AU PETIT BACCHANT - Koller Auktionen
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186<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1297*<br />
1 PAAR KLEINE BRULE-PARFUMS „<strong>AU</strong> MERCURE“, Empire,<br />
Paris um 1815.<br />
Matt- und glanzvergoldete Bronze sowie dunkelgrün/brauner,<br />
weiss geäderter Marmor. Schmaler Vasenkörper mit durchbrochenem<br />
Deckel und Rundfuss, auf gestuftem Rechtecksockel. Die<br />
Wandung mit fein reliefierter, mythologischer Szene. Vergoldete<br />
Beschläge und Applikationen in Form von Merkurköpfen, Rosetten<br />
und Zierfries. H 34 cm.<br />
Provenienz: Aus einer hochbedeutenden deutschen Privatsammlung.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 250.- / 9 380.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1298*<br />
KOMMODE „<strong>AU</strong>X EGYPTIENNES“, sog. commode „à l’anglaise“,<br />
Consulat/Empire, wohl von JACOB FRERES RUE MESLEE (Zusammenarbeit<br />
von George II und François Honoré George Jacob, 1796-<br />
1803), Paris um 1800/03.<br />
Mahagoni gefriest. Rechteckiger Korpus auf profiliertem Sockel.<br />
Architektonisch gegliederte, doppeltürige Front mit 3 Lisenen.<br />
Inneneinteilung mit 4 Schubladen „à l’anglaise“. Ausserordentlich<br />
feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen<br />
in Form von Isis mit Geierhaube, Lotusblüten, stilisierten<br />
Musikinstrumenten und Zierfries. „Granit Gris“-Platte.<br />
144x58,5x94,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Galerie Carroll, München.<br />
- Aus einer hochbedeutenden deutschen Privatsammlung.<br />
Feine und sehr frühe Empire-Kommode von bestechender Qualität.<br />
1297 1298 (Detail)<br />
Eine sehr ähnliche Kommode war im Besitz des Ministers Comte Mollien und<br />
ist heute im Musée Marmottan ausgestellt. Eine weitere Kommode gehörte zu<br />
den Sammlungen der Familie Demidoff in Fratolino und wurde bei Sotheby’s<br />
Florenz am 22.4.1969 (Katalognr. 250) verkauft, eine dritte war Bestand der<br />
Sammlungen von Thurn und Taxis.<br />
Der Einfluss ägyptischer Motive auf das Kunsthandwerk und die Architektur<br />
in Europa lässt sich in verschiedenen Epochen nachweisen. Das Sphingenmotiv,<br />
als Symbol der „Ägyptomanie“, findet sich in der französischen Kunstgeschichte<br />
bereits während der Regierungszeit von Louis XIV - wie z.B. die Marmorfiguren<br />
von Baillon für den Garten von Versailles -, im gesamten 18. und frühen 19.<br />
Jahrhundert. Vor allem der Neoklassizismus mit seiner markant inhaltsorientierten<br />
Auseinandersetzung bediente sich dieser antikisierenden Motive.<br />
Durch die Schrift von Quatremère de Quincy 1775, „Quel fut l’état de<br />
l’architecture chez les égyptiens et qu’est-ce que les grecs paraissent leur avoir<br />
emprunté?“ gelangten viele neue Impulse in das europäische Kunsthandwerk.<br />
Es gibt zwei Strömungen dieser ägyptisierenden Formensprache: Die eine ist<br />
von pittoreskem Charakter und übernimmt die Einflüsse, wie für das späte 18.<br />
Jahrhundert üblich, auf schematisch-dekorative Weise. Die zweite richtet sich<br />
nach den originalen Vorbildern, die durch eine Vielzahl von Dokumenten,<br />
Berichten, Zeichnungen und Skizzen von Napoleons Feldzug durch Ägypten<br />
nach Europa gebracht wurden.<br />
Am 13. April 1796 überschrieb G. Jacob die florierende Firma seinen beiden<br />
Söhnen Georges II und François-Honoré-Georges. Die Zusammenarbeit der<br />
Gebrüder Jacob war nur von sehr kurzer Dauer und wurde durch den plötzlichen<br />
Tod von Georges II beendet.<br />
Die Werke der Jacob Frères gehören zu den elegantesten und innovativsten der<br />
Jahre um 1800. Die „Légèrte“ der Formgebung, die neuen Dekorationen „à<br />
l’égyptien“ oder „à l’antique“, die perfekte Ausführung und die Verwendung<br />
von bestem Mahagoni-Furnier waren die Markenzeichen ihrer Arbeit. D.<br />
Ledoux-Lebard hält diesbezüglich Folgendes fest: „Ces qualités les classent<br />
parmi les plus belles productions de cette maison, et leur relative rareté, vu la<br />
brièvite de cette période, ajoute encore à leur intêret.“ in: Le mobilier français<br />
du XIXe siècle, Paris 1989; S. 272-279 und 293f.<br />
In den „Expositions des produits de l’industrie française“ jener Jahre erhielten<br />
die Brüder stets die höchsten Auszeichnungen, obwohl die Konkurrenz aus den<br />
bedeutendsten Kunsthandwerkern bestand. Trotz der Konkurrenz arbeiteten<br />
sie manchmal zusammen für die Paläste des angehenden Kaisers Napoleon<br />
und seine Entourage. Kaiserin Joséphine gab oft „ce qu’il y a de mieux“ in<br />
Auftrag, und Napoleon erinnerte sich noch während seines Exils auf Sankt<br />
Helena mit Entsetzen an die horrende Rechnung der Jacob Frères. Nebst den<br />
Bonapartes war Madame de Recamier die wichtigste Kundin des Unternehmens,<br />
sie liess eine Vielzahl von Möbeln herstellen, die zu den bedeutendsten der<br />
Directoire-Epoche gehören.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 434<br />
(biogr. Angaben).<br />
CHF 90 000.- / 140 000.-<br />
(€ 56 250.- / 87 500.-)<br />
Siehe Abb.