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Hinz&Kunzt_353_Juli

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<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

Kinofilm des Monats<br />

Festspiel für<br />

ein Genie<br />

FOTOS: KIRAN WEST (S. 54), G2 BARANIAK (OBEN), PRIVAT<br />

Theater<br />

Fazit eines Lebens<br />

Ausstellung<br />

Rohstoffe für die Fotokunst<br />

Die Ära des Silbergelatineabzugs ist<br />

vorbei und damit auch der massenhafte<br />

Abbau des Edelmetalls zugunsten<br />

der Fotoproduktion. Doch auch die<br />

Generation Insta knipst nicht ohne<br />

Materialaufwand: Coltan, Kobalt und<br />

seltene Erden werden oft unter problematischen<br />

Bedingungen in China<br />

oder im Kongo gefördert und verarbeitet,<br />

bevor sie im Smartphone zum<br />

Einsatz kommen. Die Ausstellung<br />

„Mining Photography“ rückt Rohstoffe<br />

der Bildproduktion in den Fokus<br />

und verdeutlicht, welchen ökologischen<br />

Fußabdruck das Medium im<br />

Lauf der Geschichte hinterlässt. Gezeigt<br />

werden historische und aktuelle<br />

Bilder, Fachleute aus Geologie, Kunst<br />

und Klimaforschung sind zu hören. •<br />

Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz,<br />

ab Fr, 15.7., Di–So 10–18 Uhr,<br />

Do bis 21 Uhr, Eintritt 12/8 Euro, unter<br />

18 Jahren frei, www.mkg-hamburg.de<br />

Eine Biografie, drei Perspektiven:<br />

Martha, ihre Tochter und ihre<br />

Mutter sind sich nicht einig.<br />

Irgendwo lief die Sache aus dem Ruder – soweit ist Marthas Lebensbilanz klar.<br />

Geschieden, knapp bei Kasse, das Verhältnis zur Tochter brüchig, das hätte alles<br />

besser ausgehen können. Wo hat Martha falsch entschieden? Oder steckt der<br />

Fehler im System? „Goldes Wert“ ist ein Bühnenstück über feministische Grundfragen.<br />

Bitte Handys mitbringen! Die Inszenierung wird virtuell ergänzt. •<br />

Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23, ab Fr, 29.7., Eintritt 20,50/13,90 Euro (VVK),<br />

22/15 Euro (AK), https://sprechwerk.hamburg<br />

Jazz live<br />

Alex Petratos Quartett<br />

Jeden Montag Live-Jazz, bei gutem<br />

Wetter draußen, mit phänomenalem<br />

Blick auf Hafen und Elbe: der Hafenbahnhof<br />

ist einer der urigsten Clubs<br />

in Hamburg. Wenn Drummer Alex<br />

Petratos – er ist noch Student an der<br />

HfMT – mit seinem „Strings and<br />

Lutes“-Quartett (plus Niklas Werk,<br />

Lucas Etcheverria und Melanie<br />

Streitmatter) eigene Kompositionen<br />

spielt, können die Gäste sicher sein,<br />

etwas Brandneues zu entdecken –<br />

Summer-Vibes schwingen mit! •<br />

Jazzraum im Hafenbahnhof, Große<br />

Elb straße 276, Mo, 25.7., 19.30 Uhr,<br />

Eintritt 9 Euro, www.jazzraum.de<br />

Über Tipps für August<br />

freut sich Annabel Trautwein.<br />

Bitte bis zum 10.7. schicken an:<br />

kult@hinzundkunzt.de<br />

So in etwa muss sich ein<br />

Trüffelschwein fühlen: Seit<br />

ich von den „Heino Jaeger<br />

Festspielen“ las, habe ich das<br />

seltene Empfinden, einen<br />

Schatz gehoben zu haben.<br />

Heino Jaeger, ein Hamburger<br />

Sprachkünstler, Zeichner,<br />

Maler und Satiriker, der posthum<br />

von Olli Dittrich, Heinz<br />

Strunk und Rocko Schamoni<br />

„der Meister“ genannt wird.<br />

„Wie konnte es geschehen,<br />

dass Heino Jaeger 25 Jahre<br />

ein Geheimtipp blieb? Wir<br />

haben ihn wohl nicht verdient“,<br />

schlussfolgerte Loriot.<br />

Wie das Genie in der<br />

Versenkung verschwinden<br />

konnte, ergründet der als<br />

„Festspiele“ getarnte Ausstellungsauftakt<br />

am 7.7. im Archäologischen<br />

Museum in<br />

Harburg. Da gibt es auch einen<br />

Film zu sehen: die Dokumentation<br />

„Heino Jaeger –<br />

look before you kuck“. Sie<br />

zeigt ein liebevolles, bisweilen<br />

verstörendes Porträt. Interviews<br />

mit Weggefährt:innen,<br />

Zeichnungen, Fotos und<br />

Tonaufnahmen ergänzen das<br />

Bild eines unmöglich zu kontrollierenden<br />

Außenseiters,<br />

der seine letzten Jahre mal<br />

freiwillig, mal unfreiwillig in<br />

psychiatrischer Behandlung<br />

verbrachte.<br />

Fazit: Jaeger erfand ein<br />

humoristisches Gegenmodell<br />

zur traumatisierten Nachkriegsgesellschaft,<br />

das den<br />

Schenkelklopfern seiner Zeit<br />

Jahre voraus war. Die Ausstellung<br />

„Heino Jaeger: Man<br />

glaubt es nicht“ gastiert weitere<br />

Wochen im Museum. •<br />

André Schmidt<br />

geht seit<br />

Jahren für<br />

uns ins Kino.<br />

Er arbeitet in der<br />

PR-Branche.<br />

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