Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
Prävention von Jugendgewalt - Eidgenössische Kommission für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Jugendgewalt</strong><br />
Ausländische<br />
Jugendliche bei<br />
den Strafurteilen<br />
wegen Gewalt<br />
übervertreten<br />
Die Daten lassen einen erheblichen<br />
Anstieg des Anteils ausländischer Täter im<br />
Verlauf der vergangenen 15 Jahre erken-<br />
nen. Heute sind bei Gewaltdelikten zwischen<br />
47 und 62 Prozent der Tatverdächtigen ausländischer<br />
Nationalität. Gleichwie, ob man als<br />
Vergleichsgrösse die gesamte ausländische<br />
Gesamtbevölkerung (rund 22 Prozent der<br />
Wohnbevölkerung) oder nur die männliche<br />
Bevölkerung im Alter <strong>von</strong> 15 bis 30 Jahren<br />
(rund 28 Prozent der Wohnbevölkerung)<br />
wählt, ergibt sich hieraus eine deutlich<br />
erhöhte Belastung.<br />
Die Polizeiliche Kriminalstatistik der<br />
Schweiz lässt sich nicht nach der Nationalität<br />
der jugendlichen Tatverdächtigen aufschlüsseln.<br />
Hier<strong>für</strong> muss man sich auf die schweizerische<br />
Statistik der Jugendstrafurteile stützen<br />
(siehe Tabelle 2). Sie zeigt, dass im Durchschnitt<br />
der Jahre 2001 bis 2003 rund 40 Prozent aller<br />
Urteile mit Gewaltstraftaten gegen Jugendliche<br />
schweizerischer Nationalität ergingen.<br />
57 Prozent betrafen jedoch ausländische Jugendliche<br />
mit Wohnsitz in der Schweiz. Weitere<br />
3 Prozent ergingen gegen Jugendliche<br />
ohne Wohnsitz in der Schweiz. Vergleicht man<br />
diese Daten mit der Verteilung in der Wohnbevölkerung<br />
der Schweiz, ergibt sich eine<br />
Überbelastung um das Drei- bis Vierfache.<br />
Tabelle 2: Nationalität abgeurteilter jugendlicher Gewalttäter, Durchschnitt 2001 bis 2003<br />
gewalt <strong>von</strong> jugendlichen in der schweiz<br />
Vorsätzliche Körperver- Raub Erpressung Drohung Freiheits-<br />
Tötung letzungen und Nötigung beraubung<br />
Schweizer 54% 38% 36% 34% 45% 38%<br />
Ausländer mit Wohn- 39% 60% 62% 62% 53% 49%<br />
sitz in der Schweiz<br />
Straftaten gegen Landfriedens- Gewalt gegen Alle Urteile mit<br />
die sex. Integrität bruch Behörden / Beamte Gewaltstraftaten<br />
Schweizer 37% 67% 46% 41 %<br />
Ausländer mit Wohn- 62% 33% 45% 57 %<br />
sitz in der Schweiz<br />
Quelle: Schweizerische Statistik der Jugendstrafurteile.<br />
Herkunft und soziale Lage:<br />
Gewalt <strong>von</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />
Die Klassifikation der amtlichen Statistik<br />
in SCHWEIZER und AUSLÄNDER folgt einem<br />
rein legalen Kriterium: dem Besitz des Schweizer<br />
Passes. Diese Klassifikation suggeriert eine<br />
irreführende Dichotomie, gibt bekanntermassen<br />
fremdenfeindlichen Strömungen Aufschub<br />
und ist analytisch unbrauchbar. Um besser zu<br />
verstehen, was sich hinter den amtlichen Daten<br />
verbirgt, muss eine genauere Analyse geleistet<br />
werden. Gerade den Zusammenhang zwischen<br />
Migrationserfahrungen und sozialem<br />
Hintergrund muss man präziser betrachten.<br />
Wir tun dies anhand der Daten der Zürcher<br />
Jugendbefragung (Eisner, Manzoni, Ribeaud<br />
2000). Obwohl sie bereits aus dem Jahr 1999<br />
stammt, eignet sie sich gut, um das zentrale<br />
Problem zu umreissen.<br />
Tabelle 3 zeigt hierzu die Rate der<br />
selbstberichteten Gewalt (d.h. Jugendliche,<br />
welche angeben, mindestens einmal im Leben<br />
schon ein Gewaltdelikt verübt zu haben) <strong>für</strong><br />
verschiedene Gruppen. Unser Unterteilungskriterium<br />
ist nicht die Nationalität, sondern<br />
die Migrationserfahrung der Eltern. Wir<br />
gruppieren die Jugendlichen also danach, ob<br />
ihre Eltern aus dem Ausland in die Schweiz<br />
eingewandert sind und aus welchem Land sie<br />
gekommen sind. Gleichzeitig zeigen wir einige<br />
ausgewählte Merkmale des sozio-ökonomischen<br />
Hintergrunds der Migrantengruppe.<br />
13<br />
Die Klassifikation<br />
in «Ausländer»<br />
und «Schweizer»<br />
ist irreführend