Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
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<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong><br />
Wirksamkeit<br />
Reine Freizeitprogramme<br />
sind<br />
nicht wirksam –<br />
ein klarer Bezug<br />
zu Erziehungszielen<br />
ist wichtig<br />
Für das BBBS-Programm liegen Evaluations -<br />
ergebnisse aufgrund eines Kontrollgruppen -<br />
designs vor (1000 Programmteilnehmende;<br />
1992 / 93 realisiert). Nach 18 Monaten wiesen<br />
Programmteilnehmende eine 46% tiefere Rate<br />
<strong>von</strong> Drogengebrauch auf (bei Jugendlichen<br />
aus ethnischen Minderheiten betrug dieser<br />
Unterschied gar 70%) als die Kontrollgruppe,<br />
bei Alkohol betrug der Unterschied 27%. Sie<br />
neigten zu rund 30% weniger zu Gewalt, erzielten<br />
da<strong>für</strong> bessere schulische Leistungen<br />
und waren der Schule gegenüber auch positiver<br />
eingestellt. Die Qualität ihrer Beziehung zu<br />
ihren Eltern (oder einem Elternteil) aber auch<br />
zu Gleichaltrigen erwies sich als signifikant<br />
besser im Vergleich zur Kontrollgruppe.<br />
Strukturierte Freizeitaktivitäten<br />
Eine weitere Gruppe <strong>von</strong> Programmen,<br />
die als vielversprechend eingestuft werden<br />
können, sind Massnahmen zur Strukturierung<br />
<strong>von</strong> Freizeitaktivitäten bei Kindern und Jugendlichen<br />
in benachteiligten und ethnisch<br />
heterogenen Stadtquartieren.<br />
Programme, die in diesem Bereich evaluiert<br />
wurden und positive Ergebnisse vorweisen<br />
können, sind durchwegs <strong>für</strong> Kinder und<br />
Jugendliche attraktive, aber auf klare ERZIE-<br />
HERISCHE ZIELE ausgerichtete, SOZIALE<br />
KOMPETENZEN STÄRKENDE und DIE EL-<br />
TERN EINBEZIEHENDE Programme.<br />
Nach bisherigem Kenntnisstand ohne<br />
GEWALTPRÄVENTIVEN NUTZEN sind demgegenüber<br />
Programme, die sich weitgehend<br />
auf das Anbieten <strong>von</strong> Freizeitaktivitäten beschränken.<br />
Auch hier ist der Forschungsstand<br />
jedoch spärlich.<br />
BOYS AND GIRLS CLUBS OF AMERICA,<br />
ein Programm zur ausserschulischen Förderung<br />
<strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen in marginalisierten<br />
Stadtteilen der USA, ist relativ gut<br />
evaluiert. 31 Als Jugendzentren konzipiert, bieten<br />
diese Programme Kurse in sechs Bereichen<br />
an: künstlerische Aktivitäten, Weiterbildung<br />
und Unterstützung bei Schulaufgaben, freiwillige<br />
Hilfe im Quartier und demokratische<br />
Willensbildung, soziale und kognitive Kompetenzen,<br />
Sportaktivitäten sowie technologische<br />
Kompetenzen.<br />
31 Für einen Eindruck vgl. z.B. http://www.bgcb.org<br />
prävention in nachbarschaft und freizeitbereich<br />
Zur Wirksamkeit dieser strukturierten<br />
Aktivitätsprogramme liegen mehrere positive<br />
Evaluationen mit einem guten Forschungs -<br />
design vor (Schinke, Orlandi, und Cole 1992).<br />
Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche, welche<br />
an den Programmen teilnahmen, ihren Drogenkonsum<br />
reduzierten, bessere Schulleistungen<br />
aufwiesen, verbesserte Kontakte mit ihren<br />
Eltern hatten und weniger häufig <strong>von</strong> der<br />
Polizei festgenommen wurden.<br />
Problemorientiertes «community<br />
policing»<br />
Auf der Ebene <strong>von</strong> nachbarschaftsorientierter<br />
<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong> ist die<br />
Polizei ein wichtiger Partner. Zwar hat nach einer<br />
Welle des Enthusiasmus in den 1990er Jahren<br />
die Begeisterung <strong>für</strong> COMMUNITY POLI-<br />
CING als Modell <strong>für</strong> nachbarschaftsorientierte<br />
Polizeiarbeit eher wieder nachgelassen. Aber<br />
es gibt nachbarschaftsorientierte Ansätze,<br />
welche auf theoretischen Überlegungen zu<br />
Risiko- und Schutzfaktoren basieren und alles<br />
in allem als vielversprechend beurteilt werden.<br />
Ein wichtiger Ansatz geht <strong>von</strong> der Beobachtung<br />
aus, dass Jugenddelinquenz in Quartieren<br />
hoch ist, in denen die Bereitschaft der<br />
Bevölkerung tief ist, sich an Recht und Ordnung<br />
zu halten, die Neigung zur Zusammenarbeit<br />
mit der Polizei gering ist und die Polizei<br />
wenig Vertrauen geniesst. In der Schweiz<br />
wie in allen westlichen Gesellschaften ist das<br />
Misstrauen gegenüber der Polizei unter immigrierten<br />
Minderheiten besonders hoch und<br />
die Bereitschaft zu einer gemeinsamen Prob -<br />
lembewältigung tief. Daher scheint es vielversprechend,<br />
in ethnisch durchmischten und<br />
wirtschaftlich benachteiligten Stadtquartieren<br />
eine verbesserte VERTRAUENSBASIS<br />
zwischen Bevölkerung und Polizei zu schaffen.<br />
Hierbei ist es nach Ergebnissen <strong>von</strong> Skogan<br />
(Skogan und Hartnett 1999) wichtig, alle<br />
Bevölkerungsgruppen in den Prozess der Prob -<br />
lemidentifikation und der Problemlösung einzubinden<br />
und zu beteiligen. Derartige Programme<br />
zur Bildung <strong>von</strong> Vertrauen haben<br />
sich inzwischen in einigen Evaluationen als<br />
wirksame Massnahmen zur Reduktion <strong>von</strong><br />
Kriminalität erwiesen, obwohl die Eviden zen<br />
keineswegs eindeutig sind (Parternoster,<br />
Brame, Bachman, und Sherman 1997).<br />
55<br />
Vertrauen<br />
zwischen Bevölkerung<br />
und<br />
Polizei aufbauen