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BLICK ÜBER DEN TELLERRAND • NON SOLO NOI In der MITEINANDER/AUSGABE 2012-6 wurde Michael Gaismair mit seinem Lebenslauf vorgestellt. In dieser Ausgabe berichtet Dr. Erwin Schranz von Gaismairs Lebenswerk, der Tiroler Landesordnung von 1526. Michael Gaismairs Tiroler Landesordnung Aktuelles politisches Programm und zukunftsorientierter Verfassungsentwurf Ein entscheidender Wurf gelang Michael Gaismair mit seiner 1526 formulierten Tiroler Landesordnung, mit der er Tirol eine neue umfassende Staatsordnung geben wollte, als Grundlage für einen egalitären, christlich-demokratischen Knappen- und Bauernstaat. Er baute seine Erfahrung aus der revolutionären Bewegung und seiner Verwaltungstätigkeit in Brixen ein und konnte dank seiner Dienste als Schreiber des Landeshauptmannes Völs und als Sekretär des Fürstbischofs Sprenz ein vergleichsweise realistisches Programm für eine politische Neuordnung Tirols erstellen, das auf reformatorischen Überlegungen, vor allem inspiriert von Zwingli, und auf demokratischen Grundsätzen aufbaute – zur damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Die Berufung auf die Heilige Schrift und auf Gottes Gerechtigkeit leuchtet überall durch und findet sich vor allem in den ersten vier Artikeln; eine Art »positiver Gottesstaat« sollte entstehen. Die Prälaten als Symbolfiguren für den verweltlichten geistlichen Stand und der Adel werden darin als im Widerspruch zu Gottes Wort stehend ihrer gesellschaftspolitischen Funktion gänzlich enthoben. Offensichtlich sind die Anliegen der Bergpredigt zur Verwirklichung einer gerechten Welt Pate gestanden. Überall ist die Solidarität mit den Geknechteten spürbar und die Gleichheit zieht sich als Postulat durch den gesamten Verfassungsentwurf. Die Leibeigenschaft sollte zur Gänze abgeschafft sein – und blieb es auch; darin war Tirol auch in Zukunft ein herausragendes Beispiel. Die ganze Gemeinde sollte ihren Pfarrer selbst wählen – er würde nicht mehr von der kirchlichen Hierarchie eingesetzt. Im Gottesdienst sollte die Landessprache verwendet werden. Klöster und Ordenshäuser mussten geschlossen werden und hinfort als Spitäler und Altenheime dienen. Die Versorgung mit Heilmitteln für alle musste gewährleistet sein, ebenso Essen, Trinken und Kleidung und »alle Notdurft«. Auch die Richter mit acht Geschworenen als lokale Rechtsprechungs- und Verwaltungsorgane sollten gewählt werden und jeweils Montag Gericht halten. Sie »sollen von niemand nehmen«, sondern vom Land besoldet werden (10. Artikel). Adelige oder die Herrscherfamilie der Habsburger kommen nicht mehr vor. Sul numero 2012-6 di MITEINANDER/INSIEME, abbiamo introdotto il personaggio storico, Michael Gaismair con la cronologia della sua vita. Sul numero attuale, Dott. Erwin Schranz continua il suo articolo dedicato a Gaismair, raccontando degli Statuti del Tirolo del 1526, importante pietra migliare verso un’Europa democratica. Gli Statuti del Tirolo di Michael Gaismair Un programma politico attuale ed uno statuto innovativo Michael Gaismair mise a segno un bel colpo con i suoi Statuti del Tirolo formulati nel 1526, con cui voleva dare al Tirolo un nuovo e completo ordinamento, come base per uno stato egualitario e cristiano-democratico di minatori e contadini. Si avvalse della sua esperienza acquisita dal movimento rivoluzionario e dalla sua attività amministrativa a Bressanone. Grazie ai suoi servizi come Segretario del Capitano provinciale Völs e come Segretario del principe-vescovo Sprenz riuscì ad elaborare un programma realistico per un nuovo ordinamento politico del Tirolo, che si basava su riflessioni legate alla Riforma, ispirandosi soprattutto a Zwingli, e su principi democratici, che a quel tempo non erano dati per scontati. Il richiamo alla Sacra Scrittura e alla giustizia divina traspare ovunque e si ritrova soprattutto nei primi quattro articoli; doveva sorgere una sorta