Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
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<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong><br />
1. Seit Anfang der 1990er Jahre kam es auch in<br />
den Niederlanden und Schweden zu einer<br />
explosionsartigen Zunahme <strong>von</strong> polizeilich<br />
registrierter <strong>Jugendgewalt</strong>. In beiden Ländern<br />
existieren allerdings Zeitreihen, welche auf<br />
Befragungen <strong>von</strong> Jugendlichen basieren und<br />
damit <strong>von</strong> der Polizei unabhängig sind. Sie<br />
beruhen entweder auf Angaben zu Opfer-<br />
erfahrungen oder über selbst berichtete Gewaltausübung.<br />
Diese Befragungsdaten zeigen<br />
aber weder bei den Opferzahlen noch bei den<br />
Angaben zu Tätern eine Zunahme. Studien,<br />
welche Polizeistatistik und Befragungsdaten<br />
vergleichen, kommen übereinstimmend zum<br />
Schluss, dass die Angaben der Jugendlichen<br />
selbst eine bessere Quelle zur Beurteilung der<br />
realen Entwicklung sind (Estrada 1997).<br />
2. Zwischen 1998 und 2005 hat in Deutschland<br />
das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen<br />
(KFN) mehrere Befragungen zu<br />
<strong>Jugendgewalt</strong> in Städten durchgeführt. Die<br />
Daten zeigen während dieses Zeitraumes in<br />
allen deutschen Städten sowohl gemäss Angaben<br />
der Opfer wie bei den Tätern einen ausgeprägten<br />
Rückgang <strong>von</strong> Gewalt. Gleichzeitig<br />
ist die polizeilich registrierte <strong>Jugendgewalt</strong><br />
gemäss deutscher PKS weiter gestiegen. Gemäss<br />
Analysen des KFN ist hier<strong>für</strong> mindestens teilweise<br />
verantwortlich, dass seit Ende der 1990er<br />
Jahre die Anzeigebereitschaft der Jugendlichen<br />
selbst, der Lehrpersonen, aber auch der<br />
gewalt <strong>von</strong> jugendlichen in der schweiz<br />
Eltern deutlich gestiegen ist. Dies gilt insbesondere,<br />
wenn ausländische Täter deutsche<br />
Jugendliche angreifen (Wilmers, Enzmann,<br />
Schaeffer, Herbers, Grewe, und Wetzels 2002).<br />
3. Eine massive tatsächliche Zunahme des Umfangs<br />
<strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong> müsste sich auch in<br />
einem Anstieg <strong>von</strong> Gewaltdelikten mit gravierenden<br />
Folgen <strong>für</strong> die Opfer niederschlagen.<br />
Gerade hier gibt es aber keinerlei Anzeichen<br />
<strong>für</strong> einen zunehmenden Trend. Abbildung 2<br />
zeigt die Entwicklung <strong>von</strong> drei Formen <strong>von</strong><br />
schwerster Gewaltausübung: vollendete Tötungsdelikte,<br />
Raubüberfälle mit Schusswaffen<br />
und Körperverletzungen mit Hieb- und Stichwaffen.<br />
Gemäss der Schweizerischen Kriminalstatistik<br />
haben alle drei Formen <strong>von</strong> massiver<br />
Gewalt die höchste Häufigkeit um 1991 erreicht.<br />
Seither ist ihre Häufigkeit um etwa einen Drittel<br />
zurückgegangen. Polizeistatistiken gelten bei<br />
schwerer Gewalt als zuverlässige Gradmesser<br />
und wir halten es <strong>für</strong> unwahrscheinlich, dass<br />
<strong>Jugendgewalt</strong> ausschliesslich bei wenig gravierenden<br />
Formen zugenommen hat.<br />
Insgesamt gehen wir aus diesen Gründen<br />
da<strong>von</strong> aus, dass <strong>Jugendgewalt</strong> in den letzten<br />
10 bis 15 Jahren nicht massiv zugenommen<br />
hat.<br />
Abbildung 1: Polizeilich registrierte jugendliche Tatverdächtige bei Gewaltdelikten, 1982 bis 2005,<br />
pro 100 000 der altersgleichen Bevölkerung<br />
pro 100 000<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
1980 1985 1990 1995 2000 2005<br />
Quelle: Bundesamt <strong>für</strong> Polizei, Polizeiliche Kriminalstatistik.<br />
Körperverletzung<br />
Raub<br />
Drohung, Nötigung<br />
Erpressung<br />
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