1282
178 MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 1283* KAMINPENDULE „THESEE INTERROGEANT HIPPOLYTE“, Empire, das Modell von E. BLAVET (Etienne Blavet, tätig um 1780/1820), das Zifferblatt sign. GRIEBEL RUE VIVIENNE No. 13 (dort tätig 1812-1815), Paris um 1805/10. Matt- und glanzvergoldete Bronze sowie „Vert de Mer“-Marmor. Auf prunkvollem Thron sitzender Theseus mit Schwert, vor ihm stehender Hippolytos mit Pfeilbogen, Löwenfell und Hund, auf Rechteckpostament mit gequetschten Kugelfüssen, auf rechteckiger Platte. Ersetztes Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Feine vergoldete Applikationen in Form eines Reliefs mit Hippolytos, der aus seinem Streitwagen stürzt, Blumenkränzen und Rädern. 51,5x18x49 cm. Provenienz: - Galerie Carroll, München. - Aus einer hochbedeutenden deutschen Privatsammlung. Eine modellogleiche Pendule aus dem Besitz von Pauline Bonaparte (heute Bestand der Sammlungen der englischen Botschaft in Paris) ist abgebildet in: J.D. Augarde, Bronze et bronziers sous le Directoire et l’Empire, in: L’Objet d’Art 398 (2005); S. 85 und in: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 370 (Abb. 5.13.14). 1283 Hippolytos war Sohn des Theseus und der Amazone Antiope. Als passionierter Jäger hatte er sein Leben der Göttin Artemis geweiht und verachtete die Liebesgöttin Aphrodite, daher wies er die Liebe seiner Stiefmutter Phaidra zurück, Theseus’ zweiter Gattin, und liess sich nicht von ihr verführen. Verletzt, gedemütigt und rachsüchtig klagte Phaidra ihn bei Theseus an und behauptete, Hippolytos habe ihr nachgestellt. Der alternde Theseus glaubte den Lügen seiner jungen schönen Gemahlin und verfluchte Hippolytos bei Poseidon. Der Meeresgott hörte den Fluch und sandte umgehend eine Strafe: Als sich der junge Jäger auf einer Wagenfahrt befand, sandte Poseidon einen ungeheuren Stier, der die Pferde des Hippolytos scheu machte, den Jüngling vom Wagen stürzen und zu Tode schleifen liess. Aus Trauer und Verzweiflung folgte Phaidra ihm in den Tod und beging Selbstmord. Etienne Blavet, Giesser und Ziseleur, führte im ausgehenden 18. Jahrhundert bis 1812 ein Atelier in der Rue de Harley, später in der Rue Saint-Martin. Der Emailleur Griebel führte seine Werkstatt bis 1812 in der Rue de Tournon, später in der Rue Vivienne und erhielt 1805 ein Brevet für ein transparentes Zifferblatt, 1812 für seine tragbaren „pendules veilleuses“. Lit.: Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1976; S. 275 (biogr. Angaben zu Griebel). CHF 25 000.- / 45 000.- (€ 15 630.- / 28 130.-) Siehe Abb.
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