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Mit Bibel und Spaten? - Theologisches Studienjahr Jerusalem

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30<br />

Der Band ist nicht systematischchronologisch<br />

an den frühen Ausgrabungen<br />

oder F<strong>und</strong>en ausgerichtet.<br />

Er stellt ein mehr oder minder<br />

zusammenhängendes Konglomerat<br />

von Einzelaspekten <strong>und</strong> -episoden<br />

dar, die anhand des umfangreichen<br />

Primärmaterials entwickelt worden<br />

sind <strong>und</strong> neben historisch-politischen<br />

(z.B. Archäologie <strong>und</strong> der Unabhängigkeitskrieg<br />

von 1948, Aufgabe <strong>und</strong><br />

Neubesiedlung von Orten nach 1948)<br />

auch grabungstechnische <strong>und</strong> -praktische<br />

(z.B. Budgets, eingefrorene<br />

Gelder, Grabungstechniken, Raub)<br />

<strong>und</strong> vor allem institutionsgeschichtliche<br />

(IDAM, Rockefeller Museum<br />

[PAM], Israel Museum, Government<br />

Tourist Corporation) Entwicklungen<br />

thematisieren <strong>und</strong> nachzeichnen.<br />

Stets unterschwellig präsent, wird<br />

die (national-)politische Dimension<br />

der Archäologie explizit erst im letzten<br />

Kapitel aufgenommen <strong>und</strong> in<br />

folgendes Resümee überführt: „The<br />

documents studied in this book show<br />

that the conceived picture of a nationalistic<br />

archaeology is too simplistic“<br />

(S. 315). Diese Schlussfolgerung legt<br />

sich für R. Kletter aufgr<strong>und</strong> folgender<br />

Beo-bachtungen nahe: Zum einen<br />

hebt er hervor, dass die in den<br />

1950er Jahren zu beobachtende Vernachlässigung<br />

späterer – vor allem<br />

muslimischer – Perioden nicht nur<br />

von israelischen Archäologen praktiziert<br />

worden sei, sondern zu dieser<br />

Zeit als ein genereller Trend der Near-Eastern<br />

Archaeology erkennbar<br />

werde. Die „nationalistische“ Tendenz<br />

der „Israelischen Archäologie“<br />

keinesfalls negierend, weist er darü-<br />

Cardo<br />

ber hinaus darauf hin, dass sich diese<br />

in ihrer nationalistischen Ausrichtung<br />

nicht wesentlich von den Archäologien<br />

anderer Länder unterschieden<br />

habe, die ebenfalls im Zuge von Staatenbildungen<br />

je eigene Äquivalente<br />

zum Massada-Mythos konstruiert<br />

hätten. Ein Anhang mit weiteren<br />

(anekdotenreichen) IDAM-Dokumenten,<br />

eine umfangreiche Bibliographie<br />

wie auch jeweils ein äußerst<br />

hilfreiches Autoren- <strong>und</strong> Sachregister<br />

beschließen die Studie, die zweifelsohne<br />

einen wichtigen Beitrag zur Geschichte<br />

der Archäologie im Heiligen<br />

Land darstellt. Sie besticht vor allem<br />

durch die Präsentation des umfangreichen,<br />

bislang unveröffentlichten<br />

<strong>und</strong> höchst interessanten Archivmaterials,<br />

welches hier dankenswerterweise<br />

für eine breitere Öffentlichkeit<br />

aufbereitet worden ist. Leider stellt<br />

dieser Aspekt gleichzeitig auch ein<br />

großes Manko des Bandes dar: Keineswegs<br />

ist er als wissenschaftliche<br />

Edition des Archivmaterials konzipiert,<br />

sondern liefert lediglich Ausschnitte,<br />

deren Auswahl, editorische<br />

Bearbeitung, Zusammenstellung<br />

<strong>und</strong> Anordnung nicht transparent<br />

gemacht worden <strong>und</strong> in manchen<br />

Fällen auch nicht nachvollziehbar<br />

sind. Das Neben- <strong>und</strong> teilweise auch<br />

Ineinander von längeren Zitationen<br />

des Primärmaterials <strong>und</strong> den Ausführungen<br />

des Autors ist aus methodischer<br />

Sicht problematisch <strong>und</strong> lässt<br />

berechtigterweise kritische Fragen<br />

nach dem hier zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

Umgang mit Primärquellen aufkommen.<br />

Darüber hinaus entziehen sich<br />

die vielen unterschiedlichen <strong>und</strong> teils

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