di «stato divino positivo» in cui i prelati come figure simboliche del clero secolarizzato e l’aristocrazia essendo in contraddizione con la parola di Dio vengono completamente sollevati dalla loro funzione socio-politica. Evidentemente è stato ispirato dalle parole del Sermone della Montagna che miravano alla realizzazione di un mondo giusto. Ovunque si percepisce la solidarietà con gli schiavizzati e l’uguaglianza ricorre come postulato nell’intero Statuto. La servitù della gleba doveva essere totalmente abolita, e questa situazione rimase invariata anche successivamente; in questo il Tirolo ha continuato a fungere da esempio eccellente. L’intera comunità doveva eleggere il proprio pastore, che non veniva più insediato dalla gerarchia ecclesiale. Durante il culto bisognava utilizzare la lingua nazionale. I conventi ed i monasteri dovevano essere chiusi e servire da ospedali e case di riposo. Doveva essere garantito l‘approvvigionamento di medicine per tutti, così come di cibo, bevande e vestiti e di «tutti i bisogni». Anche i giudici, con otto giudici popolari come organi giurisdizionali ed amministrativi, dovevano essere eletti e dovevano giudicare ogni lunedì. «Non devono prendere da nessuno», ma devono essere stipendiati dalla regione (articolo 10). Gli aristocratici o la famiglia regnante degli Asburgo non vennero più presi in considerazione. 20
Aus dem Vermögen der eingezogenen Adelsgüter und mit dem Zehent und Zins, der jetzt statt an die Kirche an das Gemeinwesen ging, sollten die Armen unterstützt werden. Eine systematische soziale Fürsorge, überwacht von der Landesregierung, sollte installiert werden, damit das Bettelunwesen aufhöre und der Lebensunterhalt aller gesichert sei. Auch die Bedeutung der Bildung kommt nicht zu kurz: Eine Universität war in Brixen vorgesehen, wobei drei Professoren mit »Studium der göttlichen Gesetze« der Regierung angehören sollten. An Zöllen sollten nur mehr Ausfuhrzölle eingehoben werden, während im Interesse der Konsumenten andere Zölle wegfielen. Im Sinne der Betonung des produktiven ländlichen Raumes sollten die Ringmauern der Städte und die Befestigungen der Burgen beseitigt werden. Das Ackerland musste vergrößert werden, »Moose und Sümpfe« trockengelegt, verbesserter Getreidebau und Obstkulturen samt veredeltem Weinbau eingeführt werden. Wegen des grassierenden Wucherproblems sollte die Kaufmannschaft reguliert werden und Trient das einzige Zentrum für das Handwerk werden; dies entspringt offensichtlich noch dem mittelalterlichen Weltbild einer Beschränkung und Kontrolle der handwerklichen Produktion (vgl. Zunftwesen) und wäre sicherlich auf Dauer nicht durchzuhalten gewesen. Auf eine Bergwerksordnung wurde großer Wert gelegt. Bodenschätze und ausländische Handelskonzerne wie die Fugger sollten vergesellschaftet, Gewinnbegrenzungen eingeführt werden und ein Grundeinkommen für jeden Arbeitenden sichergestellt sein. Im Sinne der Verbraucher war eine staatliche Kontrolle vorgesehen. An die Stelle des Naturallohnes sollte eine fixe Geldbesoldung treten und eine einheitliche Münzprägung sollte gewährleistet sein, wofür auch Kelche und kirchliche Kleinodien einzuschmelzen waren. Selbstbewusst spricht Gaismair im 7. Artikel der Landesordnung davon, dass man in »Gaismairs Land« das Wort Gottes »treulich und wahrhafftiglich allenthalben predigen und alle Sophisterei und Juristerei ausreiten und dieselben Bücher verbrennen solle«. Die verfassungsrechtliche Bedeutung der Tiroler Landesordnung Mit der Tiroler Landesordnung wird am Schnittpunkt zwischen Mittelalter und Neuzeit erstmals ein umfassender, in den meisten Punkten realistisch anmutender Verfassungsentwurf vorgelegt, der auf biblisch-religiösen, reformatorischen Grundlagen überraschend moderne Ansätze zeigt. Natürlich sind die Ausdrücke in diesem Dokument aus dem 16. Jahrhundert noch zeitgebunden und auch die »Oberkait« als traditionelles Machtgefüge wird