Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
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erkenntnisse und folgerungen<br />
58<br />
7<br />
Erkenntnisse und Folgerungen<br />
Im Folgenden werden die wichtigsten<br />
Erkenntnisse und Folgerungen dieses Berichtes<br />
zusammengefasst.<br />
Kernaussagen zu evidenzbasierter<br />
Gewaltprävention<br />
Es gibt kaum Individuen, die im Jugendalter<br />
unvermittelt anfangen, sich gewalttätig<br />
zu verhalten. Karrieren aggressiven Verhaltens<br />
beginnen meist in der Kindheit. Daher ist<br />
<strong>Prävention</strong> sinnvoll, die in frühen Lebensphasen<br />
einsetzt und sich am langfristigen Aufbau<br />
<strong>von</strong> Lebenskompetenzen orientiert.<br />
Gewalt und Aggression sind ein Teilaspekt<br />
eines Bündels <strong>von</strong> externalisierendem Problemverhalten.<br />
Viele Risikofaktoren und Schutzfaktoren,<br />
welche die Wahrscheinlichkeit <strong>von</strong><br />
Gewalt beeinflussen, gelten in ähnlicher Weise<br />
<strong>für</strong> viele andere Formen <strong>von</strong> externalisierendem<br />
Problemverhalten. Die <strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> Jugenddelinquenz,<br />
<strong>von</strong> Drogenkonsum und <strong>von</strong><br />
Gewalt sollten als Einheit im Rahmen einer<br />
Förderung <strong>von</strong> Lebenskompetenzen betrachtet<br />
werden.<br />
Um die <strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong> in<br />
der Schweiz nachhaltig wirksamer zu gestalten,<br />
empfehlen wir in diesem Bericht einen<br />
Public-Health-Ansatz, der auf Prinzipien der<br />
evidenzbasierten <strong>Prävention</strong> beruht. Evidenzbasierte<br />
Gewaltprävention erfordert eine enge<br />
Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und<br />
Praxis sowie einen internationalen Austausch<br />
über Erfahrungen und Wissen.<br />
Gewaltprävention, wie wir sie in diesem<br />
Bericht vorgestellt und empfohlen haben, ist<br />
Teil einer allgemeineren Gesundheitsförderung<br />
und fügt sich ein in Zielsetzungen im<br />
Bereich der <strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> Substanzkonsum<br />
und der Förderung <strong>von</strong> psychischer und körperlicher<br />
Gesundheit. Bei der Umsetzung <strong>von</strong><br />
Gewaltprävention sollte auf allen Altersstufen<br />
und in allen Interventionsbereichen auf<br />
mögliche Synergien mit anderen <strong>Prävention</strong>szielen<br />
geachtet werden.<br />
Ein Weg zum Aufbau einer Kultur <strong>von</strong><br />
evidenzbasierter <strong>Prävention</strong> in der Schweiz<br />
wäre die Schaffung einer Fachstelle auf<br />
Bundesebene, welche Informationen über<br />
Forschungsergebnisse <strong>für</strong> die Praxis aufbereitet<br />
und beratend bei der Umsetzung und Evaluation<br />
<strong>von</strong> <strong>Prävention</strong> tätig ist.<br />
Qualitativ hochwertige Umsetzung ist<br />
entscheidend da<strong>für</strong>, dass die Ergebnisse <strong>von</strong><br />
Programmen, welche sich in der Forschung als<br />
wirksam erwiesen haben, auch in die Praxis<br />
übertragen werden können. Eine gute Qualitätskontrolle<br />
<strong>von</strong> Gewaltprävention erfordert<br />
allerdings finanzielle und organisatorische<br />
Ressourcen.<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
haben bei einer Reihe <strong>von</strong> familiären, schulischen,<br />
nachbarschaftlichen und individuellen<br />
Risikofaktoren eine erhöhte durchschnittliche<br />
Belastung. Wirksame <strong>Prävention</strong> sollte auf<br />
diese Risikofaktoren einwirken.<br />
Insgesamt erfordert wirksame Gewaltprävention<br />
mit und <strong>für</strong> immigrierte Minderheiten<br />
nicht grundsätzliche andere inhaltliche<br />
Ansätze oder Programme als diejenigen, welche<br />
sich nach bisherigem Forschungsstand insgesamt<br />
als wirksam erwiesen haben.<br />
Allerdings sind Gruppen mit Migrationshintergrund<br />
und wenig Bildungsressourcen in<br />
der Regel <strong>für</strong> die Beteiligung an <strong>Prävention</strong>sanliegen<br />
schwer zu motivieren. Viele bisherige<br />
Ansätze zum Erreichen immigrierter und bildungsferner<br />
Minderheiten sind enttäuschend<br />
verlaufen.<br />
Eine sorgfältige Abklärung der besonderen<br />
Bedürfnisse und Ressourcen, Überlegungen<br />
zur allfälligen Anpassung <strong>von</strong> Programmen<br />
auf kulturelle Besonderheiten, sowie die<br />
Vorbereitung einer <strong>Prävention</strong>smassnahme<br />
durch frühe Information und Einbezug <strong>von</strong><br />
Minderheitenorganisationen können entscheidend<br />
helfen, eine Massnahme erfolgreich<br />
umzusetzen.<br />
<strong>Prävention</strong>sbemühungen benötigen immer<br />
die aktive Unterstützung der jeweiligen<br />
Gemeinschaft. Bei bildungsfernen und kultu-<br />
<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong>