Hinz&Kunzt_353_Juli
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />
Stadtgespräch<br />
Meldungen<br />
Menschen in Wohnungsnot<br />
Diakonie fordert Neustart<br />
Mindestens 13.000 Haushalte in Not warten in Hamburg auf eine passende<br />
Wohnung – Tendenz steigend. Darauf hat das Hamburger Bündnis für eine<br />
soziale Wohnungspolitik hingewiesen. „Die Lage für Wohnungsnotfälle ist und<br />
bleibt dramatisch“, sagt Landespastor und Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Herausgeber Dirk Ahrens<br />
stellvertretend für das Bündnis. Zu den Betroffenen gehören Wohnungslose,<br />
alleinerziehende Frauen, Menschen mit Mietschulden oder mit Assistenzbedarf.<br />
Sie sind nicht nur arm, sondern können die Wohnungssuche nicht alleine meistern.<br />
Deshalb erhalten sie einen Dringlichkeitsschein, damit ihnen die Ämter eine<br />
Wohnung vermitteln. Ein Grund dafür, dass viele von ihnen bislang vergeblich<br />
warten: Zum wiederholten Mal hat der Senat vergangenes Jahr sein selbst<br />
gestecktes Ziel von 300 neuen Wohnungen für diese Personengruppe verpasst.<br />
Fertiggestellt wurden nur 101 Sozialwohnungen mit entsprechender Bindung.<br />
Angesichts dessen fordert Ahrens, dass jede zweite neue Sozialwohnung für<br />
Menschen mit Dringlichkeitsschein bereitgestellt wird. Außerdem solle der Anteil<br />
der Sozialwohnungen bei Neubauprojekten von einem Drittel auf 50 Prozent<br />
angehoben werden. Ahrens: „Wir brauchen jetzt einen echten Neustart.“ JOF<br />
•<br />
Notschlafstellen für junge Obdachlose<br />
Keine Schlafplätze in Sicht<br />
Ab Oktober sollen junge Obdachlose Zuflucht in zwei Hamburger Notschlafstellen<br />
finden. Doch ob das klappt, ist unklar: Auf die europaweite Ausschreibung<br />
der Sozialbehörde hat sich kein Träger beworben, bestätigte Behördensprecher<br />
Martin Helfrich gegenüber Hinz&<strong>Kunzt</strong>. Das Konzept sieht vor, dass junge Erwachsene<br />
zwischen 18 und 27 Jahren in den Einrichtungen beraten und innerhalb<br />
von sechs bis acht Wochen an weiterführende Hilfen vermittelt werden. In einer<br />
Stellungnahme des Sozialarbeiter:innen-Bündnisses „Arbeitskreis Wohnraum<br />
für junge Menschen“ wird als größte Schwierigkeit die Suche nach geeigneten<br />
Räumen bis Oktober genannt. Auch das Finanzierungsmodell sei nicht umsetzbar.<br />
Die Behörde hält an ihrem Vorhaben fest und will nun in Absprache mit den potenziellen<br />
Trägern eine angepasste Ausschreibung auf den Weg bringen. BELA<br />
•<br />
Steigende Lebensmittelpreise<br />
Überlastete Tafeln<br />
Angesichts einer stark gestiegenen Nachfrage sind die Hamburger Tafeln am<br />
Limit. „Wir erleben einen sprunghaften Anstieg von bedürftigen Menschen“, sagt<br />
Geschäftsführer Jan Henrik Hellwege. Als Grund für den hohen Andrang nennt<br />
er vor allem die gestiegenen Lebensmittelpreise: „Bei vielen Familien, die bislang<br />
gerade so ausgekommen sind, reicht es jetzt nicht mehr.“ Laut Hellwege mussten<br />
19 von 31 Hamburger Ausgabestellen mittlerweile einen Aufnahmestopp verhängen<br />
(Stand: 20.6.). Die restlichen Stellen würden mit Wartelisten arbeiten.<br />
Immerhin: Das Spendenaufkommen an Lebensmitteln stabilisiere sich mittlerweile,<br />
außerdem hätten sich zuletzt viele Helfer:innen gemeldet. Dennoch ist die<br />
Hilfsorganisation immer auf der Suche nach Freiwilligen, insbesondere nach<br />
Fahrer:innen und Beifahrer:innen zum Abholen von Lebensmitteln. LG<br />
•<br />
Hartz IV<br />
Sanktionen auf Eis gelegt<br />
Der Bundesrat hat ein einjähriges<br />
Sanktionsmoratorium beschlossen,<br />
das ab 1. <strong>Juli</strong> in Kraft treten soll. Die<br />
Ampelkoalition hatte sich in ihrem<br />
Koalitionsvertrag auf die Maßnahme<br />
geeinigt. Bereits im Mai hatte der<br />
Bundestag dafür gestimmt. Das<br />
Moratorium soll ein erster Schritt in<br />
Richtung eines Bürgergeldes sein.<br />
Wie dieses konkret aussehen soll, ist<br />
allerdings weiterhin unklar. Der Paritätische<br />
Wohlfahrtsverband kritisiert das<br />
beschlossene Moratorium als unzureichend<br />
– weil Sanktionen bei mehrmaligen<br />
Terminversäumnissen auch<br />
weiterhin möglich sind. Die bayerische<br />
Gesundheitsministerin Ulrike<br />
Scharf (CSU) hingegen sorgt sich angesichts<br />
wegfallender Sanktionen vor<br />
einer Abkehr vom Sozialstaatsprinzip<br />
des Forderns. Nach Angaben der<br />
Bundesagentur für Arbeit sind bislang<br />
jährlich rund 3 Prozent der Leistungsempfäng<br />
er:innen von Sanktionen<br />
betroffen. LG<br />
•<br />
Armut<br />
Kostenlose Ausweise<br />
Rund 1500 kostenlose Ausweispapiere<br />
hat das Bezirksamt Mitte zwischen<br />
Mai 2021 und April 2022 für<br />
Obdachlose und andere bedürftige<br />
Menschen ausgestellt. Als erstes<br />
Bezirksamt in Hamburg übernimmt<br />
die Verwaltung in Mitte seit Mai 2021<br />
die Gebühren für die Beantragung<br />
eines Personalausweises für mittellose<br />
Menschen ohne festen Wohnsitz. Ein<br />
Personalausweis ist zum Beispiel zum<br />
Erhalt von Sozialleistungen wichtig.<br />
Aus Sicht des Bezirksamtes ist das<br />
Projekt eine Erfolgsgeschichte, die<br />
man gerne fortschreiben möchte.<br />
Am 23. Juni (nach Redaktionsschluss)<br />
stimmte die Bezirksversammlung<br />
über eine Fortführung ab. Mit einer<br />
Zustimmung ist zu rechnen. JOF<br />
•<br />
9