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Hinz&Kunzt_353_Juli

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WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Fotostrecke<br />

„Verwunschene Berge“<br />

nennt man die Nordalbanischen<br />

Alpen (links).<br />

Hajdar Bardhi in seinem<br />

Haus. Er ist eine Burrnesha,<br />

sein Frauenname<br />

war Fatime.<br />

V<br />

on Albanien wusste ich nichts. Ich hatte keine<br />

Vorstellungen über das Land, die Kultur, die<br />

Sprache. Und ich muss sagen: eine überwältigende<br />

Landschaft, eine große Gastfreundschaft.<br />

Wobei der Süden entlang der Adria und dem<br />

Ionischen Meer vergleichsweise touristisch ist. Aber im<br />

Länderdreieck zwischen Montenegro, dem Kosovo und<br />

Nordalbanien ist es sehr, sehr abgeschieden und anders als<br />

alles, was ich bisher kannte.<br />

Wir waren meist zu Fuß unterwegs: ein Journalist,<br />

ich als Fotograf und unsere Übersetzerin. Es gibt wenig<br />

befestigte Straßen.<br />

Was in Nordalbanien besonders ist, ist das „Kanun“ –<br />

das Gewohnheitsrecht. Ein Werte-Gesetz, das uralt ist. Nach<br />

dem leben die Leute dort, es hat sogar Vorrang vor dem<br />

zivilen Gesetz und sorgt auch dafür, dass man einen Gast<br />

nicht abweist, sondern ihm sein Haus öffnet.<br />

Oder die „Schwurjungfrauen“, albanisch: „Burrnesha“.<br />

Sie leben ausschließlich in Nordalbanien. Wir haben zufällig<br />

eine kennengelernt, die uns ihre Geschichte erzählte: Als sie<br />

15 Jahre alt war, starben ihr Vater und ihr älterer Bruder, und<br />

sie sollte als die nun Älteste die Familie versorgen. Sie schnitt<br />

sich die Haare ab, nahm einen männlichen Vornamen an<br />

und schwor, dass sie selbst nie eine Familie gründet. Von da<br />

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