologie als eine<br />

Disziplin verstanden, die materielle,<br />

mündliche <strong>und</strong> schriftliche Hinterlassenschaften<br />

aufarbeitet. Im Bereich<br />

der Archäologie der biblischen Welt<br />

zeugen noch einige Titel wie I. Benzingers<br />

„Hebräische Archäologie“<br />

(erschienen 1927) von diesem Gebrauch<br />

des Begriffs. Heute wird unter<br />

Archäologie einzig die Wissenschaft<br />

von den nichtliterarischen kulturellen<br />

Überresten vergangener Zeiten<br />

verstanden. Sie ist also ein spezieller<br />

Zweig der Altertumswissenschaft,<br />

der sich von der Erforschung der li-

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