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64 De Architectura Bars / Bar<br />
Christoph Mayr Fingerle<br />
Umbau der Erweiterung<br />
des „Batzenhäusl“ in Bozen<br />
Seit 1820 gehört das Batzenhäusl zu den<br />
traditionsreichsten Wirtshäusern der Stadt.<br />
Der Name dürfte von Batzen (Münzen) herrühren,<br />
für die man dort je ein Maß Wein<br />
bekommen hatte. Zwischen 1880 und 1914<br />
gestaltete es der Wirt Engelbert Trebo zu<br />
einem weitbekannten künstlerfreundlichen<br />
Treffpunkt, dessen Wände hunderte von<br />
Gemälden der bekanntesten zeitgenössischen<br />
Maler von Defregger bis Egger Lienz<br />
zierten. Dies verleihte dem Wirtshaus einen<br />
bis heute andauernden großen Bekanntheitsgrad.<br />
Nach dem Einschlag einer Fliegerbombe<br />
im Zweiten Weltkrieg kam es zu<br />
mehreren Umbauten, Besitzerwechseln und<br />
zum Verlust der Bildersammlung. Die Übernahme<br />
durch die Bozner Brau Gmbh 2001<br />
führte zu einer grundsätzlichen Erneuerung<br />
des Lokals und im Jahre 2002 zu einer<br />
Einbeziehung des angebauten Nachbarhauses<br />
und des angrenzenden Innenhofes.<br />
Bis 1989 war dort eine Sattler- und Tapeziererwerkstatt<br />
untergebracht. Mit der<br />
gegenüberliegenden Schmiede und der<br />
angrenzenden Wagnerei war diese Gegend<br />
seit 1910 ein kleines Handwerkerviertel, in<br />
dessen unmittelbarer Nähe sich auch die<br />
bekannte Weinkellerei Lageder befand.<br />
Das Projekt bezieht sich auf den Umbau<br />
dieser neu dazugewonnenen Bereiche.<br />
Erstmals seit vielen Generationen bilden<br />
die beiden Gebäude nicht nur baulich, sondern<br />
auch besitzmäßig eine Einheit. Das<br />
Erdgeschoss war von drei Seiten belichtet<br />
und trotz der reduzierten Grundfläche von<br />
ca. 80 m2 hatte es 9 Fenster- bzw. Türöffnungen.<br />
Es war von der Batzenhäuslgasse aus<br />
zugänglich und wirkte wegen seiner Nordlage<br />
und den mittelgroßen Fenstern eher<br />
geschlossen. Zum Hof hin war es nur mit<br />
einer Türe verbunden und lag ca. 50 cm<br />
unter dem Straßenniveau. Die 4 Fenster<br />
nach Norden blickten auf Räder und Stoßstangen<br />
parkender Autos; die Decke bei<br />
knapp 2.60 m über dem Boden wirkt drückend,<br />
ein Gefühl, das von 3 mächtigen, quer<br />
laufenden Stahlträgern verstärkt wurde.<br />
Aufgabe<br />
Das neue Lokal dient als Erweiterung und<br />
Ergänzung der knapp bemessenen Eingangsebene<br />
des Wirtshauses. Es soll der<br />
Atmosphäre eines gemütlichen Wirtshauses<br />
/ Weinlokals entsprechen und dient<br />
der Ausstellung und Präsentation hervorragender<br />
Weine sowie der Integration einer<br />
frei stehenden neuen Schnapsbrennerei.<br />
Ziel ist es, ein möglichst breites Publikum<br />
anzusprechen und zusammen mit dem<br />
angrenzenden Restaurant ein Spezialitätenlokal<br />
zu bieten mit typisch Südtiroler<br />
Küche. Der Raum soll mit und ohne Hof<br />
auch für kleinere Musikveranstaltungen<br />
und Theateraufführungen (Cabaret) adaptierbar<br />
sein. Dem Wunsch der Bauherren<br />
entsprechend soll das Projekt, bei niedrigen<br />
Kosten, in selbstverständlicher Art an die<br />
lokale Tradition anknüpfen und gleichzeitig<br />
eine zeitgenössische Architektursprache<br />
ausdrücken, ohne sich dabei eines „Designer-<br />
oder Architekturstylings“ zu bedienen.<br />
Eher handelt es sich um eine Rückbesinnung<br />
auf die Qualitäten von bestimmten<br />
„anonymen“ Wirtshäusern, wie z.B. das<br />
nahegelegene „Weiße Rössl“ oder die<br />
bekannte „Bottega del vino“ in Verona.<br />
Entwurfskonzept<br />
Oktober Ottobre 2003 turrisbabel 60<br />
Diese räumlich und programmatisch einengenden<br />
Rahmenbedingungen in Verbindung<br />
mit einem sehr anspruchsvollen Funktionsprogramm<br />
stellten an die Planung<br />
eine große Herausforderung. Einerseits<br />
musste die räumlich schwierige Situation<br />
entscheidend verbessert werden, andererseits<br />
sollte nicht gleich das ganze Haus umgekrempelt,<br />
sondern mit dem insgesamt<br />
doch charaktervollen Bestand gearbeitet<br />
und dessen Potenziale ausgereizt werden.<br />
Der Raum wird als Verbindungselement zwischen<br />
Straße und Innenhof definiert und in<br />
dessen Fortsetzung sollte er das Gefühl<br />
eines überdeckten Freiraumes vermitteln.