32 > gen – unter anderem, um den gestiegenen Bedarf decken zu können. Wesentlicher Bestandteil dieses Verfahrens: ein neu entwickelter Katalysator. Obwohl dieser Methylmercaptan-Kat seine Dienste ab 2002 in einer Anlage in Wesseling bei Köln durchaus zufriedenstellend verrichtete, ruhten sich Weck becker und sein Laborleiter Dr. Hubert Redlingshöfer auf dem Erreichten nicht aus. In zielgerichteten Versuchsreihen variierten sie unter anderem die chemische Zusammensetzung des Kats, seine Kristalleigenschaften und seine Oberflächenbeschaffenheit. „An - schließend testeten wir unter praxisnahen Bedingungen die Muster, die wir in Mengen von wenigen Kilogramm herstellten“, erinnert sich Weckbecker. Zwar war die Freude groß, als sie einen deutlich verbesserten Katalysator fanden, doch ganz am Ziel waren die Forscher noch nicht. Nun galt es, ihn im Tonnen- Maßstab zu produzieren – eine Auf gabe, die Weckbecker und Redlingshöfer gemeinsam mit den Spezialisten um Chen zu lösen hatten. Viele Katalysatoren er innern sich gleichsam an ihre Herkunft – es bedarf viel Know-how, damit sie als Massenprodukt nicht hinter der Leistung der Labormuster zurückbleiben. 2005 war es endlich so weit, und die zweite Kat- Generation kam in einer Wesse linger Anlage zu ihrem ersten echten „Masseneinsatz“. „Seitdem hilft sie, die Ausbeute deutlich zu erhöhen“, sagt Weckbecker im Jargon des Chemikers. Soll heißen: Um eine bestimmte Menge des Zwischenproduktes Methyl mercaptan zu erzeugen, müssen weniger Rohstoffe verbraucht werden. Weniger Rohstoffe bedeutet zunächst einmal: weniger Kosten. Heißt aber auch: Es werden Ressourcen geschont und Energie gespart. Schließlich entstehen auch weniger Abfallprodukte, die abgetrennt und verbrannt werden müssen. Genaue Zahlen sind Betriebsgeheimnis, doch: „Bei Rohstoffen und beim Abfall geht es um Mengen von mehreren Hundert Tonnen pro Jahr“, so Weckbecker. DER KAT UND DAS HÜHNERFUTTER Angesichts dessen spielt es kaum eine Rolle, wie teuer der Kat selbst ist. „Aus unserer Sicht geht es nicht vorwiegend darum, möglichst kostengünstige Katalysatoren zu entwickeln, sondern solche, die ihre Aufgabe optimal verrichten – so ist die Wertschöpfung am größten“, erläutert Weckbecker. Letztlich profitiert die gesamte D,L- Methionin-Produktion vom verbesserten Methylmercaptan-Prozess. Mit Methionin Eine Handvoll Zukunft: oxidisches Trägermaterial zur Katalysatorfertigung, sogenannte Extrudate (links). Die <strong>Evonik</strong>-Forschungsleiter Dr. Baoshu Chen und Dr. Christoph Weckbecker im Gespräch, am Monitor die chemische Strukturformel des Katalyse-Abfallprodukts Glyzerin (rechts) lassen sich Nährstoffmängel insbesondere bei Geflügel ausgleichen. Tiere wachsen nur dann optimal, wenn die Bau steine für dieses Wachstum, die Aminosäuren, jeweils in den richtigen Mengen bereit stehen – ähnlich wie auf einer Baustelle, auf der die Arbeit nur dann zügig vorangehen kann, wenn es weder an Sand noch an Kalk, Zement, Kies, Ziegelsteinen oder Wasser fehlt. Im natürlichen Futter ist häufig der Baustoff Methionin relativ zu den anderen Aminosäuren in zu geringen Mengen vorhanden. Enthält das Futter zu wenig Methionin, können Hühner diese anderen Aminosäuren nicht vollständig verwerten und scheiden sie ungenutzt wieder aus. Das Institut für Ener gie - und Umweltforschung Heidelberg GmbH hat in einer Öko bilanz zwei Fütterungsmöglichkeiten miteinander verglichen: Weizen und methionin reicher Sojaschrot auf der einen Seite und die Zugabe von synthetischem Methionin zum Weizen auf der anderen Seite. Das Ergebnis spricht klar für das synthetische Methionin: Die Böden werden weniger überdüngt und übersäuert, der Energieverbrauch sinkt auf ein Sechstel. „Doch die Story um Katalysatoren für die D,L-Methionin-Produktion ist nur Teil einer noch größeren Geschichte“, sagt Karlheinz Drauz. Die Buchstaben D, L deuten das Fachleuten an, denn sie zeigen, dass es sich >
EVONIK-MAGAZIN 3/<strong>2008</strong> KATALYSE PRODUZIEREN 33 Katalysatoren erinnern sich an ihre Herkunft Optimierung im Labor: Zielgerichtete Versuchsreihen variieren die chemische Zusammensetzung der Kats, ihre Eigenschaften und Beschaffenheit