Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
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<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong><br />
evidenzbasierte gewaltprävention<br />
3<br />
Evidenzbasierte Gewaltprävention<br />
Prinzip der<br />
evidenzbasierten<br />
<strong>Prävention</strong><br />
Risiko- und<br />
Schutzfaktoren<br />
Insgesamt ist das Problem in der Schweiz<br />
nicht, dass es zu wenig Gewaltprävention<br />
gibt. Das Problem ist, dass man nicht weiss,<br />
ob die vorhandenen Massnahmen nützen,<br />
schaden, oder wirkungslos sind. Um allerdings<br />
glaubwürdig zu sein, muss Gewaltprävention<br />
auch tatsächlich Gewalt reduzieren können.<br />
Dieser Bericht geht da<strong>von</strong> aus, dass ein<br />
PUBLIC-HEALTH-Ansatz, welcher die Erkenntnisse<br />
der Lebenslaufforschung berücksichtigt<br />
und auf Prinzipien der evidenzbasierten<br />
<strong>Prävention</strong> beruht, einen wesentlichen Beitrag<br />
zu einer effektiveren <strong>Prävention</strong>spolitik<br />
leisten kann (Sherman, Farrington, Welsh, und<br />
MacKenzie 2002).<br />
Evidenzbasierte <strong>Prävention</strong> beruht auf<br />
dem Grundsatz, dass die Wirksamkeit <strong>von</strong> <strong>Prävention</strong><br />
durch gut fundierte empirische Forschung<br />
überprüft werden kann und dass<br />
durch den Zusammenzug der Forschungsergebnisse<br />
zuverlässige Kenntnisse darüber gewonnen<br />
werden können,<br />
welche <strong>Prävention</strong>smassnahmen wirksam<br />
sind,<br />
welche Massnahmen wirkungslos sind,<br />
welche Massnahmen schädlich sind,<br />
wie Massnahmen, welche sich in der Forschung<br />
als wirksam erwiesen haben, wirksam<br />
in die Praxis umgesetzt werden können,<br />
wie wirksame Massnahmen auf die Bedürfnisse<br />
unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen<br />
angepasst werden können,<br />
welche Aspekte der praktischen Umsetzung<br />
<strong>von</strong> <strong>Prävention</strong>smassnahmen da<strong>für</strong><br />
verantwortlich sind, dass positive Wirkungen<br />
erzielt werden können.<br />
Evidenzbasierte <strong>Prävention</strong> fusst dabei<br />
auf der korrekten Identifikation <strong>von</strong> Risikofaktoren<br />
und Schutzfaktoren, welche mit<br />
Gewalt in Zusammenhang stehen; auf der<br />
Umsetzung <strong>von</strong> Massnahmen, welche entweder<br />
Risikofaktoren reduzieren oder Schutzfaktoren<br />
stützen, sowie auf dem Nachweis der<br />
Wirkung durch methodisch durchdachte Evaluationsstudien.<br />
Risikofaktoren und Schutzfaktoren sind<br />
Eigenheiten des Individuums, der Situation,<br />
des familiären Umfeldes, der Schule, der Nach-<br />
barschaft und der Gesellschaft, welche dem<br />
aktuellem Wissensstand zu Folge mit grosser<br />
Wahrscheinlichkeit ursächlich auf die Entstehung<br />
<strong>von</strong> Gewalt einwirken. RISIKOFAKTO-<br />
REN sind Faktoren, deren Vorhandensein die<br />
Wahrscheinlichkeit <strong>von</strong> Gewalt erhöht. SCHUTZ-<br />
F AKTOREN hingegen sind Merkmale, die dazu<br />
führen, dass ein Individuum trotz Vorliegen<br />
<strong>von</strong> Risikofaktoren kein Problemverhalten<br />
entwickelt.<br />
Risiko- und Schutzfaktoren unterscheiden<br />
sich <strong>von</strong> blossen INDIKATOREN. Indikatoren<br />
sind Klassifikationsmerkmale, nach denen<br />
Personen unterschieden werden können, welche<br />
aber keinerlei Erklärungskraft zum Verständnis<br />
<strong>von</strong> Gewalt haben. Beispiele hier<strong>für</strong><br />
sind Alter, Geschlecht und Nationalität. Es ist<br />
beispielsweise richtig zu sagen, dass Männer<br />
häufiger Gewalt ausüben als Frauen. Damit<br />
ist aber keine Erklärung geleistet, warum das<br />
so ist. In gleicher Weise ist Nationalität ein<br />
blosser Indikator, der keinen erklärenden<br />
Wert hat. Es gibt keinen rationalen Grund,<br />
warum die Farbe des Passes einen Einfluss auf<br />
die Gewaltwahrscheinlichkeit haben sollte.<br />
Um Aussicht auf Erfolg zu haben, muss<br />
<strong>Prävention</strong> entweder Risikofaktoren reduzieren,<br />
welche Gewalt verursachen, oder aber<br />
Schutzfaktoren aufbauen, welche der Entstehung<br />
<strong>von</strong> Gewalt entgegenwirken. <strong>Prävention</strong>smassnahmen<br />
lassen sich nach verschiedenen<br />
Kriterien unterscheiden. Besonders hilfreich<br />
ist die Unterscheidung zwischen universeller,<br />
selektiver und indizierter <strong>Prävention</strong>.<br />
UNIVERSELLE PRÄVENTION zielt auf eine<br />
Gesamtgruppe, ohne dass in der Gruppe insgesamt<br />
besondere Risikofaktoren vorliegen<br />
müssen. Sie bietet dieselben Massnahmen<br />
allen Mitgliedern der Gruppe an. Beispiele<br />
hier<strong>für</strong> sind etwa Kurse <strong>für</strong> schwangere Frauen<br />
oder schulbasierte Programme zur Förderung<br />
<strong>von</strong> sozialen Kompetenzen. Universelle<br />
Programme sind unterstützend und proaktiv.<br />
Ein wichtiger Vorteil universeller <strong>Prävention</strong><br />
ist, dass niemand aufgrund der Massnahme<br />
stigmatisiert wird und dass durch sie eine grosse<br />
Breitenwirkung erzielt werden kann. Dem<br />
steht der Nachteil gegenüber, dass universelle<br />
Massnahmen oft mit grossem Aufwand einher<br />
25<br />
Drei Grundtypen<br />
<strong>von</strong> <strong>Prävention</strong><br />
Universelle,<br />
selektive und<br />
indizierte<br />
<strong>Prävention</strong>