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Titelthema: Moosfrösche

TitelthemaNeue Vertreter

TitelthemaNeue Vertreter derMoosfrosch-GattungTheloderma:Taxonomie, Schutzstatus undErhaltungszuchtSeit vor über einem Jahrzehnt das Buch „Moosfrösche– Die Gattung Theloderma“ von Kunz et al.(2010) sowie ein Jahr zuvor die REPTILIA Nr. 77mit gleichnamigem Titelthema einen soliden Grundsteinfür die Thelodermen-Haltung in Europa legte,hat sich viel getan. Wissenschaftlich wurden neueArten beschrieben, einige andere verschwanden inSynonymen, neue Erkenntnisse zur Verbreitung undBiologie wurden publiziert und auch im Hobby hatsich das Artenspektrum stark verändert. Ein Update.Stück Rinde oder eben ein Moospolster erinnern. Fast allengemein sind die Y-förmig gegabelten distalen (vom Körperentferntesten) Fingerknochen (nicht oder nur ansatzweisegegabelt bei der nahe verwandten Gattung Philautus), dieTatsache, dass die Kopfhaut bei Theloderma nicht mit demSchädel zusammenhängend verknöchert (co-ossifiziert)ist (bei der nahe verwandten Gattung Nyctixalus ist diesder Fall) und die Verhaltensweise, dass Eier über Wasserin Baumhöhlen, Felsspalten oder auch über menschengemachtenWasserkörpern abgelegt werden (für weitereMerkmale siehe Poyarkov et al. 2015).Text von Philipp GinalDer wohl bekannteste und auch am weitesten inTerrarien verbreitete Vertreter der Gattung ist derVietnamesische Moosfrosch, Theloderma corticale(Boulenger, 1903). Dieser besticht durch sein unwirklichesÄußeres, welches an ein Moospolster erinnert und dasauch für den deutschen Trivialnamen Moosfrosch sorgte.Auch wenn die Gattung Theloderma landläufig als Moosfröschebezeichnet wird, sind nur einige Vertreter „echte“,also Moos imitierende Frösche.Wer gehört zu Theloderma?Die Gattung ist tatsächlich morphologisch sehr divers undbeinhaltet kleine bis große Froschlurche der Familie Rhacophoridae,die teils mehr oder weniger an eine Flechte, einZu den 16 erst in diesem Jahrtausend neu beschriebenenArten der Gattung gehört auch Theloderma annaeFoto: C. T. Pham12

TitelthemaTheloderma khoii wurde erst im Jahr 2022 als eigene Art erkannt und beschrieben Foto: T.T. NguyenDie Gattung Theloderma zeigt dennoch keine Synapomorphien,also Merkmale, die nur auf diese zutreffen, und istdaher nur durch die Kombination all dieser Merkmale charakterisiertworden. Gerade die verwandtschaftlichen Beziehungenzu den Gattungen Philautus und Nyctixalus sindnoch nicht abschließend geklärt, und so sind vor allem sehrkleine Vertreter morphologisch nur schwer einer Gattungzuzuordnen. Die Taxonomie inner- und außerhalb der GattungTheloderma ist somit immer noch in regem Wandel. Soenthält die Theloderma eine Vielzahl kryptischer Arten, dieeinerseits kaum morphologisch auseinanderzuhalten sind,dafür aber relativ hohe genetische Unterschiede zeigen, wiedie T.-asperum-Gruppe (T. asperum, T. albopunctatum, T. baibungense,T. pyaukkya) und Vertreter der Untergattung Stelladerma(T. stellatum und T. vietnamense), und andererseitssolche, die morphologisch deutliche Unterschiede zeigen,aber genetisch fast identisch sind, wie die T.-truongsonense-Gruppe(für Details siehe Poyarkov et al. 2015).Neben taxonomischen Unklarheiten führen die kryptischeLebensweise (später mehr dazu) und das relativ große Verbreitungsgebietder Gattung sowie das teils relativ kleineVerbreitungsgebiet mancher Arten dazu, dass immer wiederneue Taxa beschrieben werden. So ist wohl auch in dennächsten Jahren noch mit deutlichem Zuwachs zu rechnen.Alleine in diesem Jahrtausend wurden 16 neue Arten wissenschaftlichbeschrieben (siehe z. B. Rowley et al. 2011; Poyarkovet al. 2015; Nguyen et al. 2016; Sivongxay et al. 2016;Dever 2017; Poyarkov et al. 2018; Ninh et al. 2022). Damitsteigt die Zahl von den 16 in Kunz et al. (2010) vorgestelltenArten auf 31, worin allerdings auch die je drei Vertreter der(Unter)gattungen Nyctixalus und Stelladerma enthalten sind.Während die Gattung Nyctixalus mittlerweile recht sicherdie Eigenständigkeit als Gattung verdient hat, wird Stelladermanoch als Untergattung von Theloderma aufgefasst(für Details siehe Poyarkov et al. 2015, 2018; Dever 2017).Der Inbegriff eines Moosfrosches: Theloderma corticaleFoto: I. Rech13

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