betont. Der Verfassungsentwurf beschäftigt sich mit den staatlichen Zielen und der Macht des Staates und der Regierung, der Verteilung der Ämter samt Organbestellungen sowie den grundlegenden Rechten des Einzelnen. Die wesentlichen staatlichen Kernfunktionen spiegeln sich in dem frühen Verfassungsdokument wider: • eine Rechtsordnung mit staatlichen Organen und Friedenssicherungsaufgaben • Grundlagen des Zusammenlebens und der Bildung • wirtschaftliche Voraussetzungen und Infrastrukturleistungen für die Bevölkerung • Gerechtigkeitsfragen und sozialer Ausgleich Con il patrimonio dei beni nobiliari confiscati e con la decima e il censo, che invece di andare alla Chiesa andavano alla comunità, si dovevano sostenere i poveri. Doveva essere assicurata un’assistenza sociale sistematica, controllata dal governo regionale per abolire l’accattonaggio e per garantire il sostentamento di tutti. Anche l’importanza della cultura non viene sottovalutata: era prevista un’università a Bressanone, in cui tre professori che dovevano far parte del governo, avrebbero insegnato lo «studio delle leggi divine». Per quanto riguarda i dazi bisognava limitarsi ai dazi sulle esportazioni mentre venivano aboliti altri dazi nell’interesse dei consumatori. Per sottolineare l’importanza dello spazio rurale produttivo dovevano essere eliminate le mura di cinta delle città e le fortificazioni. Bisognava ampliare i terreni agricoli, bonificare «pantani e paludi», introdurre una migliore coltivazione di cereali e di frutta accanto ad una raffinata viticoltura. A causa del diffuso problema dello strozzinaggio bisognava regolare il commercio e Trento sarebbe diventato l’unico centro per l’artigianato; questo corrisponde ancora all’immagine medioevale di una limitazione e di un controllo sulla produzione artigianale (cfr. corporazione di arti e mestieri) e sicuramente non sarebbe stato sostenibile a lungo andare. Uno statuto minerario assumeva particolare importanza. Le risorse minerarie e i gruppi commerciali esteri come i Fugger dovevano essere statalizzati, introducendo limitazioni agli utili e garantendo un reddito di base per ogni lavoratore. Per i consumatori era previsto un controllo statale. Al posto della ricompensa in natura doveva subentrare uno stipendio fisso e doveva essere garantita una coniatura di monete unitaria per cui bisognava fondere anche i calici e i gioielli della Chiesa. Nell’articolo 7 dello Statuto Gaismair afferma con convinzione, che nel «paese di Gaismair» bisognava «predicare la Parola di Dio ovunque fedelmente, manifestando la verità ed eliminando tutti i sofismi e i cavilli giuridici bruciando i libri stessi che li contengono». La rilevanza costituzionale degli Statuti del Tirolo Con gli Statuti del Tirolo al crocevia fra il Medioevo e l’età moderna viene presentato per la prima volta uno statuto completo, nella maggior parte dei punti estremamente realistico, che presenta degli approcci sorprendentemente moderni su basi biblico-religiose, legate alla Riforma. Naturalmente le espressioni in questo documento del XVI secolo sono ancora influenzate dai tempi e viene sottolineata anche la «Oberkait» (l’autorità) come struttura di potere tradizionale. Gli Statuti trattano gli obiettivi statali e il potere dello stato e del governo, il conferimento degli incarichi incluso la nomina degli organi, così come i diritti fondamentali dei singoli. Le principali funzioni centrali statali si riflettono nel primo documento statutario: • un ordinamento giuridico con organi statali e compiti di mantenimento della pace • i principi della convivenza e della cultura • i presupposti economici e le infrastrutture per la popolazione • le questioni legate alla giustizia e l’equità sociale Vi è una considerevole adozione di moderni diritti fondamentali e libertà civili ed in parte un’anticipazione di secoli dei principi costitutivi. 21
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