Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
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<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong><br />
Wirksamkeit<br />
den werden kann. Schliesslich hilft sie der Mutter<br />
im Aufbau <strong>von</strong> Beziehungen mit Angehörigen<br />
und nahen Freunden.<br />
Die erste Studie zur Messung der Wirkungen<br />
des Programms begann 1977 (Olds,<br />
Henderson, Chamberlin, und Tatelbaum 1986).<br />
15 Jahre nach der Intervention konnten sowohl<br />
bei den Müttern selbst wie bei den Kindern<br />
positive Wirkungen nachgewiesen werden.<br />
Bei den behandelten Müttern wurde eine<br />
deutliche Abnahme <strong>von</strong> sozialem und gesundheitlichem<br />
Problemverhalten (44% weniger<br />
mit Alkohol- und Drogenkonsum zusammenhängendes<br />
Problemverhalten, 69% weniger<br />
Verhaftungen) sowie weniger (31%) weitere<br />
Schwangerschaften und ein längerer Zeitraum<br />
(+2 Jahre) bis zu einer allfälligen weiteren<br />
Schwangerschaft nachgewiesen. Während in<br />
der Kontrollgruppe in 19% der Fälle Kindsmisshandlung<br />
oder -vernachlässigung festgestellt<br />
wurde, betrug diese Rate bei den Behandelten<br />
nur 4%. Die behandelten Familien<br />
nahmen weniger Sozialhilfe in Anspruch, unter<br />
anderem, weil eine höhere Rate der behandelten<br />
Mütter später eine Stelle fand. Die<br />
behandelten Kinder erwiesen sich als schulisch<br />
erfolgreicher. Als 15-Jährige liefen sie auch<br />
weniger <strong>von</strong> zu Hause weg (56%), wurden<br />
weniger polizeilich angehalten (56%) und<br />
konsumierten seltener Alkohol (56%) als Jugendliche<br />
in der Vergleichsgruppe.<br />
Elternbildungsprogramme<br />
Eine zweite Gruppe <strong>von</strong> Programmen<br />
mit einem positiven Wirkungsnachweis sind<br />
standardisierte Elternbildungsprogramme,<br />
welche problematische Erziehung reduzieren<br />
und positive Erziehung stärken wollen. In Programmen,<br />
welche Wirkungen nachweisen<br />
können, erhalten Eltern in der Regel Anleitung<br />
darin,<br />
wie sie das Verhalten des Kindes beobachten<br />
und mögliche eskalierende Konflikte<br />
im Voraus erkennen können,<br />
wie sie klare, verhaltensbezogene Ziele setzen<br />
und konsistent auf Probleme reagieren<br />
können,<br />
wie sie positives Verhalten verstärken und<br />
mit ihrem Kind eine unterstützende emotionale<br />
Beziehung aufbauen können,<br />
6 Ein Pionier ist allerdings das Gordon Familientraining, das bereits in den 1970er Jahren eingeführt wurde.<br />
7 Für weitere Informationen vgl. die Website <strong>von</strong> Triple P Schweiz: www.triplep.ch<br />
familienbasierte prävention<br />
wie sie die kognitiven, emotionalen und<br />
sozialen Kompetenzen ihres Kindes fördern<br />
können.<br />
Programme mit einem positiven Wirkungsnachweis<br />
sind zudem Programme, welche<br />
nicht bloss Wissen vermitteln, sondern<br />
mit den Eltern Fähigkeiten konkret einüben<br />
und umsetzen,<br />
die Eltern darin unterstützen, sich Grundlagen<br />
einer positiven Erziehung dauerhaft<br />
zu eigen zu machen,<br />
eine minimale Intensität <strong>von</strong> mehreren<br />
Kurseinheiten durch qualifizierte Trainer,<br />
unterstützendes Material in Form <strong>von</strong><br />
Videos und / oder Merkblättern sowie nachfolgende<br />
Betreuung aufweisen,<br />
bei Vorliegen <strong>von</strong> schweren Erziehungsund<br />
Verhaltensproblemen intensive Programmvarianten<br />
aufweisen, welche auch<br />
die Paarbeziehung einschliessen.<br />
Seit Beginn der 1990er Jahre wurden<br />
verschiedene standardisierte Elternbildungsprogramme<br />
entwickelt. Einige umfassen inzwischen<br />
Kurse <strong>für</strong> verschiedene Altersstufen<br />
wie auch unterschiedlich intensive Angebote<br />
je nach Bedürfnissen und bereits bestehenden<br />
Problemen. 6<br />
Unter den wissenschaftlich evaluierten Elternbildungsprogrammen<br />
ist in der Schweiz<br />
TRIPLE P am besten bekannt. Das POSI-<br />
TIVE PARENTING PROGRAM wurde<br />
vom australischen Psychologen Mathew Sanders<br />
entwickelt und wird in der Schweiz durch<br />
das Institut <strong>für</strong> Familienforschung in Freiburg<br />
vertrieben. 7 Triple P ist ein kognitiv-behaviorales<br />
Programm, das auf Erkenntnissen über die<br />
familiären Risiko- und Schutzfaktoren basiert,<br />
welche mit der Entstehung <strong>von</strong> Verhaltensproblemen<br />
bei Kindern und Jugendlichen verbunden<br />
sind. Das Interventionsmodell <strong>von</strong><br />
Triple P basiert auf 5 Prinzipien:<br />
Sorgen Sie <strong>für</strong> eine sichere und interessante<br />
Umgebung.<br />
Regen Sie Ihr Kind zum Lernen an.<br />
Verhalten Sie sich konsequent.<br />
Erwarten Sie nicht zu viel.<br />
Beachten Sie Ihre eigenen Bedürfnisse.<br />
35<br />
Beispiel II:<br />
Positive Parenting<br />
Program<br />
(Triple P)